Der vielleicht Letzte seiner Art: Was Losilla so besonders macht
18. Januar 2023 von
Philipp Rentsch
Es gibt Menschen, die werden nur auf dem Papier jedes Jahr ein bisschen älter. Anthony Losilla gehört dazu. Im März wird der Kapitän des VfL Bochum seinen 37. Geburtstag feiern. Doch ein Karriereende als Profifußballer ist noch nicht in Sicht. Denn am Mittwoch, kurz vor dem Start in den zweiten Saisonabschnitt, gab Geschäftsführer Patrick Fabian das bekannt, was gemeinhin erwartet wurde: Losilla macht noch weiter. Mindestens bis 2024, und wenn beide Seiten wollen, sogar bis 2025. Anschließend wird er einen Trainerjob beim VfL übernehmen. Welchen genau, steht noch nicht fest. Der Familienvater könnte aber bereits ab diesem Jahr in der vereinseigenen Nachwuchsabteilung hospitieren. Einen ersten Trainerschein besitzt er bereits, weitere sollen folgen.
Losilla spielt seit 2014 beim VfL
Überlegungen, den Hauptwohnsitz wieder in die Heimat nach Frankreich zu verlagern, sind damit vorerst vom Tisch. „Ich habe die längste Zeit meiner Profikarriere in Bochum und beim VfL verbracht. Stadt und Verein sind mir ans Herz gewachsen, meine Familie ist hier, wir fühlen uns wohl“, wird Losilla in der Pressemitteilung zur Vertragsverlängerung zitiert. „Ich möchte dabei mithelfen, zukünftige Spielergenerationen für den VfL zu begeistern und auszubilden.“ Doch bis es so weit ist, möchte er noch selbst möglichst viele Partien in der Bundesliga absolvieren. Auf 291 Pflichtspiele im Trikot des Revierklubs kommt der defensive Mittelfeldspieler bereits, auch in dieser Saison hat er kein einziges Duell verpasst. Losilla ist der zweitälteste Bundesligaprofi und immer noch Stammspieler. „Ich brenne nach wie vor für den VfL und bin bereit, das Team auf dem Platz zu unterstützen“, sagt er.
Fabian lobt Losillas Einstellung
Es liest sich wie eine der üblichen Floskeln, doch bei dem bodenständigen, stets gut gelaunten Publikumsliebling steckt wirklich Substanz dahinter. Das weiß auch Patrick Fabian, der mit Losilla seit dessen Verpflichtung im Sommer 2014 noch mehrere Jahre zusammengespielt hat: „Toto im Team zu haben bedeutet: Sportliche Qualität, Fleiß, Erfahrung, ein Höchstmaß an Identifikation mit dem Verein, hundertprozentige Fokussierung auf den Job. Anthony Losilla ist ein Vorbild, nicht nur für junge Spieler.“ Es ist keine gewagte These, Losilla als Legende der Neuzeit und einen der Letzten seiner Art zu bezeichnen. Viele Spieler, die mindestens zehn Jahre das Trikot des VfL Bochum tragen werden, wird es nach ihm in der heutigen Fußballwelt wahrscheinlich nicht mehr geben.
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(Foto: kolbert-press)
Verstärkung
Schlotterbeck schon da: VfL-Transfers im zweiten Anlauf
3. Januar 2023 von
Philipp Rentsch
Im Winter nachholen, was im Sommer nicht geklappt hat – beim VfL Bochum ist das ein bekanntes Vorgehen. Beispiele dafür gibt es zur Genüge: So wechselten Simon Zoller oder Robert Zulj seinerzeit zwar im Januar an die Castroper Straße, erste Gespräche führten die Verantwortlichen aber schon knapp ein halbes Jahr vorher. Bei Kevin Stöger war es nicht wesentlich anders, nur dass der Spielgestalter bereits im letzten Winter nach Bochum zurückkehren sollte, der Transfer aber erst im Sommer zustande kam.
Schlotterbeck ausgeliehen
Bei Keven Schlotterbeck ist es jetzt ähnlich gelaufen. Bereits vor Monaten stand der Innenverteidiger beim VfL zumindest auf der Kandidatenliste. Schlotterbeck blieb jedoch beim SC Freiburg. Mit Beginn der Transferperiode im Januar nun aber die Kehrtwende. Schlotterbeck wird in der anstehenden Halbserie mit mindestens 20 Pflichtspielen das Trikot des VfL Bochum tragen. Pünktlich zum Trainingsauftakt am Montag vermeldeten die Verantwortlichen Vollzug. Der Transfer hatte sich in den zurückliegenden Tagen und Wochen abgezeichnet.
Der 25-Jährige ist zunächst bis zum Saisonende ausgeliehen und soll die mit 38 Gegentreffern anfälligste Defensive der Bundesliga stärken. Der Linksfuß kommt bereits auf 70 Erstliga-Einsätze für Union Berlin und den SC Freiburg, wobei er nur zwei davon in der laufenden Spielzeit absolviert hat. Auf der Suche nach Spielpraxis ist seine Wahl nun auf den VfL Bochum gefallen. Auch andere Vereine haben ihr Interesse zuletzt bekundet. Zu Schlotterbecks Stärken zählen seine Ruhe am Ball, seine Kopfballstärke und der Spielaufbau.
