2:3-Niederlage gegen Stuttgart

VfL sorgt für unnötige Spannung: „Werfen wichtige Spiele weg“

Die Zuschauer gaben das unüberhörbare Startsignal. Zu Beginn der zweiten Halbzeit wurde es im Bochumer Ruhrstadion plötzlich laut. Nach einer verschlafenen ersten Halbzeit, auf dem Platz wie auf den Rängen, peitschten die Fans ihr Team mit voller Kraft an. Spätestens nach dem Ausgleich durch Kevin Stöger, der vom Elfmeterpunkt traf, glaubten alle VfL-Fans wieder an ein gelungenes Osterfest. „Das war die Phase, in der wir das Spiel auf unsere Seite hätten ziehen müssen“, ärgerte sich Trainer Thomas Letsch nach dem Schlusspfiff. „Wir sind zurück im Spiel und kassieren dann kurz hintereinander zwei Gegentreffer auf einfachste Art und Weise. Das darf uns nicht passieren.“

Stuttgart gewinnt verdient

Ist es aber. Der Anschlusstreffer durch Philipp Hofmann, immerhin das erste herauskombinierte Tor seit Anfang Februar, kam zu spät. Stuttgart gewann das als Sechs-Punkte-Spiel deklarierte Kellerduell verdient mit 3:2. Zwar hatte Trainer Letsch im Vorfeld der Partie angekündigt, dass die erwartungsfrohen Fans eine ähnlich enttäuschende Leistung wie gegen Schalke nicht noch einmal erleben müssen. Phasenweise erinnerte der Auftritt gegen Stuttgart dann aber doch an die Pleite im Derby. Defensiv zu passive und offensiv zu ideenlose Bochumer trafen auf eine Mannschaft, die stets etwas wacher, aggressiver und mutiger war und nicht nur lange Bälle als Stilmittel kannte.

„Beim zweiten und dritten Gegentor haben wir geschlafen“, stellte Hofmann richtigerweise fest. Alle drei Treffer initiierte der VfB über die linke Angriffsseite, weil der VfL kaum Druck auf den Flankengeber ausübte und auch in der Mitte konfus verteidigte. Beim 1:2 ließ Danilo Soares seinen Gegenspieler einfach ziehen, beim dritten griff Manuel Riemann abermals daneben. Dass Riemann überhaupt im Tor stehen würde, war am Tag vor dem Spiel noch ungewiss. Der Keeper hatte sich im Abschlusstraining verletzt, musste die Einheit abbrechen und humpelte in die Kabine. Doch der Schlussmann wurde rechtzeitig fit – und war einer von vielen Schwachpunkten an diesem Sonntag.

VfL büßt Vorsprung ein

Vor allem die Folgen der Niederlage dürften den VfL noch etwas beschäftigen. „Die besonders wichtigen Spielen werfen wir weg“, sprach Hofmann den enttäuschten Fans aus der Seele. Wobei die Bilanz gegen direkte Konkurrenten im Grunde ausgeglichen ist. Zu Beginn des Jahres gelangen Heimsiege gegen Hertha und Hoffenheim. Dem stehen die Niederlagen gegen Schalke und Stuttgart gegenüber. „Wir haben eine große Chance verpasst, einen Kontrahenten auf Distanz zu halten“, ergänzte Letsch, dessen Team in dieser Saison noch keinen einzigen Punkt nach einem Rückstand geholt hat. Mit einem Sieg wäre der VfL den Stuttgartern klar und womöglich uneinholbar davongezogen.

Nun aber herrscht aus Bochumer Sicht wieder unnötige Spannung im Tabellenkeller. Der VfL hat nur noch drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang, auf dem jetzt der VfB steht. Womöglich ist die Niederlage gegen Stuttgart in der Endabrechnung sogar noch schmerzhafter als die Derbypleite gegen Schalke. Denn rein sportlich betrachtet sind die Schwaben der stärkere und deshalb auch gefährlichere Tabellennachbar. Bitter obendrein: Kapitän Anthony Losilla sah in der Schlussphase seine fünfte gelbe Karte. Der Eckpfeiler der Bochumer Mannschaft, der schon vor einigen Wochen nicht ersetzt werden konnte, fehlt somit beim kommenden Auswärtsspiel gegen Union Berlin.  

++++++++++++++++++++

Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr fundierte Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.


++++++++++++++++++++

(Foto: Imago / Sven Simon)