0:2 gegen Augsburg

VfL wartet auf Party und Planungssicherheit

Eigentlich war schon alles für eine kleine Feier vorbereitet. Mit einem Sieg gegen den FC Augsburg hätte der VfL Bochum am Sonntagnachmittag schon vier Spieltage vor Saisonende den Klassenerhalt perfekt machen können. Doch statt der Party gab es eine bittere Niederlage. Mit 0:2 verlor der Revierklub gegen die abstiegsbedrohten Schwaben. Trotzdem bleibt die Situation aus Bochumer Sicht komfortabel. Acht Punkte Vorsprung sind es auf den Relegationsplatz. Direkt absteigen kann der VfL nicht mehr. Um letzte Zweifel aus dem Weg zu räumen, muss sich der sonst so mutige und überraschend souveräne Aufsteiger aber wieder steigern.

Ähnlich wie am Osterwochenende in Freiburg zeigten die Bochumer auch gegen Augsburg eine ziemlich schwache Leistung. „Wobei ich der Mannschaft in punkto Bereitschaft und Intensität keinen Vorwurf machen kann“, sagte Co-Trainer Markus Gellhaus, der den gesperrten Thomas Reis vertrat. Ohne den Chefcoach lief es irgendwie nicht rund. Der VfL tat sich von Beginn an schwer, leistete sich schwerwiegende Abwehrfehler und entwickelte kaum bis gar keine Torgefahr. „Wir haben im Spielaufbau und vor allem im letzten Drittel zu viele Fehler gemacht“, analysierte Gellhaus. „Das war der Knackpunkt, neben den Fehlern, die zu den Gegentreffern geführt haben.“

Leitsch patzt bei Rückgabe

Bereits nach 15 Minuten jubelten die Gäste, als Andre Hahn einen Patzer von Maxim Leitsch zur frühen Führung nutzte. Bochums Innenverteidiger war eine Rückgabe missglückt, Hahn schnappte sich den Ball und traf. Leitsch hatte sich einen ähnlichen Fehler schon vor einigen Wochen im Pokal gegen Freiburg geleistet, da passierte es in der letzten Minute. Nun blieb noch genug Zeit, das Spiel zu drehen. Doch der VfL, der mit Gerrit Holtmann und etwas überraschend auch mit Simon Zoller begann, blieb trotz sichtbarer Bemühungen ungefährlich. Augsburg verteidigte clever, konsequent und legte kurz vor der Pause den zweiten Treffer nach.

Nach einem unnötigen, eigentlich aber nicht strafbaren Kontakt von Danilo Soares gegen Daniel Caligiuri zeigte Schiedsrichter Bastian Dankert auf den Elfmeterpunkt. Augsburgs Angreifer befand sich an der Kante des Strafraums mit dem Rücken zum Tor, Soares berührte ihn leicht an der Wade. Ob der Video-Assistent die Szene überprüft hat, bleibt offen. „Uns wurde gesagt, dass die Szene angesehen wurde“, verriet Gellhaus auf Nachfrage, während sich der DFB, der eigentlich jeden Check öffentlich macht, zu keinem Zeitpunkt regte. Wie auch immer: Der Ex-Bochumer Michael Gregoritsch trat an und verwandelte gegen Manuel Riemann.

Auch die zahlreichen Wechsel kurz nach der Pause brachten kaum neuen Schwung ins Bochumer Spiel, vieles blieb Stückwerk. Der Anschlusstreffer lag zu keinem Zeitpunkt in der Luft. „Wir haben in den letzten drei Spielen kein Tor erzielt“, merkte der eingewechselte Sebastian Polter kritisch an. „So kann man in der Bundesliga kaum punkten.“ Zum ersten Mal in dieser Saison verabschiedeten sich zahlreiche Zuschauer schon vor dem Schlusspfiff, die Stimmung im Stadion war ohnehin schon besser, auch bei Niederlagen. Partyatmosphäre kam nur beim Anpfiff auf, danach wurde es im fast ausverkauften Stadion merklich ruhiger.

Jetzt gegen Dortmund

Der Klassenerhalt wurde also erneut vertagt, zu einer Entscheidung kommt es frühestens am kommenden Wochenende. Entweder dann, wenn Stuttgart gegen Wolfsburg nicht gewinnt, oder wenn der VfL den BVB besiegt. „Ist natürlich eine schwere Aufgabe, aber wir haben schon gezeigt, dass wir solche Teams schlagen können“, sagte Polter, der seinem Verein mit einem Erfolg im Derby Planungssicherheit verschaffen könnte. Die wird dringend benötigt. Nach wie vor laufen elf Spielerverträge aus, die Zukunft zahlreicher Profis ist ungewiss. Wobei sich in einigen Fällen Tendenzen abzeichnen, mehrere Abgänge sind wahrscheinlich.

Aufstiegsheld Robert Tesche hat seit Anfang Februar nicht mehr gespielt, ein neuer Vertrag käme überraschend. Auch Eduard Löwen und Jürgen Locadia haben zuletzt kaum Werbung in eigener Sache betrieben. Neben der schwierigen Finanzierung ist außerdem fraglich, ob sie überhaupt bleiben wollen. Bei Löwen fiel schon nach dem so wichtigen Sieg in Hoffenheim auf, dass er als einziger Spieler fast regungslos vor dem feiernden Gästeblock stand. Ähnliches gilt für Locadia, der nach dem Abpfiff gegen Augsburg erneut kommentarlos verschwand. Auch wenn es nicht die erhoffte Party gab: Ein Gang zu den Fans sollte immer möglich sein.

(Foto: picture alliance)