15.500 Zuschauer gegen Stuttgart

VfL Bochum darf lockern, Fans zögern aber

Hamburg und Bremen machen den Anfang. Die beiden Stadtstaaten erlauben erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder eine Vollauslastung ihrer Sportstätten. Die Voraussetzung: Alle Zuschauer müssen geimpft oder genesen sein. Es gilt die 2G-Regel. Wollen die Vereine auch getestete Fans empfangen, gelten weiter Einschränkungen.

In Nordrhein-Westfalen ist ein solches Optionsmodell noch nicht Teil der Corona-Schutzverordnung. Aber auch hierzulande werden die Regeln gelockert, wovon der VfL Bochum profitiert. Zum Heimspiel gegen den VfB Stuttgart dürfen 15.500 Zuschauer ins Stadion kommen. Der Verein darf also mehr als 50 Prozent der Kapazität nutzen. Neu ist, dass jetzt 4.000 statt nur 2.500 Fans auf die Osttribüne dürfen. Das Gesundheitsamt hat dafür die Genehmigung erteilt. Der Verein hatte vor dem Spiel gegen Hertha BSC noch damit gedroht, dass künftig weniger Fans auf die Osttribüne dürfen, wenn die Maskenpflicht nicht eingehalten wird. Sie wurde von vielen Anhängern auch nicht beachtet, Konsequenzen hat das aber keine. Sogar ganz im Gegenteil.

Infektionszahlen sinken

Stadt und Verein begründen die Lockerungen damit, dass die Infektionszahlen in Bochum deutlich rückläufig sind und dass die ersten beiden Spiele keinen nachweisbaren, negativen Effekt auf die Inzidenz hatten. Außerdem sei die Impfquote unter den VfL-Fans überdurchschnittlich hoch. Anonyme Stichproben hätten ergeben, dass mehr als 90 Prozent der Stadionbesucher bereits geimpft seien. Damit ist die Impfquote unter den VfL-Fans nicht nur höher als in der allgemeinen Bevölkerung, sondern auch höher als in anderen Stadien.

Die Menschen dürfen auf den Stehplätzen also wieder enger zusammenrücken, was auf den Sitzplätzen ja schon länger der Fall ist. Doch ganz geheuer ist das einigen Anhängern offenbar nicht. Rund 7.000 Dauerkarten hat der VfL vor der Saison für die Ostkurve verkauft, doch nur 3.200 von ihnen haben für das Spiel gegen Stuttgart auch ein Stehplatzticket gebucht. Seit Montag waren die Karten zu haben, doch am Donnerstag waren immer noch welche übrig und sind schließlich in den freien Verkauf gegangen.

Probleme bei Vollauslastung

Hieße das im Umkehrschluss auch, dass eine Erlaubnis zur Vollauslastung in absehbarer Zeit noch gar nicht zu vollen Stadien führen würde? Genau das vermutet der Präsident des FC St. Pauli, Oke Göttlich, der sich mit einem solchen Szenario bereits konkret auseinandersetzen darf: „Wir wissen nicht, ob es den Menschen überhaupt jetzt schon genehm ist, mit wahnsinnig vielen Zuschauerinnen und Zuschauern eng an eng zu stehen.“

Für den VfL Bochum würden sich in einem solchen Fall auch neue organisatorische Herausforderungen ergeben. Schon jetzt ist jedes Heimspiel mit einem hohen logistischen Aufwand verbunden. Beim Auftakt gegen Mainz 05 im August hatte es noch Anlaufschwierigkeiten gegeben, etwa Verzögerungen beim Einlass. Einige Fans berichteten auch, dass kurz vor dem Anpfiff die Impfausweise nur noch flüchtig kontrolliert worden seien. Gegen Hertha lief es schon deutlich besser, weil der VfL zum Beispiel mehr Eingänge und sogenannte Vorkontrollen für den 3G-Status eingerichtet hat. Müssten noch deutlich mehr Impfausweise kontrolliert werden, wären weitere Anpassungen nötig.

Kritik der Dauerkarteninhaber

Mit einer möglichen Vollauslastung wäre ein anderes Problem jedoch gelöst. Einige Dauerkarteninhaber kritisieren, dass sie bei der Buchung von Tickets für die einzelnen Spiele nicht ein exklusives Zugriffsrecht auf ihren Platz erhalten. Der VfL begründet das damit, dass er die Dauerkarteninhaber der Ostkurve nicht benachteiligen möchte. Diese müssten je nach zugelassener Zuschauerzahl um einen Platz kämpfen, während Sitzplatzkunden ihren Platz sicher hätten. Wobei dieses Argument angesichts der Zurückhaltung vieler Fans beim Kartenkauf auch bald hinfällig ist.

(Foto: Imago / Beautiful Sports)