Kommentar

VfL Bochum: Die schönste Nebensache der Welt

Schon die Musikauswahl war eine besondere. „Give peace a chance“ von John Lennon wurde gespielt, auch „Heal the world“ von Michael Jackson war am Sonntag vor dem Spiel gegen Leipzig im Ruhrstadion zu hören. Einige Fans hatten extra eine Ukraine-Flagge mitgebracht, manch einer Kleidungsstücke oder Pappschilder mit einer klaren Botschaft: „Stop war“. Der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine lässt auch die Anhänger des VfL Bochum nicht kalt.

Fußball verbindet

Doch wie sollten Fans, auch Journalisten, angemessen mit der Situation umgehen? Ist es richtig, in diesen Tagen über Siege und Niederlagen im Sport zu schreiben, wie wir es immer getan haben? Über kompromisslose Abwehrleistungen, mutige Angriffe? Die Bedeutung dieser Worte verändert sich, es fällt schwer, nur an Fußball zu denken – und nicht an das, was uns alle beschäftigt: Die Lage im Osten Europas, die Drohungen von Wladimir Putin, einem Unberechenbaren.

Doch der Fußball kann auch helfen. Der Sport, das Stadionerlebnis verbindet. Wir treffen Freunde, Kollegen, Bekannte. Wir reden miteinander. Über Ängste, Sorgen, Ungewissheiten. Aber: Wir lachen – trotz allem – auch gemeinsam, jubeln über Tore, über besondere Momente. Uns geht es gut. Und eines wäre fatal: Unser Leben so einzuschränken, dass uns die Freude ganz vergeht. Denn das will Putin, ein Angstmacher, nämlich auch. Dass wir ehrfürchtig vor ihm erstarren.

Schönste Nebensache

Deshalb: Die schönste Nebensache der Welt (nie war dieser Satz passender!) schafft Ablenkung. Das war in den düsteren Phasen der Pandemie nicht anders. Der VfL, diese Mannschaft gibt alles dafür, sie begeistert, sie enttäuscht nicht. Genießt die Spiele gegen Freiburg und Fürth, feiert den vielleicht ersten Halbfinaleinzug im DFB-Pokal seit 34 Jahren, seit 1988. Damals, als viele dachten, die Welt würde endlich friedvoller werden…

(Foto: picture alliance)