Vertrag läuft aus

Die Konkurrenz lockt: Warum Stöger schwer zu halten ist

Auf Kevin Stöger möchte Thomas Letsch nicht mehr verzichten. Nur ein einziges Mal, nämlich bei seinem Debüt im Oktober 2022, setzt der Fußballlehrer den Österreicher aus freien Stücken auf die Ersatzbank. Wenn Stöger fit und nicht gesperrt war, gehörte er anschließend ausnahmslos zur Bochumer Startelf. Neulich erst sprach Letsch seinem Spielgestalter quasi eine Einsatzgarantie aus. „Kevin ist für uns ein ganz, ganz wichtiger Spieler. Er fordert immer den Ball. Das ist seine große Stärke, und genau das tut uns gut“, lobte Letsch den 30-Jährigen und geriet fast ins Schwärmen. „Er sorgt für eine Balance in unserem Spiel, hat ein gutes Gespür, coacht die Spieler um sich herum. Kevin ist aktuell in unserer Mannschaft gesetzt.“ Für Letsch, der sich zu Personalfragen ansonsten eher zurückhaltend äußert, sind das außergewöhnliche Worte.

Vertrag läuft im Sommer aus

Doch Wertschätzung dieser Art macht Profifußballer allein nicht glücklich. Der VfL Bochum wird folglich weitere Argumente liefern müssen, um den Mittelfeldspieler über das Saisonende hinaus zu binden. Stögers Vertrag läuft im Sommer aus, Stand jetzt droht der ablösefreie Abgang eines absoluten Leistungsträgers. „Ich habe zunächst mit dem VfL gesprochen. Ich habe aber auch klar kommuniziert, dass ich mir andere Sachen anhöre“, sagte Stöger jüngst der österreichischen Kronen-Zeitung. Ungewöhnlich und branchenunüblich ist dabei, dass der frischgebackene Familienvater ohne einen Berater in die Verhandlungen geht. „Ich weiß, was ich will, also führe ich die Gespräche allein“, erklärte Stöger im Oktober gegenüber Tief im Westen – Das VfL-Magazin. „Trotzdem bin ich natürlich im Austausch mit Leuten, die mir einen Rat geben.“

Union war im Winter interessiert

Doch welcher wird das sein? Interessant ist Stögers Transferhistorie. Nie blieb der Österreicher als Profi länger als zwei Jahre bei einem Klub. Für den VfL Bochum spielte der Linksfuß bereits von 2016 bis 2018, bevor er 2022 an die Castroper Straße zurückkehrte. Mit fünf Saisontreffern sowie sechs direkten Torvorlagen ist er aktuell der Top-Scorer im Team des VfL. Im zentralen Mittelfeld ist Stöger der Denker und Lenker des Bochumer Spiels. Das bleibt selbstverständlich auch anderen Klubs nicht verborgen. Im Januar, also erst vor wenigen Wochen, erkundigte sich Liga-Konkurrent Union Berlin nach den Möglichkeiten eines Transfers. Der Tabellennachbar gab sogar ein konkretes Angebot ab. Doch der VfL entschied sich gegen die lukrative Offerte – weil die Verantwortlichen im Winter keinen Leistungsträger verlieren wollten.

Stögers letzter großer Vertrag

Das unterstreicht einerseits, welch hohen Stellenwert Stöger beim VfL genießt, andererseits zeigt es aber auch, dass die Vertragsverhandlungen aus Bochumer Sicht kompliziert werden. Sollte Union Berlin erneut ein Angebot vorlegen, oder ein anderer etablierter Bundesligist, dann ist der Spieler für den VfL wahrscheinlich nicht zu halten. Die Köpenicker sind den Bochumern wirtschaftlich überlegen und wären wohl selbst dann in der Pole Position, wenn der Spielmacher beim VfL zum Top-Verdiener aufsteigen würde. Erschwerend kommt hinzu, dass Stöger wohl den letzten großen Vertrag seiner Karriere abschließen wird. Der Edel-Techniker wird im August 31 Jahre alt. Ob ihn auch Argumente abseits des Zahlenwerks – ein gewohntes Umfeld, ein sicherer Stammplatz und womöglich sogar die Kapitänsbinde – überzeugen werden, steht in den Sternen.


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(Foto: Marc Niemeyer)