Zweimal gegen den Ex-Klub

Top-Scorer Holtmann ist ein Mainzer Geschenk

Den Zweitklässlern der Bochumer Wilbergschule ist kurz vor Weihnachten ein YouTube-Hit gelungen. Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 2c haben mit ihrem Lehrer einen VfL-Song geschrieben und anschließend gemeinsam gesungen. Mehr als 25.000 Menschen haben das Video allein auf dieser Plattform schon gesehen. Auch über Facebook und Instagram hat sich das Video schnell verbreitet.

Zu den begeisterten Zuschauern gehört auch Gerrit Holtmann, denn Bochums Flügelflitzer spielt in dem Lied quasi die Hauptrolle. Auf die Melodie des bekannten „Wellerman“-Songs heißt es im Refrain: „Hier kommt der VfL! Der Holtmann, der ist superschnell! Erste Liga, wir sind da! Bochum, schieß ein Tor!“ Und genau das hat Bochums flinker Außenbahnspieler in den nächsten Tagen wieder vor.

Zwei Spiele gegen Mainz

Gleich zweimal trifft der VfL auf Holtmanns Ex-Verein, den FSV Mainz 05, für den er drei Jahre lang gespielt hat. Im Sommer 2020 ließen ihn die Rheinhessen schließlich ziehen, denn Holtmann war nur noch Reservist. Also wechselte er ablösefrei nach Bochum – ein Geschenk für den VfL. Denn seither ist er fast unumstrittener Stammspieler, hat nur wenige Partien verpasst. „Die Konkurrenzsituation beim Bundesligisten Mainz 05 war einfach eine andere als beim Zweitligisten VfL Bochum. Außerdem hatte ich in Mainz auch mit Verletzungen zu kämpfen. Wenn man alles aneinanderreiht, war ich da im Grunde eine komplette Saison raus“, erklärt der 26-Jährige seinen persönlichen Aufwärtstrend.

Nun kommt es sogar zum doppelten Wiedersehen mit seinem alten Arbeitgeber – am Samstag in der Bundesliga, am kommenden Dienstag dann im DFB-Pokal. „Ich freue mich extrem. Wir haben die Chance, Mainz in der Liga zu überholen und im Pokal ins Viertelfinale einzuziehen“, sagt Holtmann. Auf ihn werden viele Augenpaare gerichtet sein, denn der Linksfuß war gegen seinen Ex-Klub zuletzt schon zweimal erfolgreich: Ende 2020 im Pokal, und im Hinspiel, als er das erste Bochumer Bundesliga-Tor seit mehr als elf Jahren schoss. Holtmann umkurvte sechs verdutzte Mainzer zwischen Mittellinie und Fünfmeterraum, bevor er den Torhüter tunnelte. Dafür nominierte ihn die Sportschau nun auch für das Tor des Jahres. „Dieser Treffer war bis hierhin vielleicht der schönste meiner Karriere. In der Form wird es wohl so schnell nicht wieder passieren“, sagt er mit einem Grinsen.

Trainer Thomas Reis war zunächst wenig begeistert. „Wir standen draußen und dachten immer: schieß, schieß, schieß! Aber Gerrit lief immer weiter“, kommentierte der Trainer die Szene. Statt von der Strafraumkante direkt aufs Tor zu zielen, setzte Holtmann zum Sololauf an. „Weil ich nicht so viel Vertrauen in meinen rechten Fuß habe“, scherzte er seinerzeit. Und was sagt er heute dazu? „Es ist immer noch so, dass ich den linken Fuß bevorzuge. Aber wir arbeiten daran, dass ich für den Gegner schwerer ausrechenbar werde und somit auch mal auf den rechten wechsle, sei es bei einer Flanke oder beim Abschluss.“

Plötzlich Bochums Top-Scorer

​Ein klassischer Torjäger ist Holtmann allerdings auch mit dem linken Fuß nicht. Seine herausragende Stärke ist die Schnelligkeit. In der 2. Liga hat er sogar einen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt. Auch eine Klasse höher stellt Holtmann viele Abwehrreihen vor Probleme. An der Ballverarbeitung, an den Flanken und auch am Torabschluss müsse er weiter arbeiten, sagt Trainer Thomas Reis immer wieder. Doch erste Erfolge sind bereits zu erkennen. In 15 Bundesliga-Partien für den VfL kommt Holtmann auf zwei Tore und fünf Vorlagen. Damit ist er sogar Top-Scorer der Bochumer – und auch für die Nationalmannschaft der Philippinen wieder ein Kandidat. Gerrit Holtmann würde gerne für das Heimatland seiner Mutter spielen, erhielt im Mai 2021 seine erste Einladung. Dann aber fehlten wichtige Unterlagen. Sein Ziel bleibt klar: „Wir bleiben dran und ich hoffe, dass irgendwann ein Einsatz möglich ist.“

(Foto: Imago / Beautiful Sports)