Achter Neuzugang

Bekanntes Gesicht für Letsch: Wittek soll Schlüsselfigur werden

Die Transferkasse des VfL Bochum hat sich am vergangenen Wochenende nicht weiter gefüllt. Für den Einzug in die zweite Pokal-Runde hätte der Bundesligist immerhin eine halbe Million Euro erhalten. Davon ließe sich zwar kein kompletter Transfer finanzieren, geholfen hätte diese Summe natürlich trotzdem. Mit dem Aus im Pokal bleiben die Voraussetzungen nun unverändert. Kaderkorrekturen sind trotzdem noch möglich. Das belegt die Verpflichtung von Maximilian Wittek, die am späten Montagabend bekannt wurde.

Letsch und Wittek kennen sich schon

Wittek nimmt die Rolle des linken Schienenspielers ein. Er besetzt damit eine Schlüsselposition im System von Trainer Thomas Letsch. Der Fußballlehrer kennt seinen neuen Schützling bereits. Über seinen Ausbildungsklub 1860 München und einer Station bei Greuther Fürth landete Wittek vor drei Jahren bei Vitesse Arnheim. Beim niederländischen Erstligisten hat er zwischen 2020 und 2022 mit Letsch zusammengearbeitet. Sie schätzen sich gegenseitig, Wittek war unumstrittene Stammkraft in Arnheim, er kennt die Spielidee von Letsch.

Auch deshalb dürfte die Eingewöhnungszeit beim VfL kurz werden. „Maximilian Wittek erfüllt die Vorgaben als Schienenspieler punktgenau: Linksfuß, offensiv wie defensiv einsetzbar, deutschsprachig“, sagt Marc Lettau, der den Transfer bereits vor Monaten vorbereitet hat. Doch eine Einigung mit Arnheim war unrealistisch. „Ein Transfer schien bis vor kurzem finanziell nicht darstellbar zu sein. Umso mehr freuen wir uns, dass er nun vollzogen werden konnte“, betont der Sportdirektor. Wittek, der in wenigen Tagen 28 Jahre alt wird, erhält beim VfL einen Dreijahresvertrag.

Kein Trainingsrückstand und viel Spielpraxis

Über die genaue Höhe der Ablöse ist noch nichts bekannt, sie dürfte aber im oberen sechsstelligen Bereich liegen. Mit dieser Verpflichtung haben die Verantwortlichen ihrem Chefcoach einen weiteren Wunsch erfüllt, wobei Letsch den Namen Wittek intern gar nicht selbst vorgeschlagen haben soll. Anders als bei Matus Bero zum Beispiel, den Letsch ebenso aus Arnheim kennt und nachdrücklich empfohlen hat. Auch bei Wittek hat Letsch natürlich seine Zustimmung gegeben und weitere Auskünfte erteilt. Das Ergebnis: Der Kandidat passt perfekt ins Beuteschema.

Hinzu kommt: Wittek, dem Wegbegleiter einen einwandfreien Charakter bescheinigen, hat keinen Trainingsrückstand, Spielpraxis fehlt ihm auch nicht. Nur an die Bundesliga muss er sich noch gewöhnen. Trotzdem wechselt er mit Stammplatz-Ambitionen an die Castroper Straße. Er soll auf der linken Seite das Pendant zu Felix Passlack sein, der die rechte Seite beackert. Wittek verfügt über eine gesunde Aggressivität im Spiel gegen den Ball, ist schnell und bekannt für seinen kräftigen linken Fuß. Flanken, Standards und Abschlüsse aus der zweiten Reihe zählen zu seinen Stärken.

Komplexe Aufgaben für Wittek

Damit dürfte auch klar sein, dass das Experiment, Christopher Antwi-Adjei als linken Schienenspieler einzusetzen, erst einmal beendet ist. Bleibt nur die Frage: Wo wird der Leistungsträger aus der vergangenen Saison dann zum Einsatz kommen? Eine passende Position ist in der bevorzugten Systematik von Thomas Letsch derzeit nicht in Sicht, weil die Flügel im Grunde nur noch einfach und nicht mehr doppelt besetzt sind. Ausnahme: Letsch setzt wieder auf das altbewährte 4-2-3-1 oder auf ein 3-4-3, das womöglich noch besser zur Mannschaft passt.

In Stein gemeißelt ist ohnehin noch nichts, es gibt allenfalls Tendenzen. Gegen den Ball bevorzugt Letsch momentan eine 3-5-2-Formation, mit dem Ball ein 4-2-2-2. Insbesondere der linke Schienenspieler, wahrscheinlich also Wittek, übernimmt in diesem System gleich mehrere Aufgaben: Einen Teil der defensiven Absicherung, aber auch Angriffsbewegungen; mehr noch als Passlack (oder Gamboa) auf der rechten Seite. Fußballtaktiker und Mathematiker – Letsch ist ja beides – sprechen dann von einer Asymmetrie. Der linke Schienenspieler wird zur Offensivkraft.

Nachteil für Soares & Antwi-Adjei

Diese Idee weicht von dem ab, was viele Fans vom VfL kennen. Jahrelang galt ein 4-2-3-1-System als Bochumer Standard, vor allem unter Thomas Reis, größtenteils aber schon unter Robin Dutt. Reis setzte ganz besonders auf klassische Außenverteidiger und schnelle Flügelstürmer. Beide Spielertypen haben es unter Letsch deutlich schwerer. Danilo Soares etwa droht ein Platz auf der Bank, Gerrit Holtmann hat bereits die Flucht ergriffen. Auch Christopher Antwi-Adjei muss wie erwähnt um seinen Platz im Team fürchten.


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(Foto: VfL Bochum 1848)