Es hätte genügt, nach dem Auftaktspiel in Leipzig mit nur einem einzigen VfL-Profi zu sprechen. Die Analysen ähnelten sich. Alle waren zufrieden mit der dargebotenen Leistung, aber selbstverständlich unzufrieden mit dem Ergebnis. Der Auftritt der Bochumer war deutlich besser als nach dem Pokal-Aus in Regensburg befürchtet, vor allem mutig und ein Punktgewinn gar nicht so fern. Die 0:1-Niederlage zum Start in die neue Bundesliga-Saison war zweifellos vermeidbar. „Wir haben ein gutes, engagiertes Spiel gezeigt, aber einen Fehler zu viel gemacht. Es war mehr drin“, sagte Maximilian Wittek stellvertretend fürs Team, das sich beim klaren Favoriten und Champions-League-Teilnehmer keineswegs versteckte. Das Problem: Bereits im Pokal blieb der VfL ohne Erfolgserlebnis vor dem Tor, in Leipzig nun schon wieder.
Kurze Überzahl hilft nicht
Philipp Hofmann und Moritz Broschinski, der mit dem Ball am Fuß erneut fremdelte, trafen in den entscheidenden Momenten die falschen Entscheidungen. Der eingewechselte Myron Boadu hätte ebenfalls einnetzen können, wurde aber mit einer Notbremse von den Beinen geholt. „Die Rote Karte gegen Willi Orban rettet für Leipzig das Spiel“, stellte Bochums Sportdirektor Marc Lettau richtigerweise fest. Dass die Gastgeber etwas mehr als zehn Minuten in Unterzahl spielen mussten, war nicht mehr entscheidend. Das war lediglich der schwere Fehler von Matus Bero vor dem 0:1, das auch Torhüter Patrick Drewes nicht verhindern konnte. Der Ball schlug zwar körpernah ein, war aber lange verdeckt und somit schwer zu parieren. Drewes war bei seinem Bundesliga-Debüt permanent beschäftigt, Großchancen ließ der VfL aber nur selten zu.
Neuzugänge mit Potenzial
Das lag unter anderem an Jakov Medic. Der Neuzugang in der Bochumer Abwehr rutschte nach nur einer Trainingswoche in die Startelf und überzeugte auf Anhieb mit seiner Präsenz und seiner aufmerksamen Art. Auch andere Spieler, wie etwa die eingewechselten Myron Boadu, Mats Pannewig und Aliou Balde deuteten ihr Potenzial an. Das ist allerdings auch nötig, denn andere (Offensiv-)Alternativen gibt der Bochumer Kader nicht her. Insofern übertraf der Auftritt in Leipzig die nach dem Pokalspiel gesunkenen Erwartungen und lässt darauf hoffen, dass das erste Erfolgserlebnis nicht mehr allzu weit entfernt liegt. Klar ist aber auch: Die mutige Bochumer Spielweise, das hohe Attackieren, führt immer wieder zu gefährlichen Kontern, die in Leipzig dreimal nur mit einem Foul und einer logischen Verwarnung gestoppt werden konnten.
Rückkehr von de Wit
Die von Trainer Peter Zeidler vorgegebene Spielidee ist jedenfalls erkennbar. Positiv zudem: Nachdem Zeidler seiner Mannschaft in Regensburg noch Nachholbedarf in punkto Fitness bescheinigte, waren die Bochumer in Leipzig trotz der Bullenhitze konditionell stets auf der Höhe, sogar in der Schlussphase. In dieser Hinsicht wird sich die Form der Bochumer Mannschaft künftig eher noch verbessern, vor allem dürfte Boadu schon bald auch eine Option für die Startelf sein. Ihm ist zuzutrauen, das Bochumer Abschluss- und Belohnungsdefizit zu beheben. Auch Dani de Wit wird nach seiner Sperre zurückkehren. Im Heimspiel gegen Mönchengladbach dürfte er sein Debüt feiern, womöglich anstelle des erneut blassen Lukas Daschner.
Letzte Transferwoche
Sicher ist: Wenn der VfL das erste Mal seit dem verlorenen Relegationshinspiel vor heimischer Kulisse antritt, wird die Kaderplanung endgültig abgeschlossen sein. Bis kommenden Freitag sind Transfers noch möglich, danach nicht mehr. Beim VfL zeichnet sich akut kein Spielerwechsel ab, das aber kann sich fast stündlich ändern. Gerrit Holtmann, der gegen Leipzig gar nicht zum Kader gehörte, darf und soll den Verein verlassen. Darüber hinaus haben die Verantwortlichen die leise Hoffnung, dass für Bernardo doch noch ein halbwegs passendes Angebot eingehen wird. Im Gegenzug beschäftigt sich der VfL noch mit einem neuen Linksverteidiger. Im Falle größerer Einnahmen käme womöglich auch noch ein kreativer Mittelfeldspieler hinzu.
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(Foto: Imago / Jan Huebner)