1:1 in Frankfurt

Dank an den Co-Trainer: VfL freut sich über seltenen Spielausgang

Oliver Glasner nahm es ganz genau. Beim ersten langen Einwurf von Christopher Antwi-Adjei zeigte Frankfurts Trainer auf die Stelle, an dem der Ball ins Aus gerollt war. Bochums Angreifer interessierte das nicht. Er rückte fünf Meter vor. Vielleicht ahnte Glasner da schon, was in den folgenden Sekunden passieren würde. Antwi-Adjei setzte zur Einwurfflanke an, Ivan Ordets verlängerte den Ball und Anthony Losilla zielte aufs Tor. Kevin Trapp im Tor der Eintracht konnte noch parieren, doch beim Nachschuss von Takuma Asano war er machtlos. Der VfL bejubelte den frühen Führungstreffer, der am Ende für einen Punktgewinn genügte. Das Besondere: Es war das erste Unentschieden im 19. Pflichtspiel unter Trainer Thomas Letsch. Und die Gefühlslage bei einer Punkteteilung ist oftmals Definitionssache.

Unentschieden? Ungewohnt!

Wobei die allermeisten Bochumer mit dem 1:1 wohl mehr als zufrieden sind. „Einige sitzen in der Kabine und ärgern sich, warum wir unsere Chancen am Ende nicht besser genutzt haben“, sagte Letsch. Dabei dachte er wohl an die Kontergelegenheit in der Nachspielzeit, an den Kopfball von Anthony Losilla in der Schlussphase oder den Lattenkracher von Kevin Stöger kurz davor. „Aber“, schränkte der Coach ein, „ich sehe das ganz nüchtern: Ich bin mit dem Ergebnis absolut zufrieden. Frankfurt hat von der ersten Minute an enorm viel Druck gemacht. Aber wir haben wieder mit Leidenschaft dagegengehalten und unser Tor als Team verteidigt. Dieser Punkt kann noch sehr wichtig sein.“ Zumindest öffentlich gab es von seinen Spielern auch keinen Widerspruch. Warum auch?

Frankfurt klar spielbestimmend

Dass die personalgeschwächte Eintracht bis vor wenigen Wochen noch in der Champions League gespielt hat, war durchaus zu erkennen. Frankfurt bestimmte das Spiel, hatte mehr als 70 Prozent Ballbesitz. Letsch stellte im Laufe der Partie das System um, seine Mannschaft spielte fortan deutlich defensiver. Lediglich vom Elfmeterpunkt waren die Gastgeber erfolgreich, nachdem der VfL schon zum 13. Mal in dieser Saison einen Strafstoß verursachte hatte – und am Ende froh sein konnte, dass kein weiterer dazu kam. Dominique Heintz bekam den Ball im eigenen Strafraum an den Arm, doch Schiedsrichter Harm Osmers verzichtete auf einen Elfmeterpfiff, weil sich der Verteidiger im Fallen lediglich abstützen wollte. Grenzwertig, aber noch tolerabel war auch das Einsteigen von Antwi-Adjei gegen Aurelio Buta.

Gefährliche Einwurfflanken

Wie auch immer. So ungeschickt wie sich der VfL im eigenen Strafraum manchmal noch anstellt, so clever ist er mittlerweile bei eigenen Standardsituationen. Zu einer besonderen Stärke haben sich neben Ecken und Freistößen auch weite Einwürfe entwickelt. „Natürlich ist das eine Waffe“, bestätigte Patrick Osterhage am Freitagabend. Die groß gewachsenen Verteidiger rücken in den gegnerischen Strafraum vor und warten auf die Einwurfflanke von Christopher Antwi-Adjei. Schon gegen Leipzig ist auf diese Art und Weise der Siegtreffer gelungen, gegen Frankfurt immerhin das Führungstor. „Für Offensivstandards ist bei uns Co-Trainer Jan Fießer zuständig“, lobte Letsch seinen Assistenten. „Das ist ein Muster, das funktioniert. Und im Abstiegskampf sind Standardsituationen immer wichtig.“

Bochum bleibt auf Platz 14

Bei einem Blick auf die Tabelle sieht sich Letsch bestätigt. Zum zweiten Mal in dieser Saison hat der VfL drei Partien in Folge nicht verloren, auch auswärts wird plötzlich gepunktet. Auf Platz 14 wird der VfL diesen Spieltag beenden; das ist schon klar, bevor die Konkurrenz überhaupt gespielt hat. Riesig und komfortabel ist der Vorsprung natürlich noch nicht, die Ausgangsposition trotzdem angenehm. „Wir sind auf einem guten Weg“, betont Bochums Cheftrainer, der am kommenden Spieltag die umgekehrte Rolle einnimmt. Die Konkurrenz spielt teilweise schon am Karsamstag, Ostersonntag zieht der VfL nach. Wie auch immer die Spiele bis dahin ausgehen, eines ist sicher: „Wir haben gegen Stuttgart eine große Chance, unserem Ziel noch näher zu kommen.“ Vielleicht ja wieder mit einer Standardsituation…

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(Foto: Marc Niemeyer)