0:1-Niederlage in Wolfsburg

Bochumer Hoffnung schwindet: Immer Pech ist Unvermögen

Der Frust beim VfL Bochum wird allmählich sichtbar. Es lief schon die Nachspielzeit beim Auswärtsspiel in Wolfsburg, als Kevin Stöger einen Gegenspieler im Kampf um dem Ball erkennbar genervt und mit Wucht an der Wade traf. Schiedsrichter Tobias Reichel ahndete dieses Vergehen mit der Gelben Karte und blieb auch nach einem Video-Check bei seiner Entscheidung. Glück für die Bochumer, dass die Ausfallliste für das kommende Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim nicht noch länger wurde. Denn zuvor kassierten Patrick Osterhage und Christopher Antwi-Adjei bereits die fünfte Gelbe Karte. Es wird somit nicht leichter für den VfL im Abstiegskampf, und die Frage ist angebracht, was nach acht sieglosen Spielen und der 0:1-Niederlage in Wolfsburg überhaupt noch Hoffnung macht.

Relegation rückt näher

Ja, die Bochumer kamen dem Führungstreffer in der ersten Halbzeit zeitweise näher als die verunsicherten Gastgeber. An der Einstellung mangelt es jedenfalls nicht. Doch weil Osterhage beim vermeintlichen 1:0 klar im Abseits stand, jubelte wenige Minuten später nur der falsche VfL. Ein eigentlich harmloser Abschlag des Wolfsburger Keepers wurde plötzlich zur Gefahr, weil mehrere Bochumer nicht in der Lage waren, den Ball zu klären – Slapstick vor und im eigenen Strafraum. „So ein Gegentor bekommst du nur, wenn du unten drinstehst“, meinte Stöger, wobei die Kausalkette eher eine andere ist. Weil der VfL Gegentore dieser Art in fast jedem Spiel kassiert, steht er im Tabellenkeller, könnte am Sonntag sogar auf Platz 16 abrutschen. Schon Hermann Gerland wusste: Immer Pech ist Unvermögen.

Die Lage ist mehr als angespannt, freuen kann sich der VfL an diesem Wochenende einzig über das Ergebnis von Darmstadt 98. Die Hessen gewannen am Samstagnachmittag parallel in Köln. Das bedeutet, dass der direkte Abstieg trotz der Bochumer Durststrecke nach jetzigem Stand eher unwahrscheinlich ist. Weil Mainz aber in den vergangenen Wochen recht konstant gepunktet hat, droht dem Team von Trainer Heiko Butscher die Relegation. In der aktuellen Form aber wären auch Zweitligisten wie Fortuna Düsseldorf oder der FC St. Pauli eine ernstzunehmende Gefahr. Die Hoffnung schwindet mittlerweile selbst bei vielen treuen Fans, die ihre Mannschaft in Scharen nach Wolfsburg begleitet haben und angesichts der nächsten Enttäuschung noch erstaunlich ruhig geblieben sind. 

Butscher macht wenig anders

Von den Spielern und Verantwortlichen, die sich nach der Partie öffentlich äußerten, gab es die üblichen Floskeln, einige Akteure wie der bereits erwähnte Kevin Stöger sahen sogar ein „gutes Spiel.“ Einen innovativen oder zumindest erwähnenswerten Ansatz, wie die Wende doch noch gelingen kann, hatte indes keiner. Auch Heiko Butscher nicht. Der Interimstrainer hat bislang nicht für den „Impuls“ sorgen können, auf den Geschäftsführer Patrick Fabian und Sportdirektor Marc Lettau nach dem Trainerwechsel gehofft haben. Butscher setzt fast ausnahmslos auf das Personal, das auch Vorgänger Thomas Letsch ins Rennen geschickt hat. Viele Möglichkeiten gibt der Kader freilich nicht her, die Frage ist nur: Was hat die Maßnahme dann gebracht? Was macht Butscher anders als Letsch? 

Die vielen individuellen Fehler in der Defensive hat Butscher ebenso wenig abstellen können wie die erschreckende Harmlosigkeit im Angriff. In Wolfsburg gab es exakt drei gefährliche, herausgespielte Torchancen. Eine Schlussoffensive? Fehlanzeige. Speziell in der Fremde sind die Darbietungen nicht bundesligatauglich. Das schlägt sich auch in der Auswärtstabelle nieder. Dort rangiert der VfL auf Platz 18. Zahlenmaterial wie dieses ist auch nötig, um den Ernst der Lage zu untermauern. Denn niemand – weder der Trainer noch die Führungsriege noch die Spieler – spricht offen aus, was längst offensichtlich ist: Wenn sich die Leistungen und Ergebnisse nicht bessern, dann spielt der VfL in der neuen Saison nicht mehr in Wolfsburg, sondern ein paar Kilometer davon entfernt: in Hannover oder Braunschweig. 


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(Foto: Imago / Beautiful Sports)