0:2-Niederlage in Mainz

Bochumer Abstiegssorgen: Zwischen Komfort und Krise 

Es hätte für den VfL Bochum ein recht entspannter Endspurt werden können. Mit einem Sieg beim direkten Konkurrenten in Mainz wäre der Revierklub fast uneinholbar enteilt. Bei zwölf Punkten Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegsplatz hätten die Verantwortlichen schon für das vierte Bundesliga-Jahr in Folge planen können. Stattdessen sind die Abstiegssorgen nach der 0:2-Pleite in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt wieder größer geworden – in erster Linie selbstverschuldet. Denn erneut war die Leistung nicht ausreichend für einen Punktgewinn. Der VfL ließ vor allem in der Offensive die Bundesliga-Reife vermissen. „Die Problematik ist nicht neu“, stellte Trainer Thomas Letsch hinterher fest. Nur äußerst selten kamen die Bochumer überhaupt in den Mainzer Strafraum, die biederen Gastgeber umgekehrt allerdings auch nicht. Dass sie trotzdem als Sieger vom Platz gingen, hatten sie einem höchst umstrittenen Elfmeter und einer schläfrig verteidigten Ecke zu verdanken.

Wieder Schiri-Ärger

Zum wiederholten Male echauffierten sich die Bochumer während und nach der Partie über die Entscheidungen des Unparteiischen. Sie fühlten sich benachteiligt. Matthias Jöllenbeck hatte nach einem Fußkontakt von Bernardo an Jae-sung Lee auf den Elfmeterpunkt gezeigt. Allerdings war Bochums Linksverteidiger mindestens gleichzeitig, vermutlich sogar etwas eher am Ball. „Es ist müßig, wieder darüber zu diskutieren“, sagte Sportdirektor Marc Lettau, der während des Spiels die gelbe Karte sah, weil er vehement einen Video-Check forderte. Der aber blieb aus, weil es aus Sicht des VAR keine klare Fehlentscheidung war. „Ich glaube, im Kölner Keller gab es um 15.30 Uhr Kaffee und Kuchen“, beschwerte sich VfL-Verteidiger Keven Schlotterbeck, der allerdings zugeben musste, dass die eigene Mannschaftsleistung (ebenso) unzureichend war. Im eminent wichtigen Kellerduell setzte es die vierte Niederlage in Folge. Der VfL steckt in einer Frühjahrskrise – und wieder mittendrin im Abstiegskampf.

Vorsprung schmilzt

Der Vorsprung auf Mainz und den Relegationsplatz ist auf sechs Punkte geschmolzen, die Ausgangsposition nur noch bedingt komfortabel. „Letzte Woche waren es noch neun, jetzt sind es sechs Punkte Abstand nach unten. Und wenn wir nicht aufpassen, sind es bald drei“, mahnt Bernardo zur erhöhten Wachsamkeit, während Trainer Letsch beruhigt: „Sechs Punkte Vorsprung zu diesem Zeitpunkt hätten vor der Saison vermutlich alle genommen.“ Geschäftsführer Patrick Fabian sieht das ähnlich: „Wir haben 25 Punkte, wir sind nicht kurz vor dem Abgrund. Aber wir müssen den Trend erkennen.“ Die nun anstehende Länderspielpause kommt jedenfalls zum richtigen Zeitpunkt, auch mit Blick auf die Verletztenliste. „Ein, zwei Spieler könnten gegen Darmstadt zurückkehren, die uns in der Offensive weiterhelfen“, stellt Lettau in Aussicht. Flügelstürmer Christopher Antwi-Adjei sollte bis dahin wieder fit sein, vielleicht auch Mittelfeldspieler Matus Bero und Defensivallrounder Tim Oermann.

Spieler außer Form

Ob das allerdings reicht? Die Startelf für das Spiel in Mainz kam der sonst üblichen Formation bereits ziemlich nahe. Das Problem: Auf einigen Positionen – speziell hinten rechts und im Angriff – fehlt merklich Qualität; erst recht, wenn Stammspieler fehlen. Hinzu kommt, dass Leistungsträger wie Takuma Asano, Kevin Stöger oder Ivan Ordets aktuell nicht in Form sind. Auch Trainer Thomas Letsch muss sich Kritik gefallen lassen. Das Bochumer Angriffsspiel konzentriert sich in dieser Saison sehr aufs Zentrum, die Flügel werden nur selten bespielt – dadurch ist der VfL leicht ausrechenbar. Großartige Änderungen sind knapp zwei Monate vor dem Saisonende nicht zu erwarten, Letsch setzt im Endspurt auf einfache Lösungen. Als Beispiel nennt der Fußballlehrer Standardsituationen, „die wir besser ausspielen müssen.“ Wenn auch das nicht klappt, „müssen wir hinten wenigstens die Null halten.“ Das ist dem VfL zuletzt im Januar gelungen. Seitdem wackelt auch die Defensive wieder.


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(Foto: Imago / Jan Huebner)