Aufwärtstrend

Wende mit Hecking: VfL nimmt direkten Klassenerhalt ins Visier

Etwas mehr als vier Monate ist es her, da nahm Dieter Hecking zum ersten Mal auf dem Trainerstuhl des VfL Bochum Platz. Der Revierklub hatte gerade eine 2:7-Pleite bei Eintracht Frankfurt kassiert und stand mit nur einem Punkt nach neun Spielen abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz. Selbst Optimist Hecking wollte und konnte die Rettung am Saisonende nicht zusichern: „Das kann ich nicht versprechen. Ich bin kein Messias, kein Zauberer. Im Moment sind wir nicht bundesligareif. Die Tabelle lügt nicht. Meine Aufgabe ist es, dieses Urteil zu revidieren.“

Rettendes Ufer im Blick

Das ist ihm eindrucksvoll gelungen. In der sogenannten Hecking-Tabelle steht der VfL vor dem Rückspiel gegen Frankfurt auf Platz zwölf, punktgleich mit Borussia Dortmund und RB Leipzig. 19 Punkte haben die Bochumer unter der Leitung des erfahrenen Fußballlehrers gesammelt; sieben mehr als Holstein Kiel und sogar 13 mehr als der 1. FC Heidenheim in diesem Zeitraum. Beide Klubs hat der VfL in der Gesamt-Tabelle bereits hinter sich gelassen und sich auf den Relegationsplatz geschoben. Auch der erste Nicht-Abstiegsplatz ist nur noch zwei Punkte entfernt.

„Wir sind jetzt das erste Mal seit meiner Ankunft in der Ausgangssituation, dass wir den direkten Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen können“, freut sich Hecking über die positive Entwicklung. Ausgerechnet am letzten Spieltag reist der VfL zum Auswärtsspiel ans Millerntor und könnte dort – wenn es nicht schon vorher gelingt – am Aufsteiger vorbeiziehen. So oder so: Der Glaube an den Klassenerhalt, sogar ohne eine erneute Relegationsteilnahme, ist bei den allermeisten Fans, in der gesamten Mannschaft und der Vereinsführung gleichermaßen zurückgekehrt.

VfL kämpft sich zurück

Das ist auch deshalb erwähnenswert, weil sogar intern die Skepsis zeitweise groß war, ob dem VfL nach seinem Horror-Start in die Saison die Wende noch gelingen kann. Auch vor gut einem Monat war sich Trainer Hecking noch fast sicher, dass seine Bochumer höchstens Platz 16 erreichen werden. „Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass es ein Dreikampf um den Relegationsplatz wird“, sagte Hecking, als der VfL gerade nur ein 2:2 bei Holstein Kiel erkämpft hatte. An der Castroper Straße hätte zu diesem Zeitpunkt wohl jeder Rang 16 als Endplatzierung zugestimmt.

Nun nehmen sie sogar wieder Platz 15 und damit den direkten Klassenerhalt ins Visier, natürlich beflügelt vom historischen 3:2-Erfolg auswärts bei Bayern München. „Nach der Niederlage gegen Hoffenheim waren hier alle noch todtraurig und viele haben gesagt: Jetzt kommen vier schwere Gegner. Ich habe meiner Mannschaft aber gesagt, dass wir in jedem Spiel eine Chance haben – vor allem, wenn wir so auftreten, wie wir das in München schlussendlich getan haben. Es ist uns jetzt schon mehrfach gelungen, in verloren geglaubten Spielen zu punkten.“

In keinem Spiel chancenlos

Sogar seine Auswärtsschwäche scheint der VfL abgelegt zu haben. Zuletzt haben die Bochumer in der Fremde dreimal nicht verloren. „Natürlich“, weiß Hecking, „müssen wir jetzt auch gegen Mannschaften punkten, die wir ungefähr auf Augenhöhe sehen.“ Der Spielplan bietet alle Möglichkeiten. Neben St. Pauli trifft der VfL auch noch auf Union Berlin und Heidenheim, die nach aktuellem Stand zu den direkten Konkurrenten zählen. Auch die auf dem Papier komplizierten Aufgaben sind lösbar, zumal die nächsten drei Gegner vor herausfordernden Wochen stehen.

Eintracht Frankfurt tritt drei Tage vor dem Gastspiel im Ruhrstadion in der Europa League an. Bayer Leverkusen kann mit seinen vielen Nationalspielern erst einen Tag vor dem Spiel gegen Bochum wieder gemeinsam trainieren, zudem fällt Top-Star Florian Wirtz aus. Und der VfB Stuttgart kämpft drei Tage vor dem Auftritt in Bochum um den Einzug ins DFB-Pokalfinale. Dass der VfL von solchen Konstellationen profitieren kann, hat er gegen die Bayern bewiesen, die zwischen zwei wichtigen Champions-League-Spielen einen Gang herunterschalten wollten und dafür bestraft wurden.


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(Foto: Marc Niemeyer)