Ein Beschäftigungsverhältnis wie dieses ist im schnellligen Fußballgeschäft selten geworden. Mit zwölf verschiedenen Cheftrainern hat Peter Greiber beim VfL zusammengearbeitet, insgesamt 19 Jahre war er in Bochum tätig. Nach dem erneuten Klassenerhalt bat der 55-Jährige um eine Vertragsauflösung. Aus privaten Gründen zog es Torwarttrainer des Bundesligisten zurück in seine Wahlheimat nach Köln, wo er nun in gleicher Position für den bekanntesten Klub der Stadt arbeitet.
Für Greiber ist es eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte. Seine Trainerlaufbahn begann 1995 beim 1. FC Köln. Nach zehn Jahren am Geißbockheim kam er im Sommer 2005 auf Empfehlung von Marcel Koller als Torwarttrainer zum VfL. Fortan bildete Greiber eine feste Konstante im Trainerteam. Nicht nur bei den Profis, sondern auch im Nachwuchsbereich hatte er maßgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung vieler Torhüter. Er förderte Keeper wie Andreas Luthe, Michael Esser, Tjark Ernst und Niclas Thiede. Unter seinen Schützlingen genießt Greiber einen exzellenten Ruf. „Was ich mit dem VfL in den vergangenen knapp 20 Jahren erlebt habe, war sehr besonders. Als ich angefangen habe, hat der VfL in der 2. Bundesliga gespielt. Nun geht der Klub ins vierte Bundesliga-Jahr in Serie. Die emotionale Rettung in den Relegationsspielen in diesem Jahr haben dem Ganzen die Krone aufgesetzt“, sagte Greiber zum Abschied.
Einen Nachfolger haben die Bochumer schnell gefunden. Seit Anfang Juli leitet Sebastian Baumgartner die Torleute an. Der 37-Jährige Österreicher war zuletzt in gleicher Funktion bei RB Salzburg tätig. „Für mich ist das ein super Schritt in meiner Karriere. In einer der Top-Fünf-Ligen Tormanntrainer zu sein, ist eine riesige Ehre und zugleich eine Challenge, auf die ich mich extrem freue“, erklärte Baumgartner zum Abschied aus seiner Heimat. Mit 29 Jahren beendete Baumgartner seine Spielerkarriere zwischen Profi- und Amateurbereich und widmete sich fortan der Torhüterausbildung. In Salzburg begann er im Juniorenbereich und stieg 2022 zu den Profis auf, die seinerzeit in der Champions League spielten.
„Wir freuen uns, dass es gelungen ist, die Position des Torwarttrainers hochkarätig zu besetzen, indem wir Sebastian Baumgartner von RB Salzburg von unserem Weg beim VfL überzeugen konnten. Er hat in Salzburg die Torhüter auf Top-Niveau ausgebildet und weiterentwickelt und uns mit seinen innovativen Ideen und Konzepten inhaltlich vollständig überzeugt“, sagt VfL-Sportdirektor Marc Lettau, der auch zwei neue Co-Trainer anstellen konnte. Seit dem Trainingsauftakt am 1. Juli arbeiten Murat Ural und Maxime Antonilli an der Seite von Peter Zeidler. Bochums Chefcoach kennt beide Assistenten aus seiner Zeit in der Schweiz.
Ural war bis zuletzt für den FC Zürich tätig, wo er in der Spielzeit 2023/24 zunächst als Co-Trainer an der Seite von Bo Henriksen wirkte. Nach dessen Wechsel in die Bundesliga zu Mainz 05 übernahm Ural übergangsweise die Chefrolle. Zuvor war der Fußballlehrer als Nachwuchstrainer beim FC Winterthur tätig. „Wir kennen uns, weil Murat eine Zeit lang in St. Gallen hospitiert hat“, verrät Zeidler, wie der Kontakt zu Ural zustande kam. Während die Anstellung in Bochum für ihn die erste in Deutschland ist, ist der 36-jährige Schweizer mit türkischen Wurzeln in seiner Heimat relativ bekannt. Zu seiner aktiven Zeit als Fußballer kam der ehemalige Juniorennationalspieler auf fast 100 Profi-Einsätze, viele davon als Stürmer des FC St. Gallen. Nebenbei schloss er ein Jura-Studium ab und spezialisierte sich auf internationales Sportrecht.
Auch Maxime Antonilli hat einen akademischen Hintergrund. In der Schweiz erlangte er zwei Studienabschlüsse in den Bereichen Recht, Wirtschaft und Internationale Beziehungen. Antonilli ist Schweizer mit Wurzeln in Italien. Da war es nur logisch, dass seine Trainerkarriere 2017 bei CS Italien GE in der Schweiz begann, bevor er 2023 nach St. Gallen ins Trainerteam von Peter Zeidler wechselte. Dort kümmerte sich der 33-Jährige als Co-Trainer insbesondere um die Spielanalysen. Diese Aufgabe übernimmt der A-Lizenzinhaber auch in Bochum. „Ich finde, unser Trainerteam ist sehr gut aufgestellt“, sagt Peter Zeidler. „Meine Aufgabe ist es, nicht nur das Team auf dem Platz zu einer Einheit zu formen, sondern auch die Kollegen im Trainerbüro.“ Dank der beiden Co-Trainer sollen die Übungseinheiten individueller gestaltet werden. Außerdem werden Zeidlers Assistenten für einzelne Teilbereiche die Verantwortung übernehmen, zum Beispiel von Standardsituationen.
Komplettiert wird das Trainergespann von Markus Feldhoff, der auch schon unter Thomas Letsch beim VfL angestellt war. „Er bleibt ein wichtiger Teil unseres Teams“, betont Zeidler, der auch allen anderen Mitarbeitern – vom Fitnesstrainer bis zum Videoanalysten, vom Rehatrainer bis zum Leistungsdiagnostiker – sein Vertrauen schenkt. VfL-Legende Frank ‚Funny‘ Heinemann bleibt ebenfalls dabei. Der 59-Jährige übernimmt den neu geschaffenen Posten als Top-Talente-Trainer. Diese Position ist in anderen Vereinen längst üblich. Heinemann soll fortan die besten Nachwuchshoffnungen des Vereins von der eigenen U17 bis zu den Profis begleiten, sie individuell fördern und auch abseits des Platzes begleiten.
Der Text ist zuerst im VfL-Heft des Bochumer 3Satz-Verlags erschienen. Auf mehr als 130 Seiten bietet das Magazin viele Interviews, ausführliche Portraits und interessante Hintergrundgeschichten. Gedruckte Exemplare der aktuellen Ausgabe zum Saisonstart sind kostenlos an vielen Stellen im Bochumer Stadtgebiet oder direkt beim 3Satz-Verlag (Alte Hattinger Str. 29) zu bekommen. Nachfolgend gibt es auch eine Download-Option.