Neue Saison

Teamcheck: Wie gut ist der VfL aufgestellt?

  • Neuzugänge sind Startelfkandidaten
  • Nicht alle Abgänge kompensiert
  • Handlungsbedarf in der Offensive

Sieben Testspiele und knapp 40 Trainingseinheiten sind absolviert, wenn der VfL Bochum an diesem Sonntag (28.7.) zum ersten Pflichtspiel der neuen Saison antritt. Dann gastiert die Mannschaft von Chefcoach Robin Dutt beim SSV Jahn Regensburg. Doch wie gut ist das neue, teils umgebaute Team für den Auftakt gerüstet? Auf welchen Positionen wurde der Kader verstärkt oder geschwächt? Und wer drängt in die Startformation?

Ein Überblick:

Tor: Für Robin Dutt bleibt Manuel Riemann die klare Nummer eins. Das hat Bochums Fußballlehrer schon im Trainingslager Anfang Juli klargestellt. Herausforderer Patrick Drewes, der von den Würzburger Kickers verpflichtet wurde, müsse schon besser sein, um einen Torwartwechsel zu erzwingen. Der neue Mann bringt mehr Größe und Ruhe mit als Riemann, blieb in den Testspielen aber auch nicht fehlerlos. Riemann dagegen zeigte gute Leistungen und steht deshalb unverändert im Tor.

Innenverteidigung: Auf keiner anderen Position gab es einen solch großen Umbruch wie im Zentrum der Abwehrreihe. Tim Hoogland wurde aussortiert, Patrick Fabian nimmt keine tragende Rolle mehr ein. Neuzugang Saulo Decarli ist somit der neue Abwehrchef. Daneben gibt es einen spannenden Zweikampf: Armel Bella Kotchap, der erst 17 Jahre jung ist, besitzt großes Potenzial. Altersbedingt läuft aber noch nicht alles perfekt. Eine Option ist deshalb auch Simon Lorenz, Rückkehrer von 1860 München. Auffallend: Der 22-Jährige ist sehr kopfballstark – ein nicht unwichtiges Kriterium. Vorerst keine Chance haben Maxwell Gyamfi und Maxim Leitsch, der wieder einmal pausieren muss.

Defensive Außenbahn: Auf der linken Seite bleibt Danilo Soares gesetzt, rechts setzt das Trainerteam auf Arsenal-Leihgabe Jordi Osei-Tutu. Beide sind fußballerisch sehr gut gebildet, ihr Offensivdrang ist eine Waffe. Vor allem Osei-Tutu muss defensiv aber noch zulegen, speziell in Zweikämpfen und beim Stellungsspiel. Das Duo ist nicht konkurrenzlos, aber der Vorsprung deutlich sichtbar. Denn als Ersatz steht hinten rechts nur Dominik Baumgartner, eigentlich ja Innenverteidiger, bereit. Und links hätte Trainer Dutt die Wahl zwischen Moritz Römling, Stelios Kokovas – zwei Eigengewächsen – und Vitaly Janelt, eher im Mittelfeld zu Hause. Ex-Kapitän Stefano Celozzi spielt keine Rolle mehr, Jan Gyamerah ist bekanntlich gewechselt.

Zentrales Mittelfeld: Acht Spieler kämpfen um nur zwei Positionen – denn Robin Dutt setzt in Zukunft auf sein neues 4-1-3-2-System. Der Lenker auf Sechs soll Thomas Eisfeld sein. Er ist als Ballverteiler, manchmal aber auch als Abräumer gefragt. Mit dieser Rolle muss der Ex-Dortmunder erst noch zurechtkommen. Etwas offensiver wird Kapitän Anthony Losilla eingesetzt. Er ist unumstritten, obwohl der Konkurrenzkampf groß ist. Denn auch Sebastian Maier oder Chung Yong Lee kämpfen um Einsatzzeiten. Noch schwieriger könnte es für Görkem Saglam oder Robert Tesche werden.

Offensive Außenbahn: Nach den Abgängen von Sidney Sam und Robbie Kruse sowie der Ausleihe von Baris Ekincier gibt es nur noch zwei echte Außenspieler im Kader, nämlich Milos Pantovic und Tom Weilandt. Die beiden sind zum Start praktisch gesetzt. Alternativen gibt es trotzdem. Auch Simon Zoller und Danny Blum können auf der Position spielen, obwohl sie eher als zweite Sturmspitze eingeplant sind. Sebastian Maier, Vitaly Janelt oder Chung Yong Lee haben in der Vorbereitung ebenfalls (halb-)links oder (halb-)rechts) gespielt – echte Tempomacher sind sie aber nicht.

Angriff: In der neuen Saison will der VfL auf zwei Sturmspitzen setzen. Mit Lukas Hinterseer ist aber der wichtigste und torgefährlichste Angreifer gegangen. Ersetzen soll ihn Silvere Ganvoula, der vom Joker zur Stammkraft aufsteigen soll. Neben ihm sind Simon Zoller und Danny Blum die Optionen. Nominell ist der VfL schwächer aufgestellt als im Vorjahr. Fällt Ganvoula aus, und das ist schon am ersten Spieltag der Fall, fehlt ein echter Mittelstürmer. Wollen die Bochumer kein Risiko eingehen, muss noch ein neuer Stürmer her.

Fazit: Die Mannschaft wurde verjüngt und teilweise umgebaut, die Startelf hat sich zum großen Teil gefunden. Das Problem: Obwohl der Kader 30 Profis zählt, fehlen auf einigen Positionen echte Alternativen. Vor allem die Außenpositionen, defensiv wie offensiv, sind dünn besetzt. Im Sturm wurde das Team sogar geschwächt. Ein, zwei Neuzugänge sind noch notwendig, Abgänge wahrscheinlich. Ob der VfL oben mithalten kann oder gar abrutscht, hängt auch davon ab, wie schnell die Mannschaft das neue Spielsystem annimmt, ob sie gierig nach Erfolg ist und als Einheit auftritt. Leicht wird diese Saison jedenfalls nicht.

(Foto: Sportfoto Gerd Krause)