1:1 gegen Köln

Spürbar genervt: Bochumer hadern mit Remis-Serie

Fußball ist ein Ergebnissport, in dem Haltungsnoten keine Rolle spielen. Das hat Thomas Letsch in den Stunden und Tagen nach dem ersten Saisonsieg in Darmstadt fast mantraartig betont. Bochums Cheftrainer war spürbar genervt davon, dass stellenweise eher die mäßige Spielleistung als das erfreuliche Ergebnis thematisiert wurde. Nach dem 1:1 im Kellerduell gegen Köln nahm er den Ball fast schon dankend wieder auf. „Ich schätze, dass diejenigen, die uns für den Auftritt in Darmstadt kritisiert haben, nun glücklich sind, denn wir haben ja gut gespielt. Ich bin es nicht, weil wir nicht gewonnen haben“, sagte Letsch im Sportstudio-Interview. 

Elf Spiele, neun Punkte

In der Pressekonferenz führte der Fußballlehrer schließlich aus, warum er nicht zufrieden war: „Wir haben von Beginn an ein sehr gutes Spiel gemacht. Aber wir hätten aus diesem Spiel mit drei oder vier Tore rausgehen müssen. Sind wir aber nicht, also haben wir zwei Punkte verloren“, bekräftigte Letsch, der sich genauso wie seine Spieler enttäuscht in die Länderspielpause verabschiedete. Der VfL wartet weiter auf seinen ersten Heimsieg. Mit elf Punkten nach elf Spielen hätten die Bochumer im Abstiegskampf einen Schnitt von einem Zähler pro Partie erreichen können – nun sind es neun Punkte und Tabellenplatz 14.

Letsch hadert wie viele Bochumer vor allem mit der Remis-Serie im eigenen Stadion. Vier von fünf Heimspielen in dieser Saison endeten ohne einen Sieger, obwohl der VfL in diesen Partien fast ausnahmslos die (etwas) bessere Mannschaft war. Das belegen auch die Zahlen: Insgesamt 79 Torschüsse brachten die Bochumer bei den Heim-Unentschieden zustande, nur 42 die Gegner. „Es gab so viele Chancen, ich habe gar nicht mehr alle im Kopf“, sagte Kevin Stöger nach dem Spiel gegen Köln, als der VfL erneut in vielen Statistiken klar vorne lag. Nur beim Endergebnis herrschte Ausgeglichenheit. „Es fühlt sich nicht besser an als vor zwei Wochen gegen Mainz“, ergänzte Stöger.

Viele Chancen vergeben

Gegen Mainz kassierte der VfL in der Schlussminute den Ausgleich und verlor wichtige Punkte im Kampf gegen Abstieg. Diesmal scheiterten die Bochumer an ihrer Chancenverwertung. In beiden Halbzeiten, vor allem aber in der zweiten, erarbeiteten sich die Gastgeber ein klares Chancenplus. Doch Lukas Daschner, der immerhin das 1:0 erzielte, Stöger und vor allem Takuma Asano vergaben die besten Gelegenheiten. Der einzige Spieler, der an diesem Samstagabend noch traf, trug ein Kölner Trikot. Lediglich bei Umschaltaktionen wurden die Gäste hin und wieder gefährlich, ansonsten zeigte der VfL mit seiner Viererkette eine gute Defensivleistung. 

Auch das neu formierte Mittelfeld wusste zu überzeugen. Letsch hatte mit Lukas Daschner und Moritz-Broni Kwarteng gleich zwei Startelf-Debütanten aufgeboten, zudem nahm Patrick Osterhage die Rolle des erkrankten Anthony Losilla ein. Vor allem Osterhage überzeugte als Vertreter des Kapitäns; die beiden neuen Kreativspieler hinterließen aber ebenfalls einen ordentlichen Eindruck und belebten das Bochumer Angriffsspiel. „Wir hatten einige Spieler auf dem Platz, die ihre Stärken eher im Spiel mit dem Ball haben. Dann sieht es auch gleich anders aus“, sagte Bochums Sportdirektor Marc Lettau zum fußballerisch klar verbésserten Auftritt.

Punkte sind entscheidend

Mit seinen Aussagen nach dem Spiel in Darmstadt hatte Lettau die Diskussion über die mäßige Spielleistung – wahrscheinlich unbewusst – erst ausgelöst und seinen Trainer damit eine Woche lang für alle sichtbar auf die Palme gebracht hat. Ungewohnt dünnhäutig war Letsch mit der öffentlichen Kritik umgegangen. Der Trainer sah sich nach eigener Aussage dazu genötigt, sich für ein Erfolgserlebnis rechtfertigen zu müssen. Das Ergebnis gegen Köln hat jedenfalls nicht zur Beruhigung beigetragen. Letsch wäre eine schlechte Leistung mit drei Punkten am Ende sicher lieber gewesen. Lettau und allen anderen übrigens auch.


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(Foto: Imago / RHR-Foto)