Bochum gegen Dortmund

Derby mit Maske: VfL „warnt“ seine Fans

+++ Update vom 10. Dezember +++

Der VfL weist darauf hin, dass das Derby gegen Dortmund unter Einhaltung der 2G-Regel durchgeführt wird, in den VIP-Bereichen muss zusätzlich ein tagesaktueller Corona-Test nachgewiesen werden. Neu ist die Maskenpflicht am Platz während des gesamten Spiels. Der VfL warnt davor, dass eine Missachtung zu einer weiteren Kapazitätsreduzierung führen kann. „Sollten wir alle morgen den Nachweis schuldig bleiben, dass eine Maskenpflicht am Sitzplatz funktioniert, so müsste der VfL Bochum zum kommenden Spiel die Plätze im Schachbrettmuster verkaufen. Die Sitzplatzdauerkarten würden ruhen und insgesamt nur 7.000 Tickets zur Verfügung stehen“, heißt es in einer Mail des Vereins an alle Zuschauer.

Update vom 8. Dezember:

Lange hat das Bochumer Gesundheitsamt den VfL und seine Fans warten lassen, doch nun ist klar: Der VfL Bochum darf zum Revierderby gegen Borussia Dortmund an diesem Samstag rund 13.800 Zuschauer begrüßen. 50 Prozent der Plätze dürfen somit genutzt werden – ausschließlich Sitzplätze. Die Ostkurve bleibt leer, Stehplätze dürfen nicht genutzt werden. So schreibt es die Landesverordnung vor.

Der VfL hat diese Entscheidung zum Anlass genommen, die Ticketvergabe noch einmal zu überdenken. Das ursprünglich angedachte Losverfahren wurde nach heftiger Fan-Kritik (siehe unten) gestrichen. Nun wird es so ablaufen: Inhaber einer Sitzplatzdauerkarte können ihren angestammten Platz wie gewohnt nutzen. Inklusive VIP sind das etwas mehr als 8.000 Zuschauer. Abzüglich des Gästekontigents von knapp 700 Tickets bleiben noch ungefähr 5.000 Plätze übrig. Die werden nach dem Schnelligkeitsprinzip an die etwas mehr als 7.000 Fans mit einer Ostkurvendauerkarte vergeben – zu Stehplatzpreisen.

„Natürlich hätten wir uns gewünscht, jedem Fan am kommenden Samstag den Stadionbesuch zu ermöglichen“, schreibt der VfL auf seiner Homepage. „Gerade für unsere Anhängerinnen und Anhänger auf der Ostkurve können wir leider nicht die gewohnte Menge an Karten zur Verfügung stellen. Das stimmt auch uns sehr traurig.“ Rund 2.000 Dauerkarteninhaber könnten wegen der landesweit vorgeschriebenen Kapazitätsreduzierung womöglich leer ausgehen.

Ursprünglicher Text vom 3. Dezember:

Die perfekte Lösung gibt es nicht. Dass der VfL Bochum weit weniger Karten für das Revierderby gegen Borussia Dortmund anbieten kann als nachgefragt werden, ist schon seit Tagen klar. Doch das nun gewählte Vergabeverfahren hat in den sozialen Netzwerken einen Shitstorm ausgelöst. Viele Dauerkarteninhaber fühlen sich benachteiligt. Der Grund dafür: Sie müssen an einem Losverfahren teilnehmen, an dem sich auch die Vereinsmitglieder beteiligen können.

Heißt also: Die 15.500 Dauerkarteninhaber und die rund 18.000 Mitglieder dürfen sich um je eine Karte für das große Spiel am 11. Dezember bewerben. Weil es Fans gibt, die sowohl eine Dauerkarte als auch einen Mitgliedsausweis haben, gibt es etwa 26.000 Losberechtigte. Wie viele Tickets genau angeboten werden, klärt sich erst in einigen Tagen. Auf Grundlage der neuen Corona-Schutzverordnung könnten es bis zu 13.500 sein.  

