Dass der VfL Bochum nach 21 Spieltagen ein Aufstiegskandidat ist, will an der Castroper Straße wohl immer noch nicht jeder wahrhaben. Schon seit Wochen wird alles dafür getan, dass in der Öffentlichkeit bloß niemand von der Bundesliga spricht. Dabei bietet sich dem VfL in dieser Saison eine vielleicht historische Chance, nach elf Jahren der Zweitklassigkeit endlich den Sprung zurück ins Oberhaus zu schaffen.
Also warum diese Bescheidenheit? Schließlich gelang auch am Sonntag gegen Eintracht Braunschweig wieder ein Sieg, der am Ende hochverdient war. Mit Armel Bella Kotchap und Danilo Soares erzielten ausnahmsweise zwei Verteidiger die Tore. In beiden Fällen glänzte Spielmacher Robert Zulj als Vorbereiter. Der Tabellenvorletzte aus Braunschweig war insgesamt zu harmlos und hatte lediglich in der ersten Halbzeit zwei gute Gelegenheiten.
In der zweiten Hälfte stärker
Genau diese Szenen waren später auch Teil der Analyse von VfL-Trainer Thomas Reis: „Wir gehen verdient in Führung, spielen dann aber zu unruhig. Erst kassieren wir einen Elfmeter gegen uns, den Manuel Riemann klasse hält. Und dann verliert er in einer Situation unglücklich den Ball, der Gegner hat freie Schussbahn.“ Riemann vertändelte den Ball am eigenen Strafraum, das Tor war leer, doch Braunschweigs Marcel Bär setzte seinen Schuss zu hoch an.
Nach der Pause wurde die Eintracht praktisch gar nicht mehr gefährlich und die Bochumer kontrollierten das Geschehen, verpassten es aber, ihre Großchancen zu nutzen. Für Thomas Reis war das aber nicht mehr allzu tragisch, denn die drei Punkte hatte sich sein Team längst erarbeitet. Das 2:0 sichert dem VfL in der Tabelle weiter Platz zwei. Von einem möglichen Aufstieg will der Trainer aber immer noch nichts wissen – obwohl er sonst so ehrgeizig ist.
Riemann will Erster werden
„Wir haben kein großes Ziel“, wies er am Sonntag die Frage eines Journalisten zurück. Der Fußballlehrer erklärte dann: „Ja, wir gehören zur Spitzengruppe. Aber da sind wir nicht allein. Hamburg und Kiel haben genauso viele Punkte wie wir, Fürth hat Qualität, Karlsruhe spielt eine starke Saison und auch Hannover muss man immer noch auf dem Zettel haben.“ Bochumer Understatement also, bei dem einer nicht mitmachen möchte.
Denn Manuel Riemann formuliert die eigenen Ziele deutlich offensiver: „Ich strebe als Sportler immer nach dem Größtmöglichen, heißt: Ich will Erster werden.“ Eine so deutliche Aussage wagt derzeit praktisch keiner. Aber immerhin spricht der Torhüter das aus, was in der Kabine viele denken: „Es kann in dieser Liga ganz schnell in die andere Richtung gehen. Aber wenn man da oben steht, dann will man da auch nicht mehr weg.“
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