Problemfall mit Ansage

VfL suspendiert Mousset: Wie es jetzt weitergeht

Diese Meldung ist eigentlich keine Überraschung mehr. Fast täglich war damit zu rechnen, im Grunde schon seit Wochen, aber spätestens seit Sonntagabend. VfL-Angreifer Lys Mousset hatte das Kunststück vollbracht, im Trainingslager zu spät zum Training zu kommen, obwohl der Übungsplatz der Bochumer direkt neben dem Teamhotel liegt. Chefcoach Thomas Letsch bestrafte ihn zunächst mit einem Ausschluss vom Mannschaftstraining. Mousset wurde individuell betreut. Am Montagmorgen gingen Letsch und VfL-Geschäftsführer Patrick Fabian noch einen Schritt weiter: Sie suspendierten Mousset und baten ihn, das Teamhotel im Laufe des Tages zu verlassen.

„Wir haben ihm immer wieder eine Chance gegeben, jetzt hat es keinen Sinn mehr“, sagte Patrick Fabian den anwesenden Medienvertretern in Jerez de la Frontera. „Das ist ziemlich enttäuschend, weil wir uns sportlich von ihm natürlich einiges erhofft haben. Aber irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir die Gruppe insgesamt schützen müssen.“ Nicht nur bei den genervten Fans, auch in der Mannschaft war das fehlende Engagement des Franzosen zuletzt immer wieder ein Thema. Das blieb auch den Verantwortlichen nicht verborgen, die im Abstiegskampf niemanden gebrauchen können, der ständig für Negativ-Schlagzeilen sorgt.

Letsch zieht einen Schlussstrich

Deshalb zogen sie am Montag die Reißleine. Lange hielt vor allem Thomas Letsch noch die schützende Hand über Mousset, auch wenn er sich dabei merklich zusammenreißen musste. Doch jetzt genügte ein einziger Satz, um das Kapitel aus sportlicher Sicht zu schließen: „Für mich ist das Thema Lys Mousset erledigt.“ An der Gesamtsituation – und auch am Fitnesszustand des 26-Jährigen – hatte sich in zurückliegenden Wochen trotz Bemühungen des Trainerteams wenig bis gar nichts geändert. Der im August verpflichtete Franzose brachte zwar die Erfahrung aus 99 Premier-League-Spielen mit nach Bochum, aber keine professionelle Berufsauffassung.

Der Angreifer war bereits mit Übergewicht und schlechten Ausdauerwerten im Ruhrgebiet angekommen und ließ auch anschließend den Ehrgeiz vermissen, an seinen Defiziten zu arbeiten. Für einen Bundesliga-Einsatz kam er nie infrage. Ganz abgehakt ist das Thema mit der Suspendierung aber noch nicht. Mousset wird zwar nicht ins Mannschaftstraining zurückkehren, doch sein Vertrag läuft noch anderthalb Jahre, und er bezieht für Bochumer Verhältnisse ein ziemlich gutes Gehalt. Eine einseitige Vertragsauflösung dürfte für den VfL aus juristischen Gründen eher schwierig werden. Die Verantwortlichen hoffen deshalb, dass Mousset in der laufenden Transferperiode einen neuen Verein findet.

Missverständnis mit Ansage

Welcher Klub sich angesichts der öffentlich bekannten Vorgeschichte aber für diesen Stürmer begeistern kann, ist eine berechtigte Anschlussfrage. Ebenso, welche Lehren der VfL aus diesem Fall ziehen wird, auch wenn die Führungsriege längst eine andere ist. Für den Transfer von Lys Mousset war seinerzeit noch Sebastian Schindzielorz zuständig, der den Spieler erst zur Vertragsunterschrift persönlich traf. Dass Mousset bereits in England mehrfach negativ aufgefallen war, wussten im August nicht nur aufmerksame und recherchierende Fans, sondern auch die Macher beim VfL. Trotz interner Warnungen brachte die sportliche Leitung den Deal zum Abschluss.

Dass seine Suspendierung nun dazu führt, dass die Bochumer in diesem Winter noch einen zusätzlichen Stürmer verpflichten, ist nicht ausgeschlossen, aber eher nicht zu erwarten. Denn Mousset war kein elementarer Bestandteil der Mannschaft, der ersetzt werden müsste. In Fankreisen fällt oft der Name Jürgen Locadia. Doch eine Rückkehr nach Bochum steht intern gerade nicht zur Debatte. Er überzeugte beim VfL zwar sportlich, war aber ähnlich schwer in die Mannschaft zu integrieren wie Mousset – und hat sich noch vor wenigen Monaten gegen das Vertragsangebot des VfL entschieden, um in den Iran zu wechseln. Von dort ist er nun wegen der politischen Lage geflohen.

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