Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Dreimal im Monat gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Wintertransfers.
Ilja Kaenzig hat weder etwas Falsches gesagt noch Versprechungen abgegeben, aber er hat unweigerlich die Erwartungen der Fans in die Höhe getrieben. Der VfL müsse die Wintertransferperiode „nahezu perfekt“ nutzen, sagte der Geschäftsführer des VfL Bochum bereits im November. „Mit 08/15-Lösungen werden wir den Verein nicht retten“, fügte er im Dezember hinzu. Enttäuschung und Kritik nach Abschluss der Transferperiode sind fast die logische Folge.
Nun: Wenn wir die Tabellensituation, die Finanzen, die Marktlage und die klubinternen Umstände berücksichtigen, dann ist die Transferperiode weder optimal noch enttäuschend verlaufen. Mit Tom Krauß und Georgios Masouras hat der VfL seinen Kader zwar spät, aber im Rahmen seiner Möglichkeiten verstärkt. Der Wunsch, noch ein weiteres Mal nachzulegen, ging jedoch nicht in Erfüllung. Auch wenn der Bedarf, etwa auf der Rechtsverteidiger-Position oder im offensiven Mittelfeld, unübersehbar bleibt.
Allerdings es ist ein Trugschluss, dass neue Spieler automatisch besser sind als die vorhandenen. Die Wintertransferperiode ist traditionell schwierig. Viele Spieler sind gar nicht verfügbar, wiederum andere zwar wechselwillig, aber nicht bezahlbar oder bereit, sich dem Tabellenletzten anzuschließen. Der von einigen Fans geäußerte Vorwurf der Untätigkeit ist unfair, das zeigt das Beispiel Masouras. Erste Gespräche gab es schon vor einigen Wochen, aber Piräus hat den Spieler erst am Ende der Transferperiode freigegeben.
Immerhin: Dass es den Bochumern gelingen würde, gleich sechs Reservisten loszuwerden, war Anfang Januar nicht zu erwarten. Zwei von ihnen (Riemann, Balde) haben den Klub zum Glück endgültig verlassen, vier weitere (Loosli, Elezi, Daschner, Kwarteng) wurden verliehen, teils mit Kaufoption (Daschner, Kwarteng). Dass fünf der sechs Genannten erst in den Jahren 2023 oder 2024 verpflichtet wurden, ist ein weiterer Beleg dafür, dass beim VfL in der jüngeren Vergangenheit zu viel falsch gelaufen ist. Das alles lässt sich in einem Winter nicht korrigieren. Angesichts der strukturellen Defizite – ohne Sportdirektor oder eine starke Scouting-Abteilung – erst recht nicht.
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(Foto: Marc Niemeyer)