Klassenerhalt oder Relegation?

Bochum in der Warteschleife: Folgen des zähen Endspurts

Die Entscheidung naht, der letzte Bundesliga-Spieltag steht unmittelbar bevor. Fans, die dem VfL Bochum die Treue halten, kennen die Szenarien für das anstehende Wochenende. Mit einem Sieg oder Unentschieden in Bremen wäre der Klassenerhalt aus eigener Kraft geschafft, im Falle einer Niederlage muss Mainz in Wolfsburg verlieren oder Union Berlin darf maximal einen Punkt gegen Freiburg holen. Geht alles gut, dann steigt am Samstagabend in Bremen und parallel in Bochum die dritte Klassenerhalts-Party seit der Bundesliga-Rückkehr 2021. Läuft alles schief, muss der VfL am Donnerstag (23.5.) sowie am darauffolgenden Montag (27.5.) in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf antreten. Der Gegner steht bereits fest, ebenso die Reihenfolge der Partien. Zunächst hätte der VfL das Heimrecht, im Rückspiel wie gewohnt der Zweitligist. Die Saison würde in die Verlängerung gehen, Nervenkitzel inklusive.

Frühe Planungssicherheit verpasst

Doch dazu soll es gar nicht erst kommen. Rund 4.500 Fans begleiten den VfL an die Weser, um die Sommerpause einzuläuten. Etliche Anhänger sind beim Ticketverkauf leer ausgegangen. Theoretisch hätten wohl mindestens doppelt so viele Karten verkauft werden können, erst recht mit dem Wissen, dass die Entscheidung über den Saisonausgang erneut am letzten Spieltag fällt. So war es auch vor knapp zwölf Monaten. Vor zwei Jahren sorgte der VfL dagegen schon am 32. Spieltag für Planungssicherheit. Das wäre auch in dieser Spielzeit möglich gewesen, hätten die Bochumer nicht immer wieder Punkte in den Schlussminuten verspielt, ganz besonders im eigenen Stadion und vor allem in der Rückrunde. Der Dortmunder Lustlos-Auftritt in Mainz und das 0:5 des VfL gegen Leverkusen sind höchstens Randnotizen, wenn es darum geht, der unnötigen Spannung auf den Grund zu gehen.

Größerer Kaderumbau steht bevor

Das Problem: Nicht nur die Nerven der Fans werden überstrapaziert, auch die der Mitarbeitenden beim VfL. Zukunftsentscheidungen verzögern sich, die Bochumer hängen in der Warteschleife. Denn die Aufgabenliste für die Sommerpause ist ziemlich lang. Zahlreiche Spieler stehen vor dem Absprung, adäquate Neuzugänge müssen folglich her. Selbst im Falle des Klassenerhalts werden Leistungsträger abwandern. Patrick Osterhage nutzt bekanntlich eine Ausstiegsklausel und wechselt für rund fünf Millionen Euro zum SC Freiburg. Kevin Stöger liegen mehrere Angebote vor, nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin könnte nun Borussia Mönchengladbach statt Union Berlin den Zuschlag erhalten. Überdies befinden sich auch Keven Schlotterbeck, Takuma Asano und Bernardo im Fokus anderer Klubs. Für jeden dieser Abgänge würde der VfL einen Nachfolger mit Stammplatzpotenzial benötigen.

Trainerfrage noch nicht beantwortet

Gespräche mit Kandidaten werden längst geführt. Zusagen gibt es aber frühestens, wenn ein viertes Bundesliga-Jahr in Folge sicher ist. Jeder Zeitverlust kann Folgen haben. Der griechische Nationalspieler Georgios Masouras zum Beispiel, den die Bochumer bereits im Winter gern als Außenstürmer verpflichtet hätten und der immer noch auf dem Zettel steht, wird von weiteren Klubs umworben. Auch die Trainerfrage muss zeitnah beantwortet werden, im Grunde sogar zuerst, weil potenzielle Neuzugänge oft wissen wollen, wie der Linienchef mit ihnen plant. Dass Interimstrainer Heiko Butscher dauerhaft befördert wird, ist eher unwahrscheinlich. Er ist als Übungsleiter für die reaktivierte U21 vorgesehen. Zudem gibt es klubintern allerhand Projekte und Ideen, die zwar nicht komplett von der Ligazugehörigkeit abhängen, im Detail aber teilweise schon. Mit einer Teilnahme an der Relegation würden sich viele Entscheidungen weiter verzögern.


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(Foto: marc Niemeyer)