Debatte

VfL-Kolumne: Der Fußball wird nicht sympathischer

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Dreimal im Monat (neuer Rhythmus!) gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Der Rechtsstreit zwischen Union Berlin und dem VfL Bochum.

Tiefe Einblicke ins Fußballgeschäft zu erhalten, ist einerseits hochinteressant. Andererseits führen sie dazu, dass mir die Szenerie manchmal nicht unbedingt sympathischer wird. Das ist die Quintessenz nach den Ereignissen und Äußerungen rund um den Feuerzeug-Wurf in Berlin Mitte Dezember und der Gerichtsverhandlung vor wenigen Tagen in Frankfurt. Diese Feststellung gilt für einige Vereinsvertreter und Fans gleichermaßen. Zum Beispiel haben Berliner Anhänger im Netz gezielt nach Seiten aus Bochum gesucht und die Kommentarspalten mit Geschmacklosigkeiten vollgespammt. Auch Tief im Westen – Das VfL-Magazin war davon auf Facebook betroffen.

Das lag womöglich auch daran, dass Union-Präsident Dirk Zingler das Urteil als „Skandal“ und das Verhalten von Patrick Drewes als „Schmierentheater“ betitelte und eine typische Täter-Opfer-Umkehr betrieb. Seine überdramatisierte Wortwahl passt aber ins Bild, das die Berliner seit dem Feuerzeug-Wurf abgeben. Bis heute gab es von Vereinsseite keine Entschuldigung an Patrick Drewes, weil den Verein angeblich keine Schuld treffe. Die Unioner sind geübt darin, die besondere Beziehung zu ihren Fans zu betonen – aber offensichtlich nur dann, wenn es ihnen in den Kram passt.

Der VfL Bochum bewies nach dem Becherwurf anno 2022 wesentlich mehr Anstand und bat den Linienrichter um Entschuldigung, weil sich die Verantwortlichen in schwierigen Momenten nicht einfach wegducken – und bis heute demütig betonen, dass Derartiges immer wieder passieren kann. Leider, wohlgemerkt. Weil viel zu viele Fußballfans im Stadion noch immer ihren Kopf ausschalten. Mir graut es jetzt schon vor dem Rückspiel.

Recht gebe ich den Berlinern zumindest in einem Punkt: Einige Aussagen von Patrick Drewes vor dem DFB-Sportgericht waren merkwürdig. Ausdrücklich maße ich mir nicht an, beurteilen zu können, wie es ihm unmittelbar nach dem Vorfall ergangen ist. Aber dass er zum Beispiel in der Kabine erst noch unter die Dusche gestiegen ist, bevor er mit einem Krankenwagen in die Notaufnahme gebracht wurde, passt nicht zusammen und lässt vermutlich jeden Arzt, Sanitäter und auch mich irritiert zurück. Zur Vertrauensbildung trägt dieser Vorgang jedenfalls nicht bei.


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(Foto: Imago / Contrast)