Weitere Abgänge

Trotz Vertrag ohne Perspektive: Fünf VfL-Profis auf Vereinssuche

Ein Jahr ist es erst her, da saß Gerrit Holtmann auf der Haupttribüne des Bochumer Ruhrstadions und sprach nach einer Trainingseinheit über seine sportliche Zukunft. Sein Motto damals: verlängern oder verkaufen. Wenige Wochen später unterschrieb er beim VfL einen neuen Vertrag. Der Flügelflitzer war nach einer starken Saison mit mehreren Traumtoren zum Publikumsliebling aufgestiegen. Rückblickend war es schon der Höhepunkt seiner Schaffenszeit in Bochum. Nach einer für ihn enttäuschenden Saison 2022/23 und insgesamt drei Jahren im Trikot des VfL möchte der 28-Jährige in diesem Sommer weiterziehen – am liebsten nach Amerika, wo er bereits seinen Urlaub verbringt.

Von seinem ungewöhnlichen Karriereplan hatte Holtmann interessanterweise bereits im Mai 2022 erzählt, als er im leeren Bochumer Ruhrstadion ins Plaudern kam. „Mein Traum ist es, einmal in der Major League Soccer in den USA zu spielen“, sagte er im Gespräch im Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Wobei der schnelle Außenbahnspieler einen Verein finden muss, der bereit ist, ihn aus seinem bis 2025 laufenden Vertrag herauszukaufen. Realistisch ist eine Ablöse zwischen 2 und 2,5 Millionen Euro. Anderenfalls wird Holtmann in Bochum bleiben müssen – was Trainer Thomas Letsch und Interims-Sportchef Marc Lettau aus sportlicher Sicht sogar begrüßen würden. Der Wechselwunsch geht klar vom Spieler aus, nicht von der sportlichen Leitung.

Auch Osei-Tutu schaut sich um

Anders ist der Fall bei Jordi Osei-Tutu gelagert. Hier streben beide Seiten eine Veränderung an, trotz der angedachten Systemumstellung, die dem Spieler entgegenkommen könnte. „Wir sind von Vereinsseite gewillt, Jordi Osei-Tutu zu transferieren, das haben wir dem Spieler auch frühzeitig mitgeteilt“, sagte Marc Lettau der WAZ. „Gemeinsam mit seinen Beratern, die gerade intensiv den Markt sondieren, arbeiten wir an einer Lösung.“ Der junge Engländer, der erst im vergangenen Sommer nach Bochum zurückgekehrt war, möchte die Zusammenarbeit ebenfalls beenden. Osei-Tutu ist unzufrieden mit seiner sportlichen Situation. Unter Trainer Thomas Letsch gehörte der 24-Jährige vereinzelt zur Bochumer Startelf, konnte sich aber nicht für regelmäßige Einsätze empfehlen. Zuletzt saß er nur noch auf der Tribüne.

Wie bei Holtmann läuft sein Vertrag in Bochum aber noch bis 2025. Der neue Verein von Osei-Tutu müsste also Geld auf den Tisch legen. Auch eine Leihe ist denkbar. Sollten beide Transfers über die Bühne gehen, würde der VfL zwei seiner schnellsten Spieler verlieren, aber auch Transfererlöse erzielen, die er theoretisch reinvestieren könnte. Handlungsbedarf gibt es noch in allen Mannschaftsteilen – auch deshalb, weil bereits sieben Abgänge feststehen. Konstantinos Stafylidis, Dominique Heintz, Saidy Janko, Pierre Kunde, Vasilios Lampropoulos, Silvere Ganvoula und Marko Johansson sind bereits weg, weitere Spieler werden folgen. Gehen darf unter anderem Jacek Goralski. Der polnische Nationalspieler gilt als Transferflop aus dem vergangenen Sommer, hat sich beim VfL zu keinem Zeitpunkt durchsetzen können und wurde bereits im Mai zur Vereinssuche vom Mannschaftstraining freigestellt. Sein Vertrag läuft ebenso noch bis 2024 wie der von Lys Mousset. 

Die Perspektive der fünf Leihspieler

Der Problemprofi kehrt aus Frankreich zurück, die Leihe mit Nimes Olympique führt nicht zu einer dauerhaften Verpflichtung – zum einen, weil sein Klub in die dritte Liga abgestiegen ist, zum anderen, weil sich Mousset schwer verletzt hat und mit einem Achillessehnenriss monatelang keinen Fußball spielen kann. Das wiederum dürfte die ohnehin schon komplizierte Vereinssuche weiter erschweren. Zuversichtlich sind die Verantwortlichen dagegen, dass sie eine Lösung für die anderen vier Leihspieler finden. Jannes Horn, Luis Hartwig und vor allem Tim Oermann sollen in der Vorbereitung zunächst eine neue Chance erhalten sollen, bleiben aber ebenfalls Kandidaten für einen Abgang. Der 1. FC Nürnberg würde Horn gerne fest verpflichten, bei Oermann ist ein weiteres Leihgeschäft denkbar. Moritz Römling weiß hingegen bereits, dass seine Zukunft nicht mehr in Bochum liegen wird. Der Linksverteidiger hat sich beim Drittligisten Rot-Weiss Essen nicht durchsetzen können und befindet sich auf Vereinssuche. 


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(Foto Marc Niemeyer)