Letsch wünscht sich Verstärkung
Ob er auch das Tempodefizit in der Bochumer Abwehr lösen wird, bleibt abzuwarten. Schlotterbecks Geschwindigkeitswerte waren zuletzt allenfalls durchschnittlich. Allerdings hat er seinerzeit in Berlin auch überdurchschnittliche Topspeedwerte erreicht. Die Integration dürfte derweil ohne Probleme vonstattengehen: Schlotterbeck kennt die Liga und gilt charakterlich als unkompliziert. Außerdem dürfte ihm die Nähe zu seinem Bruder Nico, der in Dortmund spielt, zusätzlich helfen.
Vorteilhaft wäre es zudem, wenn Schlotterbeck nicht die einzige Verstärkung in diesem Winter bliebe. Trainer Thomas Letsch hatte zuletzt im Interview mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin vor allem den Handlungsbedarf im zentralen Mittelfeld thematisiert. Deshalb rückt auch Pierre Kunde wieder in den Bochumer Fokus, der im Sommer ebenfalls schon ein Kandidat war. Wie griechische Medien berichten, darf der 27-Jährige Piräus in diesem Winter verlassen. Im 40-Mann-Kader von Olympiakos kam Kunde in der Hinserie allenfalls im internationalen Wettbewerb zum Einsatz.
Kunde bleibt Thema
Auch Kunde könnte eine Soforthilfe sein, denn die Bundesliga ist dem dynamischen, kampf- und schussstarken WM-Teilnehmer Kameruns nicht fremd. Von 2018 bis 2021 spielte er für Mainz 05, wo er lange Zeit unumstrittene Stammkraft war. Genauso wie Schlotterbeck kommt Kunde auf 70 Bundesliga-Einsätze. Ob weitere hinzukommen, ist aber noch offen. Griechische Medien vermeldeten am Dienstag zwar eine angebliche Einigung, nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin entspricht dies aber nicht der Wahrheit. Zumindest ein Leihgeschäft mit anschließender Kaufpflicht in Höhe von zwei Millionen Euro ist beim VfL kein Thema. Ein Transfer liegt trotzdem im Bereich des Möglichen.
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Bochums A-Elf: Schlaflose Nächte und elf Glückliche
15. Januar 2023 von
Philipp Rentsch
Als VfL-Trainer Thomas Letsch seinen Kader für die beiden Testspiele gegen den Diosgyöri VTK sowie den FC Luzern aufteilte, war die Tendenz schon klar erkennbar: Gegen den ungarischen Zweitligisten lief nur die vermeintliche B-Elf auf, gegen den schweizerischen Erstligisten hingegen eine mögliche Startaufstellung für den Bundesliga-Start gegen Hertha BSC. Schon gegen den Grasshopper Club Zürich hatte Letsch auf exakt diese elf Spieler gesetzt – ein klares Indiz dafür, dass der Fußballlehrer sein Team womöglich schon gefunden hat.
Die Spieler, die gegen die Ungarn antraten, waren also besonders gefordert, um den Trainer an seiner Entscheidung zweifeln zu lassen – und enttäuschten auf ganzer Linie. Phasenweise deuteten einzelne Akteure ihr Potenzial an, etwa Neuzugang Pierre Kunde oder Gerrit Holtmann – viel mehr war von den Bochumern aber nicht zu sehen. Die B-Elf hatte ihren Namen an diesem Tag ausnahmsweise verdient. Vorne brachte der VfL kaum einen gefährlichen Angriff zustande, hinten fehlten Ordnung und Zugriff gleichermaßen. „Es ist nur noch eine Woche bis zum Pflichtspielstart. Da muss man zeigen, dass man bereit ist. In dieser Partie haben wir das nicht gezeigt“, ließ sich Thomas Letsch vom kicker zitieren.
Auch mit dem zweiten Test nur wenige Stunden später war er nicht wirklich zufrieden. Denn auch die letzte Siegchance der Vorbereitung konnten die Bochumer nicht nutzen. Vier Testspiele gab es vor Weihnachten, drei weitere nach dem Jahreswechsel – gewonnen hat der Bundesligist keines davon. Zum Abschluss des Trainingslagers gab es zunächst eine 0:3-Niederlage gegen Diosgyöri, dann das 1:1 gegen Luzern. „Das Spiel war okay, aber okay reicht nicht. Wir müssen auf ein höheres Level kommen, um Hertha zu besiegen, gerade vorne zwingender werden“, kritisierte Letsch die in der Vorbereitung insgesamt schwache Offensive, der insgesamt nur fünf Tore gelangen.
