Lob der Teamkollegen

Riemann reagiert auf Kritik: Mitspieler stellen Wandel fest

Seit anderthalb Jahren verzichtet Manuel Riemann auf Interviews vor und nach den Spielen. Nur noch in Ausnahmefällen äußert sich der Torhüter öffentlich. Auf dem Platz hingegen ist der Redeanteil des 34-Jährigen zunächst nicht gesunken. Radio Riemann war unverändert auf Sendung. Anspornen und anschnauzen: Der Keeper konnte beides. Vor allem Letzteres gefiel auf den Tribünen nicht allen. Auch auf dem Platz gab es deswegen schon Misstöne. Doch aufmerksamen Stadionbesuchern fiel sowohl beim 2:0-Sieg in Köln als auch beim 1:0-Erfolg gegen Leipzig eine gewisse Zurückhaltung auf. Riemann gestikulierte weniger, er schimpfte auch seltener. Ob das allein an der verbesserten Defensivleistung lag? Unwahrscheinlich.

Teamkollegen bedanken sich

Das Wichtigste aber: Riemann selbst blieb fehlerlos. Speziell gegen Leipzig trat er in den Schlussminuten mehrfach als Retter in Erscheinung – was ihm die Teamkollegen schließlich dankten. Nach dem Abpfiff bildete sich im Bochumer Strafraum eine Jubeltraube. Mittendrin: Ihr Schlussmann. „Manu hat viel auf seine Kappe genommen. Vielleicht zu Unrecht“, sagt Kapitän Anthony Losilla. „Aber so ist er. Man sieht auch, wie stark er mental ist, wenn man zwei solche Leistungen nach so viel Kritik zeigen kann.“ Angreifer Philipp Hofmann ergänzt: „Die Woche nach dem Schalke-Spiel war keine einfache für ihn. Er hat sich viele Vorwürfe gemacht. Jetzt hat er den Reset-Knopf gedrückt und den alten Manu wiedergefunden.“ Den, der im VfL-Trikot schon oft geglänzt hat.

Torwartwechsel wieder vom Tisch

Als Aufstiegsheld und Garant für den Klassenerhalt in der vergangenen Saison war Riemann lange Zeit unumstritten. In dieser Saison hingegen patzte er mehrfach. Nicht nur medial und in Fankreisen, selbst intern gab es Kritik an ihm. Sein Slapstick-Eigentor gegen Schalke entwickelte sich zum Politikum. Auch im Trainerbüro wurde über Riemann diskutiert. Doch zwei Tage vor dem Spiel in Köln meldete sich Ersatzkeeper Michael Esser mit Magen-Darm-Problemen plötzlich krank. Ein möglicher Torwartwechsel war vom Tisch. Auf die Frage, ob Riemann gespielt hätte, wenn Esser fit gewesen wäre, antwortet Letsch ausweichend, vermeidet aber eine klare Antwort pro Riemann: „Das ist müßig“ sagt der Trainer. „Manuel hat gespielt. Und Manuel hat gut gespielt.“

Letsch würdigt Riemanns Reaktion

Aber: Sogar Diplomat Letsch sprach nach dem Derby gegen Schalke von „teils berechtigter Kritik“ an Riemann. Er mahnte jedoch an, die Torwartpersonalie und die Leistung seiner Mannschaft generell differenzierter zu betrachten. „Natürlich war Druck da, wenn du infrage gestellt wirst und es viele Themen rund um deine Person gibt. Dann so eine Leistung abzuliefern, verdient absoluten Respekt“, sagt Letsch. Doch was war nun der Schlüssel zum Erfolg oder führte zum Wandel? Gegen Köln und Leipzig konzentrierte sich Riemann vor allem auf die eigene Leistung. „Er beschäftigt sich nicht mehr so viel mit anderen Spielern“, bestätigt Teamkollege Hofmann ebenso wie Trainer Letsch: „Manu ist ein reflektierter Mensch. Ich ziehe den Hut vor ihm und seiner Reaktion.“

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(Foto: Imago / Vitalii Kliuiev)