Bochum in der Findungsphase

Wer hat Bundesliganiveau? Gerland mit Tipps für Reis

Mit Tipps von Hermann Gerland ging es für Trainer Thomas Reis ins verlängerte Wochenende. Die VfL-Legende schaute bei der 0:2-Testspielniederlage gegen den niederländischen Erstligisten Go Ahead Eagles Deventer in Bochum vorbei. Die beiden Fußballlehrer standen nach der Partie noch länger zusammen. Während Gerland seine Eindrücke schilderte, hörte Reis aufmerksam zu. „Die Zeit habe ich mir gerne genommen“, ließ sich der 47-Jährige in der WAZ zitieren. „Was er mir zu unserem Testspiel gesagt hat, war sehr aufschlussreich. Es ist immer hilfreich, von so einem großen Fachmann Aussagen zu bestimmten Spielern zu bekommen.“ 

Reis war ohnehin nicht zufrieden mit dem Auftritt gegen Deventer: „Wir haben nicht das Niveau gehabt, das wir in der Bundesliga zeigen wollen und müssen.“ Es ist nicht die erste deutliche Ansage des Trainers in diesen Tagen. Schon nach der 1:2-Niederlage beim 1. FC Köln kritisierte Reis die Leistung seiner Mannschaft, die „den Männerfußball“ nicht angenommen und die erste halbe Stunde verschlafen habe. Das soll beim Heimspiel gegen Hertha BSC am kommenden Sonntag definitiv anders aussehen. Der VfL will vor knapp 14.000 Zuschauern die nächsten Punkte einfahren. Vieles deutet darauf hin, dass Reis personelle Veränderungen vornehmen wird.

Wechsel im zentralen Mittelfeld

Klar ist: Robert Tesche ist nach seiner Rotsperre wieder einsatzbereit. Gut möglich, dass der Routinier gegen die Berliner zur Anfangsformation gehören wird. Sein Vorteil: Er ist der einzige klassische, absichernde Sechser mit Startelfpotenzial im Kader. Eine Reihe weiter vorne kämpfen Anthony Losilla, Milos Pantovic sowie die Neuzugänge Eduard Löwen und Elvis Rexhbecaj um die beiden Plätze auf der Doppelacht. Als Kapitän dürfte Losilla gesetzt sein, er hat zuletzt auch nicht enttäuscht und den Sprung in die höhere Spielklasse offensichtlich geschafft. Pantovic hat neben ihm allerdings nicht überzeugt – auf Dauer dürfte es für ihn in der Bundesliga nicht reichen. 

Mit Löwen, der gegen Deventer erstmals über 90 Minuten zum Einsatz kam, und Rexhbecaj, der zu Saisonbeginn dreimal zur Anfangself gehörte, gibt es ja auch Alternativen. Löwen könnte mit seiner Physis, seiner Schuss- und Standardstärke neue Elemente ins Bochumer Spiel bringen, die zuletzt ein wenig gefehlt haben. Womöglich müsste also Rexhbecaj weichen, der zum Start weder enttäuschte noch besonders überzeugte. Gemessen an ihren Leistungen sind beim VfL nach vier Partien inklusive Pokal ohnehin nur wenige Spieler unumstritten: Torhüter Manuel Riemann, Dauerbrenner Simon Zoller, vorerst auch Angreifer Sebastian Polter und Innenverteidiger Armel Bella Kotchap.

Kampf um die Startelfplätze

Auf vielen weiteren Positionen befindet sich der VfL noch in der Findungsphase. Links vorne etwa, wo Gerrit Holtmann mit seinem beeindruckenden Sololauf Bonuspunkte sammelte, sich darauf aber auch nicht ausruhen sollte. Gegen Köln wie auch schon im Pokal nahm er kaum am Spiel teil. Als Alternative stünde Christopher Antwi-Adjei bereit. Noch kein Thema für einen Einsatz von Beginn an ist Danny Blum, der zwar wieder fit ist, gegen Deventer aber kaum Akzente setzte. Über mangelnden Konkurrenzkampf kann sich Thomas Reis auf den Außenpositionen grundsätzlich nicht beklagen, zumal Takuma Asano nach einem Muskelfaserriss an seiner Rückkehr arbeitet.

Etwas anders schaut es in der Abwehr aus. Herbert Bockhorn, der gegen Köln ziemlich überfordert war, muss sich steigern, zumal er der einzige Ersatz für den verletzten Cristian Gamboa ist. Da Maxim Leitsch gegen die Hertha erneut fehlen wird, ist zentral wieder Vasilios Lampropoulos gefragt. Auch der Grieche muss noch beweisen, dass er in der Bundesliga wirklich mithalten kann. Mehr erwartet Thomas Reis auch von Linksverteidiger Danilo Soares. Viele Nachlässigkeiten wird Bochums Trainer nicht mehr zulassen, denn nach dem Spiel gegen die Hertha geht es zum FC Bayern. Mehr Bundesliganiveau geht nicht. Dann wird auch Hermann Gerland ganz genau hinschauen.

(Foto: Imago / Team 2)