Personell viel Auswahl
Dabei hat Bochums Chefcoach dieser Tage so viel Auswahl wie noch nie. 23 Feldspieler gehören derzeit zum Profikader, wenn man Tarsis Bonga und Lys Mousset, die sich einen neuen Verein suchen sollen, nicht dazu zählt. Fünf von ihnen wird Letsch in wenigen Tagen enttäuschen müssen und nur einen Tribünenplatz zuweisen können. „Bis dahin gibt es für mich noch ein paar schlaflose Nächte“, gibt der Coach offen zu. Auf praktisch jeder Position tobt ein interner Konkurrenzkampf; vor allem in der Innenverteidigung, wo sich sechs Spieler um nur zwei Plätze rangeln, oder auf der offensiven Außenbahn mit fünf Kandidaten für zwei Positionen. Letsch spricht folglich von einem „Hauen und Stechen.“
Das aber – mit Blick auf die Startaufstellung – schon mehr oder weniger entschieden ist. Im Tor steht Manuel Riemann, außen verteidigen wohl Saidy Janko und Danilo Soares. Janko, der noch vor wenigen Wochen mit zwei Vereinen aus der Schweiz in Verbindung gebracht wurde, erhielt schon im Dezember ein Sonderlob vom Trainer. Der 27-Jährige war besonders austrainiert aus dem Urlaub zurückgekehrt und hat offenbar auch an seiner Zweikampfschwäche gearbeitet, um den zuvor fast unantastbaren Cristian Gamboa in dessen Verletzungspause zu überholen. „Ganz klar“, betont Letsch, „Saidy hat seine Chance genutzt.“ Beim VfL ist er der große Gewinner des Winters.
Zentral muss Bochums Trainer ebenfalls keine unnötige Spannung aufbauen: Ivan Ordets und Keven Schlotterbeck dürften das neue Innenverteidiger-Duo bilden. Von Ordets‘ Entwicklung ist Letsch schon seit Wochen begeistert, der Ukrainer also gesetzt. Den passenden Partner hat er offensichtlich auch gefunden. Der Wunsch von Freiburg-Leihgabe Keven Schlotterbeck nach mehr Spielpraxis dürfte direkt in Erfüllung gehen. „Es fühlt sich so an, als ob er schon acht Wochen bei uns wäre“, lobt Thomas Letsch den Neuzugang. Die Alternativen – Erhan Masovic, Dominique Heintz, Vasilios Lampropoulos und Tim Oermann – müssen sogar um ihren Platz auf der Ersatzbank fürchten.
Nicht in Stein gemeißelt
Das gilt wahrscheinlich auch für Jacek Goralski, der seinen Trainingsrückstand nach langer Verletzungspause noch nicht gänzlich aufgeholt hat und dabei zusehen muss, wie sich Anthony Losilla, Philipp Förster und Kevin Stöger die drei Plätze im zentralen Mittelfeld vorerst gesichert haben. Pierre Kunde, Bochums zweiter Neuzugang im Januar, hat sein Potenzial – vor allem seine Dynamik und Schussgewalt – zwar schon angedeutet, ihn sieht Letsch aber noch nicht in der Startelf. „Er hat zwar bei der WM gespielt, davor aber nicht so oft. Man sieht, dass er noch nicht ganz im Rhythmus ist.“ Vor allem Philipp Förster müsste, wenn Kunde bei einhundert Prozent angelangt ist, um seinen Platz fürchten.
Auf den offensiven Außenbahnen ist ebenfalls nichts in Stein gemeißelt. Dort hat Christopher Antwi-Adjei gemeinsam mit WM-Teilnehmer Takuma Asano derzeit aber die besten Karten. Antwi-Adjei erkämpfte sich bereits vor der langen Pause einen Platz im Team. Auch Asano blühte gegen Jahresende auf, als er mit der japanischen Nationalmannschaft das DFB-Team ärgerte. Dass er unter Letsch wegen einer Knieverletzung noch kein einziges Spiel absolviert hat, scheint kein Nachteil zu sein. Bochums Trainer schätzt den dynamischen Außenbahnspieler für die rechte Seite sehr. Deshalb müssen sich Gerrit Holtmann, Jordi Osei-Tutu und Simon Zoller zunächst hinten anstellen.
Doch Ende Januar und Anfang Februar stehen gleich zwei englische Wochen an, einiges könnte sich dann schon wieder neu sortieren. Zoller wäre rein theoretisch auch eine Option für das Angriffszentrum, wobei Letsch dort eher einen kantigen Mittelstürmer bevorzugt – also Philipp Hofmann. An ihm kommt Silvere Ganvoula nicht vorbei, weitere Alternativen gibt der Kader nicht her. Sollte der VfL in diesem Winter doch noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden – was allerdings ziemlich unwahrscheinlich ist – dann am ehesten in vorderer Front.
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(Foto: Firo Sportphoto)
Interview – Teil 2 von 2
„Meine Welt war klein“: Letsch über seine ungewöhnliche Vita
26. Dezember 2022 von
Philipp Rentsch
Seit drei Monaten ist Thomas Letsch Cheftrainer des VfL Bochum. Mit ihm hat der Revierklub im Abstiegskampf neue Hoffnung geschöpft. Im zweiten Teil des großen Interviews mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin spricht der 54-Jährige über seinen früheren Beruf als Lehrer, über verschiedene Auslandserfahrungen und das Leben in Bochum.
