Sein bislang letztes Spiel für den VfL liegt mehr als 13 Jahre zurück, sein Debüt im Bochumer Trikot sogar schon drei Jahre länger. Im April 2009 wurde Kevin Vogt gegen Borussia Dortmund zum ersten Mal bei den Profis eingewechselt. Bis heute ist es sein einziges Bundesliga-Spiel für den VfL. 37 Zweitliga-Spiele folgten nach dem Abstieg 2010. In den kommenden Monaten dürften es noch mehr werden. Denn Vogt kehrt zu einem Heimat- und Ausbildungsverein zurück, bei dem er zwischen 2004 und 2012 gekickt hat. Der 33-Jährige, der in Witten geboren und im Bochumer Osten aufgewachsen ist, hat einen Zweijahresvertrag an der Castroper Straße unterschrieben. Zuletzt hat Vogt für Union Berlin gespielt. Insgesamt 352 Bundesliga-Spiele für die Köpenicker, für die TSG Hoffenheim, für Werder Bremen, den 1. FC Köln und den FC Augsburg stehen in seiner Vita. Diesen Erfahrungsschatz möchte Trainer Dieter Hecking unbedingt nutzen, weshalb er Vogt schon früh in dieser Transferperiode ganz weit oben auf seine Wunschliste gesetzt hat.
Rückkehr an alte Wirkungsstätte
Aus finanziellen Gründen ließ sich ein Transfer zunächst aber nicht realisieren. Als gestandener Bundesliga-Spieler hat Vogt in Berlin ein Gehalt bezogen, das der VfL selbst als Bundesligist nicht hätte zählen können. Nur durch ein Entgegenkommen aller Parteien kam der Deal zustande. „Es ist schon etwas Besonderes, nach Bochum und zum VfL zurückzukehren“, freut sich Vogt. „Für den Medizincheck bin ich durch mein altes Viertel gefahren, kenne dort jede Straße. Hier beim VfL habe ich einige langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wiedergesehen, zudem meinen ehemaligen Mitspieler Andi Luthe auf der Geschäftsstelle getroffen. Es fühlt sich richtig gut an.“ Vogt stand bei Union zuletzt auf dem Abstellgleis, hätte in der neuen Saison nur eine Reservistenrolle eingenommen. In Bochum an alter Wirkungsstätte ist er dagegen als Stammkraft und Führungspersönlichkeit fest eingeplant, vorrangig als zentraler Innenverteidiger in einer Dreierkette, im Bedarfsfall aber auch als Alternative für das defensive Mittelfeld.
„Kevin Vogt verpflichten zu können, bedeutet einen enormen Qualitätsgewinn für unser Team. Über 400 Spiele, national und international auf höchstem Niveau erprobt, zudem variabel in der Abwehr oder im Mittelfeld einsetzbar – das sind alles Parameter, die ihn zu einem Top-Transfer machen“, sagt Sport-Geschäftsführer Dirk Dufner und betont: „Kevin wird uns mit seiner Erfahrung und seinen technischen Fähigkeiten helfen. Wir erwarten, dass er als Führungsspieler vorangeht. Zumal es für ihn, der Bochum und den VfL bestens kennt, sicher eine Rückkehr der besonderen Art sein wird.“ Vogt ist das letzte Puzzleteil für die neue Bochumer Abwehr. Aus dem Abstiegskader sind lediglich Felix Passlack und Maximilian Wittek sowie Erhan Masovic in Bochum geblieben. Nach Leandro Morgalla, Colin Kleine-Bekel, Philipp Strompf und Romario Rösch ist Vogt der fünfte externe Neuzugang für die Hintermannschaft. Noah Loosli als Leihrückkehrer sowie die Eigengewächse Kasper Koscierski und Darnell Keumo kommen noch hinzu.
Konkurrenzkampf in der Abwehr
Damit sind die Transferaktivitäten für diesen Mannschaftsteil abgeschlossen. Lediglich auf der Abgangsseite könnte sich noch etwas tun, vor allem bei Noah Loosli. Aktuell wäre er nur Innenverteidiger Nummer fünf oder sechs. Speziell in der Abwehrzentrale herrscht ein dichtes Gedränge. Wer aber hat die besten Einsatzchancen? Rückkehrer Vogt dürfte mit seiner Robustheit, seiner Cleverness und seinen Fähigkeiten in der Spieleröffnung praktisch gesetzt sein. Daneben kämpfen vor allem Masovic, Kleine-Bekel und Strompf um einen Platz in der Startelf. Masovic bringt Bundesliga-Erfahrung mit und dürfte allein deshalb einen Vorteil haben. Kleine-Bekel, der 2024 mit Kiel in die Bundesliga aufgestiegen ist und in dieser Zeit auch für die deutsche U21 gespielt hat, bringt ebenfalls gute Voraussetzungen mit. Einzig die Spielpraxis fehlt ihm nach einer langen Verletzungspause. Strompf wiederum ist der einzige Linksfuß unter den Innenverteidigern. Hecking schätzt ihn für seine Zweikampfstärke, wenngleich seine Spielweise eher hölzern wirkt.
Zudem hat Bochums Trainer angekündigt, das Tempo in der Abwehr erhöhen zu wollen. Das Problem: Keiner der Genannten hat in dieser Hinsicht herausragende Werte vorzuweisen; am ehesten noch Morgalla, der ebenfalls zentral spielen kann, aber bevorzugt hinten rechts spielen soll. Alternativ stünden für die rechte Außenbahn Passlack und Youngster Koscierski zur Verfügung. Auf ihn hält Hecking große Stücke. Gleiches gilt für Keumo auf der linken Seite. Die beiden deutschen Juniorennationalspieler mit Offensivdrang sollen allerdings behutsam aufgebaut und nicht verheizt werden, zumal sie weiterhin für die U19 spielberechtigt sind. Auf der linken Seite dürfte deshalb Wittek zunächst gesetzt sein. Mit Rösch haben die Verantwortlichen zwar einen weiteren Herausforderer verpflichtet, aber allein die Tatsache, dass dieser nur einen Vertrag bis zum Saisonende erhalten hat, unterstreicht, dass er nicht als Stammkraft eingeplant ist. Rösch hat in der Vergangenheit vorzugsweise als linker Schienenspieler gespielt, die Viererkette ist ihm eher fremd.
Tendenz geht klar zur Dreierkette
Generell deutet die Kaderplanung für die Abwehr klar darauf hin, dass das in der Vorsaison bevorzugte 3-5-2-System weiterhin Heckings erste Wahl bleiben wird. Praktisch alle Außenverteidiger fühlen sich in einer Dreierkette wohler und können dort ihre Stärken besser entfallen. Gleiches gilt für die Innenverteidiger. Auch Vogt hat zuletzt vorzugsweise in einer dreiköpfigen Abwehrreihe verteidigt, Strompf und Kleine-Bekel ebenfalls. Zudem ist fraglich, ob die offensiven Außenpositionen für eine 4-3-3-Formation adäquat besetzt wären, wenngleich dieses System weiterhin eine Alternative bleiben soll. Hecking hat beim 5:0-Testspielerfolg am Sonntag gegen den Wuppertaler SV beide Grundordnungen ausprobiert. Im bald anstehenden Trainingslager mit den Testspielen gegen Viktoria Pilsen, die Young Boys Bern und Metalist Charkiw will er sich allmählich festlegen, personell wie taktisch. In diesen Spielen soll sich schließlich eine mögliche Startelf für den Saisonauftakt am 2. August gegen den SV Darmstadt 98 herauskristallisieren.
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(Foto: VfL Bochum 1848)