VfL schwach in der Fremde: Auswärtsreisen lohnen nicht

An den Fans des VfL Bochum liegt es ganz gewiss nicht, dass der Tabellenletzte der Bundesliga in der Fremde deutlich weniger Punkte holt als daheim. Knapp 5.000 Anhänger waren am Samstagabend nach Mönchengladbach gefahren, um den ersten Auswärtssieg der Saison zu sehen. Es war bereits der zehnte Anlauf in dieser Saison. Mit einem längst bekannten Gefühl ging es zurück auf den kurzen Heimweg. Denn auch am Niederrhein machten die Bochumer ihr treues und reisefreudiges Publikum nicht glücklich. In einer über lange Strecken ereignisarmen Partie genügten den Gladbachern nur wenige Torchancen, um den VfL mit einem überdeutlichen 0:3 als Verlierer zu verabschieden.

Offensiv harmlos

Nach zwei Heimspielen mit vier Punkten gelang den Bochumern vor allem im eigenen Offensivspiel erneut erschreckend wenig. In der Fremde fehle „ein Stück weit die Überzeugung“, sagte Trainer Dieter Hecking schon vor der Partie an seiner alten Wirkungsstätte und betonte: „Wir sollten auch mal einen Auswärtspunkt oder einen Auswärtssieg holen.“ Das misslang erneut. „Wir können nicht nur auf unsere Heimspiele hoffen. Wir müssen auswärts unser Heimgesicht zeigen, sonst bleiben wir nicht in der Liga“, bekräftigte Angreifer Philipp Hofmann nach dem Spiel am Mikrofon von Sky.

Sieben Versuche verbleiben in dieser Saison noch, und die Relevanz der Partien steigt stetig. Nach dem nun anstehenden Heimspiel gegen Freiburg reist der VfL zum direkten Tabellennachbarn nach Kiel. Auch in Heidenheim und St. Pauli müssen die Bochumer noch antreten. Niederlagen dort wären fatal, Siege enorm hilfreich. Das Hauptproblem auswärts wird derweil immer deutlicher: Gerät der VfL in Rückstand, fehlt neben der nötigen Offensivqualität auch die Widerstandskraft, die in den Heimspielen fast schon eine Selbstverständlichkeit ist, in der Fremde aber nicht. Neun von zehn Punkten hat der VfL im Ruhrstadion eingefahren, einzig in Berlin gelang auf sportlichem Weg ein Unentschieden.

Kritik von Hecking

Dabei sah es beim Gastspiel im Borussia-Park zunächst gar nicht so schlecht aus, zumindest in der Defensive. Bis auf das Führungstor durch Rocco Reitz nach einer kurz ausgeführten Ecke ließ der VfL in der ersten Halbzeit keine gefährliche Torchance zu. Das Team von Trainer Hecking verteidigte mit der lange Zeit verschmähten, aber nun besser funktionierenden Dreierkette kompakt und diszipliniert. Dass mit dem gesperrten Matus Bero und dem angeschlagenen Ivan Ordets zwei Leistungsträger fehlten, machte sich zunächst kaum bemerkbar. In der Offensive wiederum blieb der zuletzt erfolgreiche Myron Boadu fast unsichtbar. Allerdings fehlten auch die passenden Zuspiele. Hecking verzichtete im Gegensatz zur erfolgreichen zweiten Halbzeit gegen Leipzig auf eine schnelle Flügelzange.

Defensiv wurde der VfL erst mit fortschreitendem Spielverlauf instabiler. Beim zweiten Gladbacher Treffer kurz nach der Halbzeitpause durch Robin Hack verteidigten gleich mehrere Bochumer naiv, allen voran Jakov Medic. Ebenso beim 0:3, als Tim Oermann patzte und Torhüter Patrick Drewes einen selbst verschuldeten, zumindest diskutablen Elfmeter zunächst abwehrte, Tim Kleindienst aber den Nachschuss verwandelte. „Das 2:0 darf nicht fallen. Da helfen wir Kleindienst fast auf, auch wenn es dann ein falscher Einwurf war. Die Art und Weise, wie wir die Gegentore bekommen haben, war nicht bundesligareif“, kritisierte Hecking, der „so ernüchtert“ war „wie lange nicht mehr“, weil seine Mannschaft mit jedem Gegentreffer mutloser wurde. Die erheblichen Leistungsschwankungen irritieren ihn besonders.

Abstand bleibt stabil

Immerhin: Während die Nicht-Abstiegsplätze derzeit weder greifbar noch sportlich realistisch sind, so hat sich der Rückstand auf den Relegationsplatz an diesem Wochenende nicht verändert. Er beträgt weiterhin vier Punkte, je nach Wertung des Spiels bei Union Berlin sogar nur zwei. Und: Am kommenden Wochenende darf der VfL wieder zu Hause antreten. Die Auswärtsschwäche ist übrigens nicht neu, sie hat sich nur verschärft. Seit dem Aufstieg 2021 holte der Revierklub bislang 120 Punkte, 86 davon zu Hause und nur 34 in fremden Stadien. 


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(Foto: Imago / Eibner)