Herr Letsch, können Sie an den Feiertagen ein bisschen abschalten oder muss trotz des Urlaubs zwischendurch etwas besprochen werden?
Es ist nie alles besprochen. Wir arbeiten in einem Beruf, in dem man nie ganz abschalten kann, in dem auch immer wieder Überraschendes passieren kann. Deshalb bleibe ich mit Patrick Fabian praktisch täglich im Austausch, aber nicht am Heiligen Abend. Als ich zum Weihnachtsessen bei meinen Eltern saß, habe ich das Handy zur Seite gelegt. Weil es entscheidet sich nicht am 24. Dezember zwischen 17 und 20 Uhr, ob wir den Klassenerhalt schaffen oder nicht.
War das in Ihrem früheren Beruf entspannter? Als Lehrer für Mathematik und Sport konnten Sie wirklich mal abschalten.
Je mehr Verantwortung, desto weniger Urlaub und Freizeit. Aber das gilt für viele Jobs, auch außerhalb des Fußballs. Und als Lehrer habe ich in den Ferien immer korrigiert, Unterricht vorbereitet oder irgendwelche Fortbildungen besucht. Es war damals genau das Gleiche (lacht).
Heutzutage ist es ziemlich ungewöhnlich, wenn ein Spieler oder Trainer schon einen Job außerhalb des Profifußballs hatte. Hilft Ihnen das manchmal oder ist es eher ein Nachteil, dass Sie erst später eingestiegen sind?
Ein Nachteil? Ich denke nicht, jedenfalls jetzt nicht mehr. Natürlich: Wenn du selber kein Fußballprofi warst, dann kennst du ein paar Abläufe noch nicht. Diese Erfahrungen musste ich erst sammeln. Aber inzwischen bin ich lange genug dabei. Ich glaube, es ist sogar ein Vorteil, eine gewisse Lebenserfahrung zu haben, auch abseits des Fußballs. Man kann ein paar Dinge ganz gut relativieren, weil der Fußballbereich manchmal speziell sein kann. Alles, was ich in meinem Leben gemacht habe, hat mich weitergebracht. Ich weiß, dass mein Weg ein außergewöhnlicher ist.
Ist eine Fußballmannschaft mit einer Schulklasse vergleichbar?
Es gibt nur eine Gemeinsamkeit: Man steht vor einer Gruppe und leitet sie. Aber die Gruppe an sich ist natürlich eine völlig andere, nicht nur vom Alter her. Jeder hat individuelle Ziele, gleichzeitig geht es aber darum, ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Und als Cheftrainer im Profibereich hat man ja nicht nur die Spieler, sondern auch das Trainerteam, das Management, den Austausch mit Fans und der Presse. Letzten Endes muss man auch mehr Entscheidungen treffen. In der Schule darf jeder an einer Klassenarbeit teilnehmen. Beim Fußball dürfen nur elf Spieler anfangen.
Zwischen 2009 und 2012 haben Sie eine Art Fußballpause eingelegt. Vorher waren Sie Trainer im gehobenen Amateurbereich. Dann sind Sie als Lehrer ins Ausland gegangen. Wie kam es dazu?
Ich bin 2009 nach Portugal an die deutsche Schule gewechselt. Da war ich 41 Jahre alt und mein ganzes Leben hat sich vorher in einem Umkreis von 30 Kilometern abgespielt. Wir waren die klassische schwäbische Familie. So wurde ich erzogen, so haben meine Eltern gelebt und meine Welt war klein. Dann aber gab es plötzlich diese Möglichkeit, und mein Leben hat sich sehr verändert: ein anderes Land, eine andere Sprache, eine andere Kultur.
Wie sehr hat Sie das geprägt?
Ich muss dazu sagen, dass ich mich aktiv auf den Auslandsschuldienst beworben haben. Ich hatte auch ein Angebot aus Venezuela, wegen der politischen Lage damals habe ich aber darauf verzichtet. Lissabon hat uns – meine Frau und mich – dann sehr gereizt, wir waren drei Jahre dort. Heute bin ich froh, das gemacht zu haben. Es hat mich verändert, ich habe ganz neue Eindrücke mitnehmen können. Es war eine fantastische Zeit. Und meine persönliche Welt ist deutlich größer geworden.
Umso mehr, als plötzlich Red Bull Salzburg angeklopft hat?
Eigentlich hatten wir vor, drei weitere Jahre in Portugal zu bleiben. Aber dann rief Ralf Rangnick an und fragte mich, ob ich hauptberuflich im Nachwuchs bei Red Bull Salzburg anfangen wolle. Fußball war immer meine Leidenschaft, aber ich hatte damals noch keine Fußballlehrerlizenz und eigentlich war ich ein Sicherheitsmensch. Ich musste überlegen, was ich mehr wollte, und dann auch eine Entscheidung treffen. Das Beamtenverhältnis zu kündigen, fiel mir nicht leicht.
Sie haben es dennoch gewagt und sind mit 54 Lebensjahren schließlich Bundesliga-Trainer geworden. Wann haben Sie begonnen, davon zu träumen?
