0:2-Niederlage in Hannover

VfL Bochum: So endet die Saison im TV-Ranking

„VfL im TV-Ranking: Warum Platz 7 so wichtig wäre“ war die ursprüngliche Überschrift dieses Textes, der schon Mitte Juni tausendfach angeklickt wurde. Und das Thema TV-Geld bewegt die Fans immer noch. Vor allem nach dem letzten Spiel in Hannover herrscht große Verwirrung, im Netz wird viel spekuliert. Denn der VfL Bochum ist nach seiner 0:2-Niederlage und dem späten Sieg von Aue in Regensburg auf Tabellenplatz acht abgerutscht. Das Ziel wurde also verfehlt.

Doch was bedeutet das konkret für die Vereinskasse? Das Portal „Fernsehgelder.de“ wird von vielen Anhängern genutzt, genügt aber allerhöchstens zur groben Orientierung. Denn die Zahlen beruhen auf ungenauen Schätzungen. In der Vorsaison waren die Einnahmen, die für den VfL Bochum ausgewiesen wurden, um rund 900.000 Euro zu niedrig. Die Berechnung der TV-Gelder ist allerdings auch ziemlich komplex und nicht immer leicht zu durchschauen.

Das alles aufzuschlüsseln, führt an dieser Stelle zu weit. Entscheidend ist vor allem das sogenannte Fünfjahresranking. Auf dem basiert ein Großteil des Verteilungsschlüssels, genau genommen 93 Prozent. Die Wertung erfolgt so: Für jeden Tabellenplatz gibt es eine festgelegte Anzahl von Punkten. Der Erste der 1. Liga erhält 36, der Letzte der 2. Liga nur einen Punkt. Die aktuellste Saison wird immer fünffach gewertet, die Spielzeit vor fünf Jahren nur noch einfach.

In dieser Saison wurde es für den VfL in diesem Fünfjahresranking besonders spannend. Denn mehrere Vereine kamen den Bochumern gefährlich nahe. Das Gute aber ist: Der VfL konnte sowohl Kiel als auch St. Pauli und Regensburg hinter sich lassen – sowohl in der Endtabelle der Saison als auch im Fünfjahresranking. Nur Aufsteiger Bielefeld ist vorbeigezogen. Das Problem: Überholt wurde niemand. Diese Chance hat der VfL am Sonntag verspielt.

Denn wäre er mindestens Siebter geworden, hätte der VfL in fünf Jahren mehr Fernsehgeldpunkte gesammelt als der SC Paderborn. Im Ranking ist der VfL im Vergleich zur letzten Saison also einen Platz abgerutscht. Verspielt wurde damit eine hohe sechsstellige Summe. Ausgleichen könnte der VfL diesen Verlust allerdings dann, wenn der 1. FC Nürnberg in der Relegation doch noch absteigt. Dann würde Bochum vom achten wieder auf den siebten Platz im Fünfjahresranking vorrücken. Aktuell steht der Club vor dem VfL.

Zur Erklärung ist eines noch wichtig: 7 Prozent der TV-Gelder werden nicht über das Fünfjahresranking vergeben. Es kann also sein, dass der VfL Bochum über diese Säulen des Verteilungsschlüssels so viel Geld verdient, dass die Gesamtsumme am Ende mit der des SC Paderborn vergleichbar ist oder sogar höher liegt. Fakt ist aber trotzdem, dass der VfL am Sonntag viel Geld verspielt hat. Richtig ist aber auch, dass ein größerer Verlust in den letzten Wochen schon verhindert wurde.

________________________________________________

Ursprünglicher Text vom 12. Juni 2020:

Wenn die Ränge leer und die Zuschauer daheim bleiben, ist das wirtschaftlich vorerst zu verkraften. Doch müssten die Erst- und Zweitligisten auf Fernsehgelder verzichten, würde das System kollabieren. Für viele Vereine sind sie die wichtigste Einnahmequelle – auch für den VfL Bochum. In der Corona-Krise gilt das mehr denn je. Aus keinem anderen Grund haben die Vereine darum gekämpft, die Saison trotz der Pandemie fortzusetzen. Der VfL kassiert in dieser Saison rund 15 Millionen Euro aus dem TV-Topf. Das sind mehr als 40 Prozent des Gesamtertrags.

Ob der VfL dieses Niveau in Zukunft halten kann, entscheidet sich wohl erst am letzten Spieltag der laufenden Saison. Denn jeder Tabellenplatz besser oder schlechter kann zu gravierenden Veränderungen im TV-Ranking für die neue Spielzeit führen. Mehr als 90 Prozent der Fernsehgelder verteilt die DFL auf Grundlage einer Fünfjahrestabelle. Entscheidend ist dabei nicht nur die eigene Endplatzierung, sondern auch die der Konkurrenz. Das Bochumer Problem: Der VfL kann in den nächsten Wochen nur wenig gewinnen, aber noch sehr viel verlieren.

In der aktuellen TV-Tabelle sind genau sechs Vereine besser platziert: Stuttgart, Hannover, Hamburg, Nürnberg, Darmstadt und Heidenheim. Sie zu überholen ist schwierig bis unmöglich. Dafür müsste der VfL am 34. Spieltag einen Platz vor Heidenheim landen, vier Plätze vor Darmstadt und gleich elf Plätze vor Nürnberg – oder darauf hoffen, dass der Club noch absteigt. Ungünstig wäre außerdem der zu erwartende Bundesliga-Aufstieg von Arminia Bielefeld. Ein Erstligist zieht automatisch am VfL vorbei. Die Bochumer würden im Ranking also einen Platz verlieren.

Diesen Verlust ausgleichen könnten sie dann, wenn sie in der aktuellen Saison mindestens Siebter werden. Dann nämlich würde der VfL in der Fünfjahreswertung wieder vor dem SC Paderborn landen, vorausgesetzt, die Ostwestfalen steigen ab. Der Unterschied wäre sofort spürbar – die Differenz pro TV-Rang liegt im hohen sechsstelligen Bereich. Damit die Einnahmen nicht sinken, sollte der VfL aber noch weitere Mannschaften im Blick behalten. Wichtig ist: Der VfL muss die aktuelle Saison zwingend vor dem FC St. Pauli und Holstein Kiel beenden.

Ansonsten ziehen die Norddeutschen in der Fünfjahreswertung gleich oder überholen den VfL Bochum. Auch Jahn Regensburg könnte noch gefährlich werden, wenn die Oberpfälzer am Ende vier Plätze vor der Mannschaft von Trainer Thomas Reis landen. In Summe geht es bis Ende Juni also noch um einen Millionenbetrag. Jeder Euro mehr oder weniger in der Kasse wird Einfluss auf die künftige Kaderplanung haben. Erst recht dann, sollten die Ränge auch in der neuen Saison weiter leer bleiben müssen.

(Foto: Imago / Poolfoto via Firo)