Debatte

VfL-Kolumne: Bochum braucht eine Kurve, die zusammenhält

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Immer zu Wochenbeginn gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Stimmung im Stadion.

Fußballfans handeln manchmal widersprüchlich. Sie gönnen dem BVB 364 Tage im Jahr nicht das Schwarze unter den Fingernägeln, aber plötzlich soll genau dieser Klub ein Spiel gewinnen, weil es dem eigenen Verein helfen würde. Oder sie machen beim Bochumer Fanmarsch mit und posten später Fotos von der Choreografie im Stadion, fordern dann aber während des Spiels, genau die Gruppe rauszuwerfen, die all das überhaupt in die Wege geleitet hat. Zur Unzeit, nämlich in der Woche vor dem Saisonfinale, gibt es in Bochum also mal wieder Unstimmigkeiten in der eigenen Fankurve. Auslöser dafür: Der permanente Einsatz von Pyrotechnik während des Heimspiels gegen Bayer Leverkusen.

Es wäre verschenkte Lebenszeit, jetzt darüber zu philosophieren, wie man Ultras dazu bringen könnte, generell auf (verbotene) Pyrotechnik zu verzichten. Das wird nicht funktionieren. Wer das möchte, dem bleibt tatsächlich nur die Ultima Ratio: Kein Stadionzutritt mehr für Ultras. Das zieht nicht einmal der Verein ernsthaft in Erwägung, obwohl er in dieser Saison allein für Pyrotechnik Strafen in sechsstelliger Höhe zahlen muss. Wie so oft im Leben helfen eine differenzierte Betrachtung und eine zielgenauere Kritik. Man kann einzelne Aktionen kritisieren, ohne gleich eine engagierte Gruppe in ihrer Gesamtheit zu beschimpfen.

Natürlich sollten sich auch die Ultras hinterfragen und ihren Blickwinkel weiten. Als selbsternannte Chefs der Kurve haben sie eine besondere Verantwortung für die Atmosphäre im Stadion. Sie hätten am Sonntag gegen Leverkusen merken müssen, dass der permanente Einsatz von Pyrotechnik der Stimmung eher geschadet als geholfen hat. In diesen Situationen, ganz besonders im Saisonfinale, ist Fingerspitzengefühl und Flexibilität gefragt. Von außen entsteht leider oftmals der Eindruck, die Interessen der Gruppe stünden über den Interessen des Klubs.

Wie auch immer: Am Sonntag gegen Leverkusen hat sich die Kurve zwischen An- und Abpfiff nicht mit Ruhm bekleckert. Am Samstag in Bremen demonstrieren die mitreisenden Anhänger dann aber hoffentlich wieder den notwendigen Zusammenhalt. Ultras wie Nicht-Ultras, alle gemeinsam.


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(Foto: Marc Niemeyer)