Mein persönliches Glück hängt nicht allein davon ab, ob ich in der Bundesliga arbeite oder nicht. Ich habe mich bereits im Sommer mit einigen Vereinen ausgetauscht, auch aus der Bundesliga. Aber das richtige Gefühl, dass es wirklich passen könnte, hatte ich dann erst beim VfL Bochum. Das beruht natürlich immer auf Gegenseitigkeit.
Sie waren zuletzt bei Vitesse Arnheim tätig. Warum haben Sie dort während der laufenden Saison Ihre Zelte abgebaut, um zum Tabellenletzten der Bundesliga zu wechseln?
Ich hatte dort zwei fantastische Jahre mit einigen Erfolgen. Aber schon im Sommer hatte ich das Gefühl, das werden wir nicht toppen können. Nach dem Saisonstart gab es dann plötzlich die Gelegenheit, nach Bochum zu wechseln. Und das ging nur, weil es Vitesse zugelassen hat. Ich bin normalerweise nicht der Mensch, der mittendrin abhaut. Aber in Arnheim gab es eine gewisse Unsicherheit, mein Vertrag lief aus und an der Spitze des Klubs gab es einen Besitzerwechsel – und ich hatte große Lust auf die Aufgabe beim VfL. Ich dachte mir: Das ist schwer, aber machbar.
Sie haben sich für einen Umzug ins Ruhrgebiet entschieden. Kannten Sie die Region vorher überhaupt?
Nicht wirklich. Aber das war kein Problem. Ich komme aus Esslingen am Neckar, habe in drei Ländern gelebt und dabei in wunderbaren Städten wie Wien und Salzburg gelebt, aber auch im eher beschaulichen Erzgebirge, wenn auch nur kurz. Ich wusste, wie die Leute hier im Ruhrpott ticken: Sie sind direkter als bei uns in Schwaben. Und es ist eine Arbeiterregion. Landschaftlich sieht es also etwas anders aus als in Salzburg, wo meine Frau und meine Tochter heute leben.
Hatten Sie überhaupt schon die Gelegenheit, Bochum ein wenig zu erkunden?
Bislang kaum, wobei ich schon einige Male durch die Innenstadt geschlendert bin. Die meiste Zeit verbringe ich auf dem Vereinsgelände. Neulich hatten wir unsere Weihnachtsfeier im Haus Kemnade. Da bin ich mal ein bisschen rausgekommen und habe gesehen, was die Region zu bieten hat. In das kulturelle Leben bin ich ansonsten noch nicht eingetaucht.
Kennen Sie denn das Bermuda-Dreieck schon? Geht es nach den Fans, sollen Sie da spätestens im Mai oder Juni landen und feiern.
Da war ich auch schon, aber tagsüber, um mal eine Currywurst zu probieren. Ich weiß also, was mich da erwartet. Sie können sich sicher sein: Wenn es was zu feiern gibt, werden wir das tun. Und dann werde ich das Bermuda-Dreieck sicher wiederfinden. Aber so weit sind wir noch nicht.
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Das war der zweite Teil des großen Interviews mit Thomas Letsch. Der erste ist am24. Dezembererschienen. Darin hat der Bochumer Trainer verraten, wofür er die WM-Pause genutzt hat, mit welcher Grundordnung der VfL ins neue Jahr starten wird und wie er den Kader im Winter gerne verändern würde.
Diese Meldung ist eigentlich keine Überraschung mehr. Fast täglich war damit zu rechnen, im Grunde schon seit Wochen, aber spätestens seit Sonntagabend. VfL-Angreifer Lys Mousset hatte das Kunststück vollbracht, im Trainingslager zu spät zum Training zu kommen, obwohl der Übungsplatz der Bochumer direkt neben dem Teamhotel liegt. Chefcoach Thomas Letsch bestrafte ihn zunächst mit einem Ausschluss vom Mannschaftstraining. Mousset wurde individuell betreut. Am Montagmorgen gingen Letsch und VfL-Geschäftsführer Patrick Fabian noch einen Schritt weiter: Sie suspendierten Mousset und baten ihn, das Teamhotel im Laufe des Tages zu verlassen.
„Wir haben ihm immer wieder eine Chance gegeben, jetzt hat es keinen Sinn mehr“, sagte Patrick Fabian den anwesenden Medienvertretern in Jerez de la Frontera. „Das ist ziemlich enttäuschend, weil wir uns sportlich von ihm natürlich einiges erhofft haben. Aber irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir die Gruppe insgesamt schützen müssen.“ Nicht nur bei den genervten Fans, auch in der Mannschaft war das fehlende Engagement des Franzosen zuletzt immer wieder ein Thema. Das blieb auch den Verantwortlichen nicht verborgen, die im Abstiegskampf niemanden gebrauchen können, der ständig für Negativ-Schlagzeilen sorgt.
