Corona und die Folgen

Lage beim VfL Bochum: Geprägt von Unsicherheit

Seit Tagen waren die Mitarbeiter des VfL Bochum damit beschäftigt, ein Heimspiel ohne Zuschauer zu planen. Dienstleister wurden informiert, Bestellungen storniert, Ticketkäufer über Entschädigungen aufgeklärt und das Pressezentrum so umgebaut, damit sich die wenigen Journalisten, die der Partie hätten beiwohnen dürfen, nicht zu nahekommen. Der Revierklub sollte an diesem Samstag eigentlich den 1. FC Heidenheim empfangen.

Doch auch für die 2. Fußball-Bundesliga folgte am Freitagnachmittag die Absage des kompletten Spieltags. Die DFL, also der Ligaverband, hatte sich tagelang dagegen gewehrt. Doch nachdem es sowohl bei Hannover 96 als auch beim 1. FC Nürnberg und beim SC Paderborn erste bestätigte Corona-Fälle gab, lenkten auch die letzten Hardliner ein. Der Trainingsbetrieb beim VfL wird zunächst bis Dienstag ruhen, ehe feststeht, wann und in welcher Form die Saison fortgesetzt wird. Die Klubverantwortlichen der Erst- und Zweitligisten treffen sich am Montag.

Kein klares Statement

Was die Bochumer von der sehr kurzfristigen Spielabsage durch die DFL halten, war am Freitag allenfalls zu erahnen. Der VfL verschickte zwar extra eine Pressemitteilung, doch Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz verzichtete auf eine klare Bewertung. Er sprach lediglich davon, dass es die „vordringlichste Aufgabe unserer Gesellschaft“ sei, die „Ausbreitung des Coronavirus‘ einzudämmen.“ Mit welchen Mitteln und mit welcher Konsequenz der Fußball dabei eine Rolle spielen soll, ließ er offen.

Warum Bochums Manager und die zuständige Kommunikationsabteilung auf ein prägnantes Statement verzichtet haben, bleibt ihr Geheimnis. Konkrete Nachfragen hat es jedenfalls gegeben, beantwortet wurden sie nicht. Die Tendenz, wie man beim VfL über das Zaudern der DFL denkt, ließ sich am ehesten noch aus einem Werbe-Newsletter entnehmen, der am Freitag ebenfalls verschickt wurde. Darin heißt es: „Jetzt ist es doch so weit, die DFL hat sich als letzte der großen europäischen Ligen entschlossen, den 26. Spieltag […] abzusagen.“

Wirtschaftliche Folgen

Sportlich bleibt die Lage für den abstiegsbedrohten VfL damit weiter unsicher, wirtschaftlich sowieso. Denn die Bochumer zählen zu den Profiklubs, für die die aktuelle Situation schnell zur finanziellen Belastung werden kann. Pro Heimspiel, das nicht stattfindet, ist mit einem Verlust im sechsstelligen Bereich zu rechnen. Unklar ist außerdem, ob alle Sponsorenverträge erfüllt werden können, wenn der Spielbetrieb vorerst ruht oder irgendwann ganz eingestellt werden sollte. Das betrifft auch die Einnahmen aus dem millionenschweren TV-Topf.

Zur Kompensation verkauft der VfL deshalb sogenannte Geisterspieltickets. Fans hatten die Idee entwickelt, Eintrittskarten für einen imaginären Spieltag anzubieten. Fast 3.000 davon wurden bereits verkauft, ein mittlerer fünfstelliger Betrag am Ende der Aktion ist realistisch. Der ehemalige VfL-Funktionär Frank Goosen bringt auf Facebook noch eine weitere Idee ins Spiel. In einer fiktiven Geschichte erzählt er davon, wie auch die Spieler ihren Beitrag leisten und auf einen kleinen Teil ihres oft großzügigen Gehalts verzichten.

(Foto: Imago / Revierfoto)