Meinung

VfL-Kolumne: Bei Stadiondebatte auch an Fan-Nachwuchs denken

Die VfL-Kolumne ist ein neues Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Immer zu Wochenbeginn gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße, oder gerne auch zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Nachteile eines zu kleinen Stadions.

Mein erster Besuch im Ruhrstadion liegt nun 20 Jahre zurück. Die erste Saison, die ich mit dem VfL Bochum erlebt habe – damals noch als Grundschüler, nicht als Reporter – führte am Ende in den UEFA-Cup. Karten für die Spiele zu bekommen, war seinerzeit kein Problem, mitunter noch an der Tageskasse möglich. Einige Jahre später, kurz vor dem letzten Abstieg 2010, gab es sogar Sitzplatzkarten für fünf Euro beim damaligen Hauptsponsor Netto an der Supermarktkasse. Voll wurde das Stadion trotzdem nicht. In der Bundesliga.

Heute ist das undenkbar. Vergangene Woche kontaktierte mich eine Leserin und fragte, ob ich ihr einen Rat gebe könne, wie sie für ihren Sohn und ihren Mann an drei Tickets für die Osttribüne kommen könne, als Geschenk zu Weihnachten. Ich musste sie enttäuschen: Eintrittskarten für die Heimspiele des VfL Bochum sind ein rares Gut geworden, begehrt bei Jung und Alt. Von 26.000 Plätzen sind rund 17.000 dauerhaft vergeben, 2.600 gehen an den Gastverein, weitere Tickets an Partner oder Verbände. Die Folge: Immer mehr (potenzielle) VfL-Anhänger werden enttäuscht. Denn neue Fans sind in Bochum traditionell nicht über Stars, Ruhm und Erfolge zu gewinnen, sondern über Emotionen, Nähe und das Gemeinschaftserlebnis mit den Eltern, Geschwistern oder Freunden. Als Bundesligist hat der VfL beste Voraussetzungen, die Kinder in der eigenen Stadt endlich wieder von sich zu überzeugen. Aber niemand wird glühender Fan ohne Stadionbesuch.

Auch deshalb ist die Stadiondebatte, die in den nächsten Tagen weiter Fahrt aufnehmen wird, so wichtig. Zum einen sollten auch künftige Generationen in den Genuss des ‚Castroper Straßenfußballs‘ kommen. Zum anderen sollte es für sie aber auch genügend Tickets geben. Viel wird derzeit über neue VIP-Logen gesprochen. Der VfL braucht aber auch Platz für seinen Fannachwuchs. Es geht ja nicht nur um Kinder und Jugendliche. Bochum zieht jedes Jahr viele Studierende aus ganz Deutschland an. Vor einigen Jahren gab es zum Semesterstart ein Heimspielticket als Geschenk, für die i-Dötzchen zur Einschulung ebenso. Das geht heute nicht mehr. Alles war früher gewiss nicht leichter – der Weg zum ersten Stadionbesuch aber schon.


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