Nächste Enttäuschung

VfL Bochum: Der „gute Weg“, den niemand sieht

Es waren die üblichen Floskeln, die am Freitagabend beim VfL Bochum zu hören waren. Ob Trainer, Manager oder Spieler – sie alle machten keinen Hehl daraus, dass die Leistung beim 1:1 gegen Osnabrück nicht den eigenen Ansprüchen genügte. Doch niemand wagte es klipp und klar zu sagen, dass ein solches Auftreten auf Dauer nicht ausreichen wird, um in der Liga zu überleben. Dabei war es für die mehr als 20.000 Zuschauer deutlich zu erkennen, dass die Mannschaft in altbekannte Muster zurückfiel, zwar Einsatz zeigte, aber kaum Spielfreude und viele taktische Mängel.

Kaum Zugriff

Fragil und nicht stabil präsentierte sich vor allem die Defensive. Dass der VfL gleich zwei Strafstöße in nur einer Halbzeit zuließ, belegt die Unordnung in der Hintermannschaft. Mit Diagonalbällen und Vorstößen über die Außenbahn gelang es den Gästen oft mühelos, Druck auszuüben und Überzahl zu schaffen. Von den angeblichen Fortschritten, die Trainer Thomas Reis in den letzten Wochen zu erkennen glaubte, war wenig bis gar nichts zu sehen. Kurzum: Der VfL Bochum enttäuschte vor heimischen Publikum auf ganzer Linie.

Auch die frühe Führung, die Danny Blum mit klugem Pressing schon nach zwei Minuten erzwang, gab nur kurz Hoffnung auf einen erfolgreichen Fußballabend. Die Hausherren stellten das Fußballspielen anschließend ein und überließ den Gästen das Feld. Hätte der Drittligaaufsteiger aus Niedersachsen etwas mehr Zielwasser mit nach Bochum genommen, dann wäre der Ausgleich nicht erst mit dem Halbzeitpfiff gefallen. Osnabrücks bester Mann, Spielgestalter Niklas Schmidt, traf vom Elfmeterpunkt – nachdem Marcos Alvarez zuvor schon verschossen hatte.

Kaum Alternativen

„Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir ein Gegentor fangen“, gab Thomas Reis hinterher unumwunden zu und ergänzte: „Wir konnten froh sein, dass es mit einem Unentschieden in die Halbzeit ging.“ Angeblich fehlendes Selbstvertrauen nach nur zwei Saisonsiegen und schon oft verspielten Führungen lässt er nicht als Ausrede für die schwache Vorstellung gelten: „Mir ist klar, dass nach Gründen gesucht wird. Aber es waren eher taktische Fehler. Die Abstände haben nicht gepasst. Erst im zweiten Durchgang wurden wir besser.“ Aber bei weitem noch nicht gut genug.

Denn in der Offensive blieb Danny Blum Alleinunterhalter. Silvere Ganvoula und Chung Yong Lee erwischten keinen guten Tag, waren damit aber nicht die einzigen. Trotzdem schnappte sich Ganvoula nach einem Eingriff des Videoschiedsrichters den Ball und trat an den Elfmeterpunkt. So uninspiriert und schwach wie sein gescheiterter Versuch, Bochum erneut in Führung zu bringen, wirkte das Angriffsspiel immer wieder. Gerade im Mittelfeld mangelte es an Tempo und Bewegung, an klugen Pässen und Anspielstationen. Thomas Reis wechselte erst spät – doch es fehlten brauchbare Alternativen.

Kaum Siege

Das wird sich bis zur kommenden Woche auch nicht ändern, wenn der VfL gegen Aue den nächsten Versuch wagen wird, drei Punkte einzufahren. Nach acht Unentschieden in 14 Partien weiß längst jeder, warum der Revierklub tief in der Abstiegszone steckt, auch der Mannschaftskapitän. Der aber war am Freitagabend darum bemüht, von der Enttäuschung ein wenig abzulenken. Was genau Anthony Losilla mit seiner Aussage gemeint haben könnte, der VfL sei trotz allem „auf einem guten Weg“, bleibt wohl sein Geheimnis. Vielleicht war auch das nur eine Floskel – oder gar Ironie.

(Foto: Imago / RHR-Foto)