Letsch zieht einen Schlussstrich
Deshalb zogen sie am Montag die Reißleine. Lange hielt vor allem Thomas Letsch noch die schützende Hand über Mousset, auch wenn er sich dabei merklich zusammenreißen musste. Doch jetzt genügte ein einziger Satz, um das Kapitel aus sportlicher Sicht zu schließen: „Für mich ist das Thema Lys Mousset erledigt.“ An der Gesamtsituation – und auch am Fitnesszustand des 26-Jährigen – hatte sich in zurückliegenden Wochen trotz Bemühungen des Trainerteams wenig bis gar nichts geändert. Der im August verpflichtete Franzose brachte zwar die Erfahrung aus 99 Premier-League-Spielen mit nach Bochum, aber keine professionelle Berufsauffassung.
Der Angreifer war bereits mit Übergewicht und schlechten Ausdauerwerten im Ruhrgebiet angekommen und ließ auch anschließend den Ehrgeiz vermissen, an seinen Defiziten zu arbeiten. Für einen Bundesliga-Einsatz kam er nie infrage. Ganz abgehakt ist das Thema mit der Suspendierung aber noch nicht. Mousset wird zwar nicht ins Mannschaftstraining zurückkehren, doch sein Vertrag läuft noch anderthalb Jahre, und er bezieht für Bochumer Verhältnisse ein ziemlich gutes Gehalt. Eine einseitige Vertragsauflösung dürfte für den VfL aus juristischen Gründen eher schwierig werden. Die Verantwortlichen hoffen deshalb, dass Mousset in der laufenden Transferperiode einen neuen Verein findet.
Missverständnis mit Ansage
Welcher Klub sich angesichts der öffentlich bekannten Vorgeschichte aber für diesen Stürmer begeistern kann, ist eine berechtigte Anschlussfrage. Ebenso, welche Lehren der VfL aus diesem Fall ziehen wird, auch wenn die Führungsriege längst eine andere ist. Für den Transfer von Lys Mousset war seinerzeit noch Sebastian Schindzielorz zuständig, der den Spieler erst zur Vertragsunterschrift persönlich traf. Dass Mousset bereits in England mehrfach negativ aufgefallen war, wussten im August nicht nur aufmerksame und recherchierende Fans, sondern auch die Macher beim VfL. Trotz interner Warnungen brachte die sportliche Leitung den Deal zum Abschluss.
Dass seine Suspendierung nun dazu führt, dass die Bochumer in diesem Winter noch einen zusätzlichen Stürmer verpflichten, ist nicht ausgeschlossen, aber eher nicht zu erwarten. Denn Mousset war kein elementarer Bestandteil der Mannschaft, der ersetzt werden müsste. In Fankreisen fällt oft der Name Jürgen Locadia. Doch eine Rückkehr nach Bochum steht intern gerade nicht zur Debatte. Er überzeugte beim VfL zwar sportlich, war aber ähnlich schwer in die Mannschaft zu integrieren wie Mousset – und hat sich noch vor wenigen Monaten gegen das Vertragsangebot des VfL entschieden, um in den Iran zu wechseln. Von dort ist er nun wegen der politischen Lage geflohen.
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Teil 1 von 2
Letsch im Interview: „Blauäugig, so in die Rückrunde zu gehen“
24. Dezember 2022 von
Philipp Rentsch
Seit drei Monaten ist Thomas Letsch Cheftrainer des VfL Bochum. Mit ihm hat der Revierklub im Abstiegskampf neue Hoffnung geschöpft. Im ersten Teil des großen Interviews mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin verrät der 54-Jährige, wofür er die WM-Pause genutzt hat, mit welcher Grundordnung der VfL ins neue Jahr starten wird und wie er den Kader im Winter gerne verändern würde.
Herr Letsch, wie intensiv haben Sie die Fußball-WM verfolgt?
Als das Turnier losging, waren wir im Urlaub. Da habe ich noch mehr Spiele gesehen als in den Wochen danach. Ich habe also vor allem die Vorrunde verfolgt und die Spiele ab dem Viertelfinale, die zum Teil richtig gut waren, insbesondere das Finale. Argentinien hat am Ende verdient gewonnen.
Gab es eine Mannschaft, die Sie aus Trainersicht beeindruckt hat?
Überrascht hat mich, dass es nur wenige Tore nach Standardsituationen gab. Ansonsten gab es aus sportlicher Sicht nicht viel Neues bei dieser WM. Es hat sich aber wieder gezeigt, dass die Mannschaften, die stabil stehen und wenig zulassen, auch erfolgreich sind. Argentinien ist das beste Beispiel dafür. Es hat sich auch bestätigt, dass die vermeintlich kleinen Nationen immer besser werden. Marokko hat es vorgemacht, was man als Mannschaft erreichen kann – und dass inzwischen jedes Land über eine gewisse Qualität verfügt. Deshalb sind dann auch Deutschland oder Spanien relativ früh ausgeschieden.
In der öffentlichen Diskussion, gerade rund um die deutsche Nationalmannschaft, ist die Mittelstürmer-Problematik wieder ein großes Thema geworden. Zurecht?
