Abgang naht

Soares wie Hinterseer: Dem VfL fehlen Argumente

Ihr Werdegang ist ähnlich. Erst waren sie Gegner in Österreich, dann gemeinsam beim FC Ingolstadt und später – ebenfalls als Teamkollegen – beim VfL Bochum. Während der eine, nämlich Lukas Hinterseer, den Revierklub bereits verlassen hat, denkt der andere, nämlich Danilo Soares, über diesen Schritt nach. Wobei das noch harmlos formuliert ist. Die Chancen des VfL, den auslaufenden Vertrag mit seinem Linksverteidiger zu verlängern, sind verschwindend gering. Das ist keine neue Erkenntnis, seit dieser Woche aber auch Gegenstand öffentlicher Diskussionen.

Offiziell sei noch keine Entscheidung gefallen, Gespräche würden schon seit geraumer Zeit laufen, sagt Bochums Manager Sebastian Schindzielorz auf Nachfrage. Doch nicht nur er sieht Parallelen zu einem Fall aus dem Vorjahr: zu Lukas Hinterseer. Auch der Stürmer zählte zu den Leistungsträgern beim VfL, ähnlich wie jetzt sein früherer Teamkollege. Mit 28 Jahren, so alt ist Soares übrigens auch, sah Hinterseer die letzte Chance auf einen größeren Vertrag – und wechselte im Sommer ablösefrei zum HSV. Obwohl der VfL ein Angebot vorlegte, das die Schmerzgrenze der Verantwortlichen erreichte. „Wir werden uns auch bei Danilo strecken“, versichert Schindzielorz.

Soares ist Leistungsträger

Doch der Manager wird wissen, dass ihm gute Argumente fehlen, um den Brasilianer von einem Verbleib zu überzeugen. Denn wirtschaftlich kann der Klub mit der Ligaspitze nicht mithalten. Und auch sportlich gibt es bislang keine Sicherheit, in welcher Spielklasse der VfL künftig antritt. „Sein Vertrag läuft aus. Da ist es naheliegend, dass er das Interesse anderer Vereine weckt“, schätzt Schindzielorz die Lage realistisch ein und schiebt ein Lob hinterher: „Danilo ist ein sehr wichtiger, ein erfolgsorientierter Spieler.“ Ärger hat der Familienvater in Bochum noch nie gemacht, er gilt als fleißig und professionell, ist unumstrittener Stammspieler.

Soares ist auch deshalb so wichtig, weil es die Verantwortlichen im Sommer verpasst haben, einen weiteren Linksverteidiger zu verpflichten. Moritz Römling und Stelios Kokovas, zwei Youngster aus der U19, waren zwar fest eingeplant, spielen bei den Profis aber noch keine Rolle. Und Maxim Leitsch, der theoretisch auch auf dieser Position spielen könnte, hat sein letztes Pflichtspiel vor mehr als einem Jahr absolviert. An mehrere Wochen Mannschaftstraining am Stück ist bei ihm nicht zu denken, der Körper macht nicht mit. „Er würde uns definitiv weiterhelfen“, weiß Trainer Thomas Reis, „aber zurzeit können wir nicht fest mit ihm planen.“

Ostrzolek sucht Klub

Ob der VfL schon im Winter reagiert, um einen möglichen Nachfolger für Soares aufzubauen, ist offen. Im Sommer muss ein Ersatz in jedem Fall her. Eine Spur könnte zu Derrick Köhn aus der Reserve von Bayern München führen. So schreibt es die Bild-Zeitung. Naheliegend wäre auch die Rückkehr eines ehemaligen Bochumer Jugendspielers. Matthias Ostrzolek, der bei Hannover 96 fast keine Rolle mehr spielt, sucht einen neuen Verein. Aus seinem Umfeld ist zu hören, dass er nicht abgeneigt ist, eines Tages in seine Heimatstadt zurückzukehren. Doch mit Spielern, die sich schon im Herbst ihrer Karriere befinden, hat der VfL zuletzt nicht immer gute Erfahrungen gemacht. 

(Foto: Imago / Philipp Szyza)