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Social Media: Auch bei Transfers spielt Instagram eine Rolle

Selbst bei Transfers spielen die sozialen Netzwerke mittlerweile eine Rolle. Wenn die Scouting-Abteilung des VfL Bochum einen potenziellen Neuzugang im Blick hat, prüft sie nicht nur sportliche Qualitäten, sondern erkundigt sich auch nach den charakterlichen Eigenschaften eines Spielers. Instagram-Profile liefern keine Details, aber einen ersten Eindruck. Denn für das Bild, das die Fußballer dort abgeben, sind sie selbst verantwortlich. Der eine zeigt sich lieber mit Familie und Hund, der andere posiert mit Luxuskarosserien und teurer Markenmode, der nächste konzentriert sich ganz auf den Sport und lässt Privates im Verborgenen.

Alle VfL-Spieler auf Instagram aktiv

Instagram ist speziell bei der jüngeren Generation überaus beliebt. Fast 40 Prozent der Deutschen sind dort angemeldet. Täglich sind sie durchschnittlich 23 Minuten in der App aktiv. Damit liegt Instagram auf Platz zwei der meistgenutzten Apps in Deutschland – hinter WhatsApp und vor Facebook. Weltweit hat die Plattform nach Unternehmensangaben knapp zwei Milliarden Nutzer. Das damit verbundene Potenzial, die eigenen Anhänger schnell und ohne die Hilfe Dritter zu erreichen, haben auch viele Fußballer längst erkannt. Weit mehr als 90 Prozent der Bundesliga-Profis sind mittlerweile auf Instagram aktiv. Beim VfL Bochum sind es sogar 100 Prozent, weiß Daniel Cendrowski, der beim VfL Bochum die Content-Abteilung leitet. Gemeinsam mit seinem Team sorgt er für die Inhalte auf den vereinseigenen Kanälen und hat parallel natürlich auch die Seiten der Spieler im Blick.

Denn nicht selten spielt der Klub mit seinen Fußballern den virtuellen Doppelpass. Das heißt: Fotos oder kurze Videos, die der VfL auf seiner Seite postet, werden von den Spielern geteilt. „Es hilft natürlich, wenn unsere Spieler mit unseren Posts interagieren, sie kommentieren, über ihre Kanäle verlängern und für gemeinsame Ideen zur Verfügung stehen.“ Umgekehrt unterstützt sie der VfL bei eigenen Beiträgen. „Wir haben eine eigene Fotodatenbank. Die Spieler haben Zugang zu dieser Plattform und können sich frei bedienen“, erklärt Cendrowski, der auch ansonsten mit Rat und Tat zur Seite steht. „Wir helfen zum Beispiel dabei, wenn es um die Verifizierung geht.“ So können anderen Nutzer echte Profile von sogenannten Fake-Accounts leichter unterscheiden.

Asano und Gamboa Spitzenreiter

Denn die Wirkung ist nicht zu unterschätzen, die Reichweite der Spieler immens. An der Spitze stehen beim VfL Bochum aktuell Takuma Asano und Cristian Gamboa. Beide haben allein auf Instagram jeweils rund 230.000 Follower. Zusätzlich sind sie auf Twitter und Facebook unterwegs – zwei Plattformen, die ansonsten nur wenige Spieler nutzen. Auch die Sommer-Neuzugänge des VfL sind auf Instagram sehr präsent. Goncalo Paciencia (212.000 Follower) und Felix Passlack (181.000) direkt hinter Asano und Gamboa ein. Matus Bero und Moritz Kwarteng schaffen es ebenfalls in die Top 10. Generell gilt: Wer mal bei einem größeren Klub oder gar international gespielt hat, der hat auch eine größere Reichweite. „Nationalspieler und WM-Teilnehmer ziehen besonders“, weiß Cendrowski. „Besonders der Account von Taku ist im letzten Winter nach dem Tor gegen Deutschland noch einmal ordentlich gewachsen.“ Im Gegenzug profitiert der VfL auch von der Bekanntheit seiner Spieler. „Aus Japan und Costa Rica, den Heimatländern der beiden, haben wir besonders viele Follower.“


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Aber auch die neugierigen Fans aus Bochum erfahren allerhand über ihre Lieblingsspieler. Hin und wieder erhaschen sie einen Blick in die Kabine, Fotos vom Trainingsplatz gibt es fast täglich. Mitunter wird es sogar sehr privat. Simon Zoller machte im Frühjahr seine neue Liebe öffentlich, andere Spieler posten Urlaubsbilder oder Fotos ihrer Kinder. Anthony Losilla veröffentlichte in der Sommerpause Hochzeitsbilder aus Griechenland, wo er gemeinsam mit Cristian Gamboa die Trauung von Vasilios Lampropoulos feierte. Ebenfalls beliebt sind Fotos und Videos von Friseurbesuchen – ein Trend, der schon länger anhält.

Reichweite sinnvoll nutzen

Einige Spieler geben somit allerhand preis und sind sich der Wirkung offenbar nicht immer bewusst. Silvere Ganvoula zum Beispiel, der zuletzt fünf Jahre das Trikot des VfL Bochum trug, hat einmal ein goldenes Steak gepostet oder Videos mit dem Handy am Steuer. Beides kam bei vielen Fans nicht so gut an – liegt aber in der Verantwortung des Spielers. „Von uns aus gibt es keine Regeln oder Vorgaben, was oder wie die Spieler posten sollen. Wenn uns aber etwas auffällt, was nicht passt, dann geben wir auch mal Hinweise“, sagt Cendrowski.

Andere VfL-Profis setzen ihre Reichweite auch sinnvoll ein. Simon Zoller etwa für eine Kinderschutz-Kampagne, Danilo Soares für eine Corona-Schutzimpfung oder Michael Esser für eine Charity-Auktion. Einige Spieler verlosen hin und wieder auch Trikots an ihre Follower. Und manchmal verraten sie auch ein bisschen zu viel. Diese Erfahrung musste der VfL Bochum in diesem Sommer ebenfalls machen. Neuzugang Matus Bero hat den Instagram-Kanal des Klubs bereits einige Tage vor seiner Vertragsunterschrift abonniert, was für alle Fans öffentlich einsehbar war. In der Instagram-Welt gilt das als fast sicheres Indiz für einen Vereinswechsel.

Dieser Text ist zuerst im VfL-Heft des Bochumer 3Satz-Verlags erschienen. Auf 132 Seiten bietet das Magazin ausführliche Interviews, viele Porträts und interessante Hintergrundgeschichten. Gedruckte Exemplare liegen in vielen Geschäften im gesamten Bochumer Stadtgebiet kostenlos aus. Es ist außerdem direkt beim 3Satz-Verlag (Alte Hattinger Str. 29) erhältlich.

(Foto: Marc Niemeyer)