2:2 gegen Darmstadt

VfL verdaddelt den Sieg – und niemand ist überrascht

Viel Freude ist bei den Profis des VfL Bochum derzeit nicht zu spüren, wenn sie auf dem Weg in die Kabine noch schnell ihr Statement zum Spiel abgeben sollen. Zumindest Kapitän Anthony Losilla stellt sich Woche für Woche den Fragen – und macht keinen Hehl daraus, wie frustrierend es ist, sich stets zu wiederholen. „Eigentlich erzähle ich immer das Gleiche“, sagte er nach dem 2:2 gegen Darmstadt im eigenen Stadion – dem vierten Unentschieden im vierten Heimspiel und dem achten Saisonspiel ohne Sieg. Sein Trainer sah es ähnlich und eröffnete die Pressekonferenz später mit den Worten: „Und täglich grüßt das Murmeltier!“

Das Siegen verlernt?

Jede noch so kleine Verbesserung unter seiner Leitung ist derzeit Makulatur, wenn das Ergebnis nicht stimmt. Wenn die Mannschaft zwar neuerdings selbst in Führung geht, aber anschließend so sehr um den Ausgleich bettelt, ist klar, dass der VfL völlig zu Recht dort steht, wo er derzeit platziert ist: auf dem vorletzten Tabellenrang. Die Frage, wen dieses Team überhaupt noch schlagen will, wenn nicht Dresden, Sandhausen oder Darmstadt, treibt nicht nur die Fans um. Auch den Spielern stehen große Selbstzweifel in die Gesichter geschrieben. Einzig die Verantwortlichen üben sich – so erlebt in der Mitgliederversammlung – in Zweckoptimismus.

Aber auch sie sollten längst erkannt haben, dass diese Mannschaft nur mit etwas Fantasie, großer Kraftanstrengung und Nachbesserungen im Winter den Zweitligaansprüchen genügen wird. Dabei war gegen ähnlich schwache Darmstädter theoretisch sogar der erste Saisonsieg möglich. Der VfL verdiente sich die Pausenführung, weil Silvere Ganvoula der einzige Bochumer ist, dessen Formkurve schon seit Wochen nach oben zeigt. Zunächst traf der Kongolese nach einem Handspiel vom Elfmeterpunkt, anschließend erzielten die Gäste nach einer Standardsituation das 1:1. Doch noch vor der Pause schnürte Ganvoula den Doppelpack und erzielte seinen sechsten Saisontreffer.

Die Sicherheit verloren!

Sicherheit brachte dieser Spielstand dem VfL aber keineswegs, das Unheil nahm seinen Lauf. Die Hausherren ließen sich mehr und mehr in die eigene Hälfte drängen, es gab kaum noch Entlastungsangriffe – eine Strategie, die nur selten zum Erfolg führt. Als Marcel Heller schließlich in der 85. Minute den Ausgleich erzielte, war unter den VfL-Fans wohl niemand ernsthaft überrascht. Trainer Thomas Reis benannte hinterher die Probleme, sprach von fehlender Cleverness, zu wenig Bewegung und verlorener Kompaktheit. Speziell die Auswechslung von Danilo Soares, der schon körperlich geschwächt in die Partie gegangen war, machte sich bemerkbar.

Denn weder auf der Linksverteidigerposition noch im defensiven Mittelfeld war der VfL im zweiten Durchgang ordentlich aufgestellt. Vitaly Janelt mühte sich von nun an in der Viererkette, und Robert Tesche schien mit jeder Tempoverschärfung derart überfordert, dass man sich fragen musste, ob denn wirklich keine bessere Alternative zu finden war. Offensichtlich nicht. „Wir können Danilo derzeit nicht ersetzen“, gab Reis später offen zu, dass links in der Viererkette eine brauchbare Option fehlt. Für die unzureichende Kaderplanung in diesem Sommer ist es nicht der erste Beleg. Aber auch diese Feststellung wiederholt sich nun Woche für Woche.

(Foto: Imago / eu-images)