Viele Fans, wenige Spieler

Trainingslager mit Hürden – Startelf steht schon fast

So viele waren es noch nie: Weit mehr als 100 Fans haben den VfL Bochum in der zurückliegenden Woche nach Südtirol begleitet. Sie genossen das gute Essen, die Gastfreundschaft, den Blick in die Berge und das umfangreiche Programm, das der Verein in diesem Jahr zusammengestellt hat. Gemeinsam ließen sie das Trainingslager bei einem Fanabend ausklingen – eine bunt gemischte Gruppe vom Schüler bis zum Senior, vom Ultra bis zum Urlauber. Auch einige Spieler schauten vorbei. In dieser Hinsicht war das Trainingslager rundum gelungen.

Für den Trainer gilt das nur zum Teil. Die Tendenz ist zwar positiv, doch nicht alles lief nach Plan. „Wir hatten die besondere Situation, dass die Spieler auf einem unterschiedlichen Stand waren“, erklärt Thomas Reis. „Die Nationalspieler hatten länger Urlaub, einige Neuzugänge kamen später dazu, andere Spieler fielen aus. Dadurch war alles etwas schwieriger. Aber die Woche war wichtig, um zusammenzuwachsen und weiterzukommen.“ Folglich konnte Reis im Training nicht einmal zwei Mannschaften mit je elf Spielern gegeneinander antreten lassen. „Optimal war das nicht, aber wir konnten es nicht ändern. Unser Ziel bleibt es, bis zum ersten Pflichtspiel voll da zu sein.“

Neuzugänge verpassen Trainingseinheiten

Immerhin: In den beiden Testspielen gegen italienische Erstligisten war der VfL trotz schwieriger Umstände erfolgreich. In der ersten Partie gegen US Lecce zeigte der VfL vor allem in der Defensive noch große Schwächen, gewann die Partie aber dank sehenswerter Treffer von Kevin Stöger, Gerrit Holtmann und Silvere Ganvoula mit 3:2. Im zweiten Test gegen Spezia Calcio siegten die Bochumer mit 2:1, Takuma Asano und Anthony Losilla erzielten die Tore. Vor allem defensiv steigerte sich die Mannschaft und kassierte erst in den Schlussminuten einen Gegentreffer, als die Abwehrreihe unter anderem aus einem A-Jugendlichen und Angreifer Tarsis Bonga bestand. Dass der VfL speziell in der Defensive noch zu dünn besetzt ist, merkte Thomas Reis während des Trainingslagers mehrfach kritisch an.

Lediglich 24 Spieler zählen aktuell zum Bochumer Kader, wobei einige von ihnen in Südtirol pausieren mussten. Danilo Soares spulte wegen Hüftproblemen nur ein individuelles Programm ab, er wird den Saisonstart verpassen. Christopher Antwi-Adjei arbeitete ebenfalls allein und steigt erst in der neuen Woche wieder ins Mannschaftstraining ein. Auch die Neuzugänge Saidy Janko, Philipp Förster und Ivan Ordets verpassten Teile des Trainingslagers; sie waren jeweils nur bei einem Testspiel dabei, wobei Förster gegen Lecce 90 Minuten durchhielt, Ordets nur 20. „Er hat sieben Monate kein Spiel gemacht, hatte zwei Monate kein Balltraining. Wir wollen ihn bis zum Saisonstart so weit haben, dass er spielen kann, selbst wenn er dann noch nicht bei 100 Prozent ist“, sagt Reis über den neuen Innenverteidiger.

Stöger und Hofmann in der Startelf

Auch Jacek Goralski wird zu Beginn noch keine tragende Rolle einnehmen. Die ersten beiden Vorbereitungswochen verpasste der polnische Nationalspieler wegen eines Sonderurlaubs, nun fehlte der Neuzugang wegen einer Augen-OP und ist gar nicht erst ins Trainingslager mitgereist. Mangels Alternativen stellt sich das Team auf einigen Positionen also fast von selbst auf. Wer am 30. Juli beim Pokalspiel gegen Viktoria Berlin von Beginn an auf dem Platz stehen wird, ist in vielen Fällen schon klar: Das Tor wird Manuel Riemann hüten, außen verteidigen Cristian Gamboa und Konstantinos Stafylidis. Vor der Abwehr haben Kapitän Anthony Losilla und Spielgestalter Kevin Stöger ihren Platz sicher, über die Flügel werden wohl Gerrit Holtmann und Takuma Asano kommen.

Auf allen anderen Positionen gibt es zumindest Tendenzen: Zentral in der Viererkette haben Erhan Masovic und Vasilios Lampropoulos die Nase vorn, in der Sturmspitze Philipp Hofmann – weil Reis einen Wandspieler bevorzugt, Simon Zoller noch seine Bestform sucht und Silvere Ganvoula trotz guter Trefferquote in der Vorbereitung keine verlässliche Größe ist. Aus disziplinarischen Gründen musste er zu Beginn des Trainingslagers eine Art Strafprogramm absolvieren. Um den letzten freien Platz im Mittelfeld kämpfen Patrick Osterhage und Philipp Förster.  

(Foto: Imago / RHR-Foto)