Es gab Zeiten, da war Spanien die Nummer eins der Welt, ohne Mittelstürmer und mit einer falschen Neun. Wenn du keinen Erfolg hast, dann gehen die Diskussionen los. Aber es gibt aus meiner Sicht immer mehrere Gründe für ein solches Ausscheiden. Die Mittelstürmer-Diskussion mag berechtigt sein, aber uns allen sollte auch klar sein, dass wir dieses Problem nicht sofort beheben können. Wenn wir jetzt im Nachwuchs damit beginnen, dauert es zehn bis 15 Jahre, bis ein Spieler fertig ausgebildet ist.
Um die Brücke zum VfL zu schlagen: Hier haben Sie mit Philipp Hofmann noch einen klassischen Neuner im Kader.
Und ich bin froh, dass wir diesen selten gewordenen Spielertypen im Kader haben, vor allem im Abstiegskampf der Bundesliga. Unsere Aufgabe ist es, ihn optimal einzubinden. Philipp Hofmann hat etwas Zeit gebraucht, um in der Bundesliga anzukommen, aber nun ist er für unser Spiel extrem wichtig. Mit Silvere Ganvoula haben wir sogar noch einen zweiten Mittelstürmer. Er ist ein etwas anderer Typ, weil er die Bälle nicht so hält wie Philipp. Aber auch er ist groß und sehr präsent.
Sie haben in Ihrer ersten Pressekonferenz beim VfL Bochum gesagt, dass die besten Spieler auf ihren besten Positionen spielen müssen. Haben Sie mittlerweile für jeden die optimale Position gefunden?
Die Ausgangsfrage ist ja: Welche Spieler für welche Positionen haben wir? Danach richtet sich die Systematik. Wir haben zum Beispiel viele Spieler mit sehr viel Geschwindigkeit, speziell auf den offensiven Außenpositionen. Also versuchen wir, sie am besten einzubinden, aber auch weiterzuentwickeln. Christopher Antwi-Adjei ist da ein gutes Beispiel. Er hat sein Leben lang außen gespielt. Mit dem Ball soll er nun aber auch häufiger nach innen ziehen und dort für Gefahr sorgen. Das hat zuletzt ganz gut geklappt.
Es gibt auch Spieler, die auf mehreren Positionen überzeugen. Wie gehen Sie mit denen um?
Nehmen wir Konstantinos Stafylidis. Er ist ein sehr guter Linksverteidiger, hat in der Nationalmannschaft aber schon als Innenverteidiger gespielt, beim VfL sogar als Rechtsverteidiger und zuletzt auf der Sechs. Am stärksten bleibt er als Linksverteidiger. Aber ich bin froh, Spieler zu haben, die eine gewisse Flexibilität mitbringen. Entscheidend ist, dass am Ende ein funktionierendes Team auf dem Platz steht.
Haben Sie Ihre anfängliche Idee, auch in Bochum auf eine Dreierkette zu setzen, nun verworfen?
Die Wahrscheinlichkeit, dass wir die Grundordnung jetzt nochmal wechseln, ist nicht so groß. Eher mal im Laufe eines Spiels, dass wir dann umswitchen, aber darauf liegt im Training jetzt nicht der Fokus. Vielmehr geht es in der Vorbereitung auf die Restsaison um alle Phasen des Spiels, um Detailaufgaben für jede Position, um den Spielaufbau, ums Attackieren, um defensive wie offensive Umschaltmomente. Daran arbeiten wir. Das hat nicht unbedingt etwas mit der Grundordnung zu tun.
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Die WM-Pause im Winter ist außergewöhnlich und womöglich einmalig. Wie ist es Ihnen in den zurückliegenden Wochen gelungen, die Spannung hochhalten, ohne Spielbetrieb?
Damit umzugehen, war genau die Herausforderung. Uns fehlte der wöchentliche Wettkampf, das nächste Pflichtspiel ist erst am 21. Januar. Wir haben die Inhalte so gewählt, dass wir sehr intensiv und umfangreich trainiert haben, damit es gar nicht erst die Möglichkeit gab, nachlässig zu werden. Die Momente, in denen ich die Mannschaft anschieben musste, waren extrem selten. Das spricht für den Charakter der Truppe. Ich denke, dass wir die Zeit gut genutzt haben.
Ab dem 2. Januar folgt dann der zweite Vorbereitungsblock.
Die Weihnachtspause ist kurz, es sind nur zehn freie Tage. Konditionell dürfen wir jetzt nichts verlieren, deshalb gibt es auch Trainingspläne für diese Zeit. Danach geht es relativ schnell. Wir haben hier ein paar Tage, dann fliegen wir ins Trainingslager, wo es um taktische Feinheiten geht und darum, dass wir uns einspielen für das Spiel gegen Hertha BSC.
Sie haben nach dem Testspiel gegen Zwolle gesagt, dass Sie vor Weihnachten schauen wollen, wer sich als Alternative aufdrängt, auch mit Blick auf mögliche Wintertransfers. Haben Sie neue Erkenntnisse gewonnen?
