2:3-Niederlage zum Abschluss

„Genug gefeiert“: Auf den VfL wartet jetzt viel Arbeit

Der Ärger war schnell verflogen, die späte 2:3-Niederlage zum Saisonabschluss verdrängt. Noch einmal wurde mit den Fans abgeklatscht, dann ging es für die Spieler auf direktem Weg in den Urlaub. „Wir haben die letzten zwei Wochen genug gefeiert. Jetzt ist Erholung angesagt“, verabschiedete sich Angreifer Sebastian Polter in die Sommerpause. Mit nur 16 Mann war der VfL zum Auswärtsspiel bei Union Berlin geflogen. Eine stark ersatzgeschwächte Mannschaft bot dem künftigen Europa-League-Teilnehmer aus Köpenick trotzdem ein Spiel auf Augenhöhe, jedenfalls in der zweiten Halbzeit. „Der Ausgleich war verdient. Das Gegentor am Ende ist bitter, aber im Großen und Ganzen haben wir ein sehr gutes Spiel gezeigt“, sagte Trainer Thomas Reis kurz vor der Heimreise.

Zehn Ausfälle beim VfL

Nervosität gab es beim VfL am letzten Spieltag nicht mehr, der Klassenerhalt war längst geschafft. Diese Umstände nutzten schon vor dem Spiel tausende Bochumer für ein feucht-fröhliches Wochenende. Bereits am Abend vor dem Spiel wurde in der Bochumer Botschaft im Stadtteil Kreuzberg auf eine überaus erfolgreiche Saison angestoßen. Auch Mitglieder der Vereinsführung waren vor Ort. Am Samstagmorgen startete dann ein Sonderzug mit 1.000 Fans in die Hauptstadt, 300 weitere Anhänger reisten mit dem Schiff über die Spree zur Alten Försterei. 

Zahlreiche Spieler bekamen davon allerdings nichts mehr mit. Ein halbes Dutzend von ihnen war krankheitsbedingt in Bochum geblieben, drei weitere Akteure fehlten verletzt, einer aus privaten Gründen. Corona soll dabei keine Rolle gespielt haben, versicherte ein Vereinssprecher, nachdem sich Trainer Thomas Reis in der Pressekonferenz vor dem Spiel noch seltsam reserviert zeigte und nicht einmal die Namen der Betroffenen nannte. Einige Fans scherzten schon, ob Torhüter Manuel Riemann wenigstens als Feldspieler im Kader stünde, doch Reis verzichtete gänzlich auf den Publikumsliebling und stellte Michael Esser zwischen die Pfosten. Vor allem in der Innenverteidigung fehlten wichtige Spieler, was den Trainer dazu brachte, eine Dreierkette auszuprobieren – zunächst ohne Erfolg. 

Platz elf hergegeben

Die Berliner führten bereits nach 25 Minuten mit 2:0, auch nach vorne gelang den Bochumern wenig bis gar nichts. Doch in der zweiten Halbzeit zeigte der VfL das, was ihn schon die ganze Saison über auszeichnete: Er gab sich nicht auf und kam zurück. Ausgerechnet Simon Zoller erzielte den Anschlusstreffer, worüber sich der Angreifer besonders freute: „Mein erstes Tor nach der schweren Verletzung. Das wollte ich unbedingt noch schaffen.“ Der verdiente Ausgleich durch Eduard Löwen reichte allerdings nicht, um mit einem Unentschieden aus der Saison zu gehen, denn die Berliner trafen ein drittes Mal und feierten nach Abpfiff Platz fünf, den Einzug in die Europa League. 

Die Bochumer wiederum gaben mit der späten Niederlage Rang elf noch her. Auf die nun anstehende Verteilung der Fernsehgelder hat dies aber keine Auswirkungen. Nur in der Fünfjahreswertung gehen wichtige Punkte verloren. Platz 13 ist für den VfL dennoch ein sehr gutes Ergebnis, und der Vorsprung mit neun Punkten auf den Relegationsplatz deutlich. Diesen Erfolg gilt es in der nächsten Saison zu wiederholen. Damit das gelingt, wartet viel Arbeit auf die Verantwortlichen. Elf Verträge laufen aus, bei neun Spielern ist unklar, wie es weitergeht. Dass Leistungsträger verkauft werden, ist ebenfalls möglich. Klarheit wird es frühestens in den nächsten Tagen, in einigen Fällen auch erst in Wochen oder gar Monaten geben. Langweilig wird es in der Sommerpause nicht. 

(Foto: picture alliance)