Nur drei Punkte trennen den VfL Bochum vom letzten Tabellenplatz – wiederum fünf sind es bis ins obere Drittel. Die letzte Länderspielpause des Jahres lässt den Verantwortlichen ein paar Tage Zeit, über Grundsätzliches nachzudenken. Beim VfL Bochum stellt sich vor allem diese Frage: Muss im Winter personell nachgebessert werden? Und wenn ja: Auf welchen Positionen?
„Tief im Westen“ macht den Teamcheck 2.0 – und schaut, in welchen Mannschaftsteilen Handlungsbedarf besteht.
Tor: Bis zum Sommer war Manuel Riemann noch umstritten – doch der 31-Jährige hat sich in den letzten Monaten stabilisiert. Derzeit ist er die klare Nummer Eins und ein wichtiger Führungsspieler. Patrick Drewes, im Mai als Herausforderer verpflichtet, bleibt somit nur der Platz auf der Bank. Veränderungen wird es im Winter keine geben.
Rechtsverteidigung: Nach dem Abgang von Jan Gyamerah und der Degradierung von Stefano Celozzi haben die Verantwortlichen wochenlang experimentiert. Arsenal-Leihgabe Jordi Osei-Tutu benötigte Zeit, die ihm niemand geben konnte – erst jetzt kommt er langsam in Fahrt. Last-Minute-Transfer Cristian Gamboa hat in Ansätzen überzeugen können, aber noch nicht mehr. Mit dem Trainerwechsel wurde auch Stefano Celozzi reaktiviert. Mit drei grundverschiedenen Außenverteidigern wird der VfL in die Rückrunde gehen. Die Hoffnung: Einer von ihnen wird es schon richten.
Linksverteidigung: Danilo Soares ist gesetzt, aber auch konkurrenzlos. Moritz Römling und Stelios Kokovas aus der U19 haben offensichtlich noch einen weiten Weg vor sich. Und Maxim Leitsch, der ebenfalls links verteidigen kann, ist körperlich nicht stabil. Fällt Soares aus, fehlt ein Ersatz. Trainer Thomas Reis muss in diesem Fall experimentieren, etwa mit Stefano Celozzi oder Vitaly Janelt. Optimal ist das nicht. Im Winter, spätestens aber im Sommer besteht Handlungsbedarf. Denn Soares‘ Vertrag läuft aus – ob er verlängern will, ist ungewiss.
Innenverteidigung: Mit 26 Gegentreffern nach 13 Partien stellt der VfL die zweitschwächste Defensive der Liga. Das liegt nicht nur, aber auch an der Abwehrzentrale. Neuzugang Saulo Decarli spielt phasenweise überzeugend, doch alleine ist er kein Stabilisator. Ihm fehlt ein starker Partner. Denn Simon Lorenz ist eher ein Mitläufer – und Armel Bella Kotchap, der großes Potenzial besitzt, ist erst 17 Jahre jung. Ein souveräner, im Idealfall kopfballstarker Innenverteidiger würde der Hintermannschaft guttun – und den Klassenerhalt wahrscheinlicher machen.
Defensives Mittelfeld: Anthony Losilla ist als Kapitän und Dauerläufer unverzichtbar, nicht ohne Grund wurde sein Vertrag vor wenigen Tagen verlängert. Neben ihm gibt es einen Zweikampf: Zunächst war Vitaly Janelt der Sieger. Doch seit drei Spielen erhält Routinier Robert Tesche den Vorzug – und die Defensive wirkt seither stabiler. In naher Zukunft wird der VfL auf dieser Position aber trotzdem Verstärkung benötigen. Denn es fehlt das notwendige Tempo im Spielaufbau. Das bringt auch Thomas Eisfeld nicht mit, dessen Entwicklung schon seit längerer Zeit ins Stocken geraten ist.
Offensives Mittelfeld: Quantitativ sind die Bochumer auf dieser Position absolut überbesetzt. Und die Situation ist eindeutig: Chung Yong Lee, der ballsicherste und durchsetzungsstärkste Spielmacher im Team, ist gesetzt, sofern er gesund ist. Doch hinter ihm gibt es mit Sebastian Maier, Görkem Saglam und Milos Pantovic weitere Kandidaten. Ihr Problem: Ihnen fehlt die Durchsetzungskraft, teilweise auch die Flexibilität. Will der VfL den Kader im Winter schlanker gestalten, könnte Manager Sebastian Schindzielorz hier ansetzen.
Sturm: Sowohl im Angriffszentrum als auch auf den offensiven Außenpositionen hat Trainer Thomas Reis seine Besetzung offensichtlich gefunden. Speziell Silvere Ganvoula und Danny Blum überzeugen so sehr, dass sie kaum ersetzt werden können. Rechts offensiv hat sich Simon Zoller ebenfalls einen Stammplatz erarbeitet. Auf der Suche nach Ersatz wird es schon dünn, lediglich Tom Weilandt und Manuel Wintzheimer stehen zur Verfügung. Im Normalfall reicht das, nicht aber, wenn Verletzungen dazukommen. Finanzielle Mittel, um nachzubessern, sind jedoch kaum vorhanden.
Fazit: Zunächst müssen die Verantwortlichen schauen, ob sie Spieler abgeben können. Jungprofis wie Maxwell Gyamfi und Jan Wellers, die überhaupt keine Rolle spielen, sind erste Kandidaten, schaffen aber finanziell keinen Spielraum. Naheliegend wäre es, Profis wie Thomas Eisfeld, Görkem Saglam oder Milos Pantovic einen Wechsel nahezulegen. Sie konnten der Mannschaft im bisherigen Saisonverlauf kaum helfen, ähnliche Spielertypen gibt es im Kader außerdem schon. Umgekehrt benötigt der VfL zwei bis drei Verstärkungen, vor allem für die Defensive. Dabei sollte Manager Schindzielorz auf Robustheit und Charakterstärke achten.
Mit der Bitte um Nachsicht: Der Autor dieser Zeilen ist mit einer Handverletzung zurzeit leider angeschlagen. Daher kann es unter Umständen zu Einschränkungen oder Verzögerungen in der Berichterstattung kommen.
(Foto: Pressefoto Eibner)