Neue Erkenntnisse eher weniger. Vielmehr hat sich einiges bestätigt. Ich denke, dass wir in der Offensive sehr gut aufgestellt sind und viele Alternativen haben, vor allem auf den Außenbahnen mit Christopher Antwi-Adjei, Gerrit Holtmann, Simon Zoller, Jordi Osei-Tutu und Tarsis Bonga. Auch Takuma Asano kommt jetzt wieder dazu. Da haben wir sowohl Quantität als auch Qualität. Auch im Tor, auf den Außenverteidigerpositionen und im Sturmzentrum sind wir ganz gut aufgestellt.
Bedarf gibt es folglich im zentralen Mittelfeld und in der Innenverteidigung.
Wenn wir im zentralen Mittelfeld mit drei Spielern beginnen, haben wir Anthony Losilla, Kevin Stöger, Philipp Förster und Patrick Osterhage als Optionen. Theoretisch auch Jacek Goralski, aber wir wissen alle nicht, wie er nach seiner Verletzungspause zurückkommt. Natürlich kann auch Konstantinos Stafylidis im Zentrum spielen, aber eigentlich ist er Außenverteidiger. Es darf im zentralen Mittelfeld also nicht viel passieren. Wenn alle fit sind, reicht das. Aber es wäre blauäugig, so in die Rückrunde zu gehen.
Und in der Abwehr?
Da müssen wir berücksichtigen, wie und wann Dominique Heintz zurückkommt, wie weit Tim Oermann schon ist und noch einiges mehr. Grundsätzlich ist das eine Position, auf der wir uns umschauen, vielleicht auch einen etwas anderen Spielertyp suchen.
In der Gerüchteküche taucht der Name Keven Schlotterbeck auf. Ein interessanter Kandidat?
Er ist ein Spieler aus der Bundesliga, den wir kennen und der seinen Wechselwunsch zuletzt geäußert hat. Natürlich sprechen wir intern über ihn – wie auch über andere Namen. Es gibt auch Spieler, mit denen wir in Kontakt sind, von denen die Öffentlichkeit noch nichts weiß. Und das ist auch gut so.
Müssten die Neuzugänge schon zum Trainingsstart am 2. Januar dabei sein?
Das wäre ideal. Selbst dann haben wir nur noch drei Wochen bis zum ersten Pflichtspiel. Danach geht es Schlag auf Schlag: Englische Woche, normale Woche, englische Woche – viele Spiele in kurzer Zeit. Es geht darum, einen Spieler schnell in die Mannschaft zu integrieren, sportlich wie menschlich. Und das ist im Winter immer schwieriger als im Sommer.
Das war der erste Teil des großen Interviews mit Thomas Letsch. Der zweite erscheint am26. Dezember. Darin geht es dann unter anderem um seinen früheren Beruf als Lehrer, um verschiedene Auslandserfahrungen und das Leben in Bochum.
Wintertransfers
Verstärkung gesucht: VfL befasst sich mit Schlotterbeck
22. Dezember 2022 von
Philipp Rentsch
Der VfL Bochum möchte die Transferperiode im Januar nutzen und sucht Verstärkung für das defensive Mittelfeld und die Innenverteidigung. „Wenn alle fit sind, reicht es. Aber es wäre blauäugig, so in die Rückrunde zu gehen“, sagt Trainer Thomas Letsch. Für die Abwehr gehört auch Keven Schlotterbeck zu den Kandidaten. Der 25 Jahre alte Linksfuß kam beim SC Freiburg in der bisherigen Saison nur zu Kurzeinsätzen.
Insgesamt hat der Bruder von A-Nationalspieler Nico Schlotterbeck aber schon 70 Bundesliga-Spiele für Union Berlin und die Breisgauer absolviert. „Er ist ein Spieler, den wir kennen und der seinen Wechselwunsch zuletzt geäußert hat. Natürlich sprechen wir intern über ihn – wie auch über andere Namen“, berichtet Letsch. Auch Schalke 04 beschäftigt sich mit einer möglichen Verpflichtung von Schlotterbeck.
Dessen ungeachtet hofft der Chefcoach der Bochumer darauf, dass ihm die Neuzugänge schon beim Trainingsstart am 2. Januar zur Verfügung stehen: „Das wäre ideal. Es geht darum, einen Spieler schnell in die Mannschaft zu integrieren, sportlich wie menschlich. Und das ist im Winter immer schwieriger als im Sommer.“ Trotz möglicher Transferaktivitäten will der Fußballlehrer das Weihnachtsfest nun aber in Ruhe genießen: „Wenn ich zum Weihnachtsessen bei meinen Eltern sitze, dann lege ich das Handy zur Seite. Weil es entscheidet sich nicht am 24. Dezember zwischen 17 und 20 Uhr, ob wir den Klassenerhalt schaffen oder nicht.“
Dies waren erste Auszüge aus dem sehr ausführlichen Interview mit Thomas Letsch, das am Weihnachtswochenende bei Tief im Westen – Das VfL-Magazin erscheint. Darin geht es um Trainingsinhalte, die Bewertung des Kaders, seinen ungewöhnlichen Werdegang, den Wechsel zum VfL sowie das Leben in verschiedenen Ländern und Regionen.