Der Klick führt ins Leere. Wer auf der Website des VfL Bochum den zumindest schon angelegten Menüpunkt „U21“ auswählt, kommt nicht weiter. Informationen über die neue Oberliga-Mannschaft gibt es von offizieller Seite also noch nicht. Das verwundert insofern, weil der VfL dem reaktivierten Team intern eigentlich eine große Bedeutung beimisst – und auch die Konkurrenz mit neugierigen Augen auf die Entwicklungen an der Castroper Straße blickt. An diesem Sonntag wird erstmals nach zehn Jahren wieder eine Zweitvertretung der Bochumer in den Ligabetrieb starten. Für die Elf von Trainer Heiko Butscher beginnt die Saison in der Oberliga Westfalen auswärts beim TuS Ennepetal.
Neustart in der Oberliga
Die Initiative, die 2015 aus Kostengründen abgemeldete U21 wiedereinzuführen, ging kurioserweise zunächst von einem Fan des VfL aus. Er fand heraus, dass eine wieder angemeldete U21 laut Statuten des FLVW nicht in der Kreisliga C beginnen müsse – das nämlich hatten die Verantwortlichen des VfL stets so kommuniziert. Der damals noch recht neue und mittlerweile ehemalige Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian nahm diesen Hinweis dankend auf und brachte die neue U21 auf den Weg. Sie soll fortan einen Übergangsbereich von der U19 zu den Profis schaffen. Talente aus dem eigenen Stall können somit wieder in Ruhe und auf Wettkampfniveau an den Profifußball herangeführt werden.
Die allermeisten Spieler haben den VfL Bochum in den vergangenen Jahren nach der U19 verlassen, auch weil dem Verein ein Zwischenbau fehlte. Womöglich haben sich schon in früheren Altersklassen Talente gegen den VfL entschieden. Bis auf Bayer Leverkusen haben alle Profi-Klubs aus NRW ihre U21 bzw. U23 behalten. „Der Fußball im Herrenbereich ist ein komplett anderer Fußball als im Jugendbereich. Die jungen Spieler brauchen Körperlichkeit in den Zweikämpfen, brauchen Erwachsenenfußball. Wir bieten den Perspektivspielern durch die neue U21 optimale Rahmenbedingungen im Sinne der Ausbildung“, begründet Butscher die Entscheidung für die Wiedereinführung der U21.
Der 44-Jährige ist nicht nur Trainer der neuen Mannschaft, sondern auch Sportlicher Leiter der Nachwuchsabteilung. Für ihn endet am Sonntag eine holprige Vorbereitung und es beginnt eine Reise ins Ungewisse. Wie stark das komplett neuformierte Team ist, weiß zur Stunde niemand. Der 20-Mann-Kader besteht aus acht Spielern der letztjährigen U19 und zwölf externen Neuzugängen, wobei fünf davon beim VfL ausgebildet wurden. Dazu zählt unter anderem Dennis Grote als Kopf der Mannschaft. Der 37-Jährige ist von Zweitliga-Aufsteiger Preußen Münster an die Castroper Straße zurückgekehrt. Er soll neben seiner Rolle als Teamleader auch Aufgaben im Talente-Scouting übernehmen.
Rund eine Million Euro nimmt der VfL in der Premieren-Saison in die Hand. Was auffällt: Die externen Neuzugänge bringen zum Teil schon Regionalliga- oder Oberliga-Erfahrung mit, was den grundsätzlichen Anspruch der Bochumer untermauert: Perspektivisch ist der Aufstieg in die Regionalliga das Ziel. Noch nicht zwingend im ersten Jahr, obwohl der zuständige Verband auf Anfrage bestätigt hat, dass der VfL bereits im ersten Jahr ein Aufstiegsrecht besitzt. Schon über die Eingruppierung hatte es einen langen Rechtsstreit gegeben. 13 Konkurrenten haben dagegen geklagt, dass der VfL in der Oberliga beginnen darf. Die Statuten des FLVW sahen eigentlich einen Wiederbeginn in der Westfalenliga vor.
Doch das Präsidium des Verbandes nutzte seinen Handlungsspielraum, hob die 2020 getroffene Regelung wieder auf und ermöglichte einen Start in der Oberliga – natürlich sehr zur Freude des VfL. Anderenfalls wäre es schwer geworden, Talente von einer Unterschrift für die U21 zu überzeugen. Auch die Verzahnung mit dem Profiteam und der U19 ist nun einfacher möglich. Die Verantwortlichen haben den Kaderstamm der U21 möglichst klein gehalten, um starke U19-Akteure mit Einsätzen zu belohnen oder Jungprofis aus der Bundesliga-Mannschaft Spielpraxis zu ermöglichen. Kandidaten hierfür sind zum Beispiel Paul Grave, Mohammed Tolba, Lennart Koerdt, Mats Pannewig oder Niklas Jahn.
Saison mit Stadtderbys
Hinzu kommt: Die Duelle in der Oberliga Westfalen sind nicht nur sportlich reizvoll, sondern auch aus Fansicht sehr attraktiv. Mit Rot Weiss Ahlen, den Sportfreunden Siegen und dem SV Lippstadt zählen einige Traditionsklubs zu den Gegnern. Für den VfL gibt es sogar zwei Stadtderbys: gegen Wattenscheid 09 und Concordia Wiemelhausen. Spiele gegen einige dieser Mannschaften werden aus Sicherheitsgründen im Ruhrstadion stattfinden, ansonsten trägt der VfL seine Heimspiele auf seinem Leichtathletikplatz in unmittelbarer Stadionnähe aus. Genauere Informationen wird der Klub sicher noch kommunizieren – sofern der entsprechende Menüpunkt auf der Website bald mit Inhalt gefüllt wird.
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(Foto: Marc Niemeyer)