0:1-Niederlage in Leverkusen

Fan-Party und Schiri-Ärger: „Dunkelgelb gibt es nicht“

Passanten, die am Samstagabend den Grüngürtel an der BayArena streiften, konnten einen falschen Eindruck gewinnen. Die Fans der Heimmannschaft verließen das Stadion ziemlich schnell. Die Gäste dagegen feierten nach Schlusspfiff noch weiter, was auch außerhalb des Stadion gut zu hören war. Dass Bayer Leverkusen das Bundesliga-Duell gegen VfL Bochum mit 1:0 gewonnen hat, war für Unbeteiligte zunächst nicht ersichtlich.

Schon in den 90 Minuten zuvor wirkten die knapp 4.000 Bochumer fast wie Ruhestörer in der schmucken, ansonsten aber wenig stimmungsvollen Arena. Vor allem in der zweiten Halbzeit feierten sie ihr Team fast pausenlos und sorgten so für eine Heimspiel-Atmosphäre knapp 70 Kilometer von Bochum entfernt. Vielleicht eine clevere Idee, denn die Bilanz in der Fremde bleibt ausbaufähig. 10 seiner 13 Punkte holte der VfL daheim.

Frühes Gegentor

Daran änderte sich auch an diesem Wochenende nichts – obwohl die Bochumer nicht nur auf den Rängen ihr bestes Auswärtsspiel in dieser Saison machten. Schon nach in der zweiten Minute krachte der Ball nach einem Distanzschuss von Elvis Rexhbecaj an den Pfosten. Doch der einzige Treffer des Tages fiel nur 60 Sekunden später auf der anderen Seite. Nach einer Flanke von Jeremie Frimpong war Leverkusens Amine Adli mit dem Kopf zur Stelle, Bochums Keeper Riemann erwischte den Ball erst hinter der Torlinie.

In der Folge entwickelte sich ein offener, temporeicher Schlagabtausch, allerdings mit den klareren Chancen für die Gastgeber. Doch auch der VfL kam immer wieder gefährlich in Tornähe. Was fehlte: ein gelungener Abschluss. „Wir müssen unsere Umschaltmomente besser nutzen“, bemängelte Trainer Thomas Reis nach der Partie. „Das Thema ist bekannt.“ Mittelstürmer Sebastian Polter, der agile Takuma Asano und Christopher Antwi-Adjei blieben allesamt glücklos, ihre Teamkollegen ebenfalls. „Im letzten Drittel ist weiter viel Luft nach oben“, sagte auch Kapitän Anthony Losilla. Leverkusen machte es mit Ausnahme des frühen Führungstreffers aber auch nicht besser. Mehrfach verpasste der Europa-League-Teilnehmer die Vorentscheidung, nutzte beste Gelegenheiten nicht.

Kein Elfer, kein Platzverweis

Dass die Gastgeber überhaupt noch so gut im Spiel waren, lag sicher auch daran, dass sie in der ersten Halbzeit großes Glück bei zwei Schiedsrichter-Entscheidungen hatten. Frimpongs Einsteigen mit offener Sohle gegen Elvis Rexhbecaj wurde nur mit Gelb geahndet – Rot wäre aber durchaus angemessen gewesen. Außerdem übersah Daniel Schlager ein Strafraumfoul von Jonathan Tah an Christopher Antwi-Adjei. „Ich treffe seinen Fuß von hinten, das kann man schon pfeifen“, sagte der Übeltäter nach der Partie. Was den VfL auf die Palme brachte: Obwohl der Video-Assistent zumindest diese Szene überprüft hat, blieb es bei der Tatsachenentscheidung. Manager Sebastian Schindzielorz sprach hinterher von einer „sehr eigenwilligen und exklusiven Interpretation.“ Mit einem Elfmeter und in Überzahl „hätte das Spiel vielleicht noch eine andere Richtung nehmen können.“

Etwas weniger diplomatisch fasste Elvis Rexhbecaj das Erlebte zusammen. Bochums Mittelfeldspieler verließ das Stadion ebenso humpelnd wie Manuel Riemann. Riemann verletzte sich in der ersten Halbzeit am Oberschenkel, musste bandagiert werden und nahm Schmerzmittel. Rexhbecaj wurde von Frimpong am Knie getroffen, das im Laufe der Partie anschwoll. Dass es dafür keinen Platzverweis gab, ärgerte den Linksfuß: „Der Schiedsrichter sagte mir, das sei Dunkelgelb gewesen. Dunkelgelb gibt es im Fußball aber nicht.“ Rexhbecaj wurde sogar noch deutlicher: „Ich weiß nicht, was die im Keller machen. Ich weiß nicht, ob es keinen juckt, weil wir nur der VfL Bochum sind.“ Vielleicht lag es ja auch am Gästeblock. Für einen Funkkontakt zum Schiedsrichter war es schließlich viel zu laut…

(Foto: Firo Sportphoto)