Viel Kritik im Netz

Es braucht also Glück, um das erste Revierderby nach mehr als elf Jahren live miterleben zu können. Darüber sind vor allem langjährige Dauerkarteninhaber verärgert, die ihren Klub auch in schwierigen Zeiten unterstützt haben und nun leer ausgehen könnten. „Das ist ein Schlag ins Gesicht treuer Fans“, schreibt zum Beispiel Riccardo Murgia auf Instagram. „Elf Jahre bin ich dem Verein in der zweiten Liga hinterhergereist und beim ersten Derby, dem größten Spiel der Saison, muss ich Glück haben, das goldene Los zu ziehen?“, kritisiert auch Phil Chamberlain. Viele sehen es wie Sebastian Frömgen: „Das ist die schlechteste Option von allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten.“ Zumindest die, die für den meisten Ärger sorgt.

Auf den Verein prasselt überwiegend Kritik ein, die Reaktionen sind teils heftig. Die Verantwortlichen haben sie vernommen. Zum jetzigen Zeitpunkt wollen sie sich aber noch nicht dazu äußern, hieß auf Anfrage von ‚Tief im Westen – Das VfL-Magazin‘ am Freitagabend. Rund 850 Anhänger haben sich schon via Facebook und Instagram zu Wort gemeldet, auch auf Twitter und in den Foren wird eifrig diskutiert. Viele von ihnen hinterfragen den Sinn einer Dauerkarte und sind enttäuscht von ihrem Klub. Warum sich der VfL nun zum ersten Mal für ein Losverfahren entschieden hat, wurde nicht kommuniziert. Zu Saisonbeginn, als es wegen der Zuschauerbeschränkungen ebenfalls nur Einzelkarten gab, wurden diese nach dem Schnelligkeitsprinzip vergeben – erst an Dauerkarteninhaber, dann an Vereinsmitglieder. Kritik daran gab es kaum.

Kinder im Nachteil

Dass nun Chancengleichheit herrscht, finden einige Fans aber auch gut so. „Wer hier dem VfL einen Vorwurf macht, denkt einfach nur egoistisch“, meint Sean Hütter via Facebook und fragt, „ob der Verein ein Ranking aufstellen soll, wer am meisten schreit oder am häufigsten auswärts fährt.“ Ein solches Punktesystem ist vor allem in England nicht unüblich. Paul Effe fände das weniger gut: „Verlosung finde ich unter den Umständen gerecht, irgendeine Lösung braucht es. Und die Fans in besser oder schlechter einzuteilen, fände ich absolut fehl am Platz.“ So gibt Christian Dettke auf Instagram zu bedenken, dass auch Mitgliedern ein Vorkaufsrecht zugesichert wurde. Kurzum: Es ist ein Verteilungskampf entbrannt, der bei Topspielen nicht ganz neu ist, nun aber eine noch größere Dimension erreicht.

Dass der VfL von seinem Losverfahren noch Abstand nehmen wird, ist eher unwahrscheinlich. An einigen Stellen ist dieses Konzept aber noch nicht zu Ende gedacht. Vor allem Mütter und Väter sind irritiert, wie zum Beispiel Stefanie Burchardt auf Facebook: „Wie soll das funktionieren bei minderjährigen Dauerkarteninhabern, die normalerweise neben einem Elternteil sitzen?“, fragt sie in die Runde. Die Plätze werden per Zufallsprinzip vergeben, nur die Preiskategorie kann vorher ausgewählt werden. „Sollen jetzt Kind und Elternteil in völlig verschiedenen Blöcken sitzen? Oder es wird nur das Kind ausgelost und soll dann alleine ins Stadion?“ Karin Böhmer ist ebenfalls konsterniert: „Also können Kinder nicht mehr ins Stadion. Super System.“ Offenbar hat dies beim VfL niemand bedacht.

Pandemisch unklug

Paare und Freunde, die sonst gemeinsam ins Stadion gehen, werden ebenfalls getrennt. „Da wird das Stadionerlebnis komplett ruiniert, wenn man alleine neben Wildfremden sitzt“, kritisiert Yannick Ortmann. „Wohlgemerkt in Zeiten der Kontaktreduzierung“, ergänzt Jan Gräbe, ebenfalls auf Facebook. Ein wichtiger Punkt, zumal Stehplätze laut Verordnung nicht genutzt werden dürfen. Alle Stadionbesucher werden also zufällig auf die Sitzplätze verteilt. So ergeben sich ganz neue Kontaktmöglichkeiten zwischen Menschen, die sich sonst nie begegnet wären. Das ist in dieser pandemischen Lage eher unklug, trotz Maskenpflicht und 2G-Regel.

(Foto: Imago / Revierfoto)