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Corona und Becherwurf: Pause tat Bochum gut

Mehr als 20 Millionen Corona-Infektionen hat das Robert Koch-Institut mittlerweile registriert. Knapp jeder vierte Deutsche war also in den vergangenen zwei Jahren mindestens einmal mit SARS-CoV-2 infiziert. Beim VfL Bochum ist die Quote sogar noch höher. Allein in den vergangenen drei Wochen hat es ein Dutzend Spieler getroffen. Doch im Gegensatz zur ‚normalen‘ Bevölkerung werden die Bundesliga-Profis weiter regelmäßig und anlasslos getestet. Nicht alle der infizierten Spieler entwickelten Symptome, und niemanden hat es schwerer getroffen – sicher auch, weil fast alle beim VfL Bochum dreimal geimpft sind.

Chefcoach Thomas Reis war zuletzt ebenfalls erkrankt, verpasste das Spiel gegen Mönchengladbach, war beim Test gegen Heracles Almelo (2:0) am vergangenen Freitag aber wieder dabei. Wegen Verletzungen, Länderspielreisen und Corona musste er auf insgesamt 18 Profis verzichten. Das spielfreie Wochenende kam also zum richtigen Zeitpunkt. Bislang stimmte das Timing ohnehin, Einfluss auf die Pflichtspiele hat das Infektionsgeschehen bislang kaum genommen. „So gesehen bin ich ‚froh‘ über die Durchseuchung, weil wir im Idealfall mit dem fast kompletten Kader die letzten sieben Spiele bestreiten können“, hofft Reis.

Viele Spieler kehren zurück

Die Ausfallliste wird sich bis zum Auswärtsspiel in Hoffenheim am kommenden Samstag auch noch deutlich verkleinern. Nicht nur, weil insgesamt fünf Spieler von ihren Nationalmannschaften zurückerwartet werden, sondern auch, weil bis dahin alle Infizierten die Chance haben, sich freizutesten. In einigen Fällen hat das schon geklappt. Milos Pantovic und Cristian Gamboa zum Beispiel schauten gegen Almelo bereits zu. Selbst Patrick Osterhage, dessen Infektion am Montag vor einer Woche bekannt wurde, war am Freitag schon wieder dabei – eigentlich unmöglich. Selbst Thomas Reis schien überrascht. Aber: Er bremst seine Spieler notfalls auch, wenn es um den Wiedereinstieg ins Training oder in den Wettkampf geht. Eine ärztliche Untersuchung vorher ist ohnehin Pflicht.

Wobei immer mehr Mediziner auch danach vor einer schnellen Rückkehr und vollen Belastung warnen, wie sie in der Bundesliga meist üblich ist. Selbst der DFB gehört zu den eher Ungeduldigen. So ist Armel Bella Kotchap nach seiner Freitestung sofort zur U21-Nationalmannschaft nachgereist. Ob er für den VfL auch in Hoffenheim auflaufen wird, ist aus einem anderen Grund noch unklar. Der VfL geht davon aus, dass die fünfte Gelbe Karte aus dem Spiel gegen Gladbach trotz des Abbruchs gewertet wird. Der Verband führt ihn dagegen auf der eigenen Website nicht unter den gesperrten Spielern. Unklar ist außerdem, wer von den Verletzten zurückkehren wird. Konstantinos Stafylidis hat Probleme mit dem Knie, Maxim Leitsch mit der Leiste, Jürgen Locadia mit der Hüfte. Definitiv fehlen werden Danny Blum und Simon Zoller, der erst nach Ostern ein Kandidat für den Kader sein wird.

Reaktion auf den Spielabbruch

Doch ganz gleich, mit welchem Personal Thomas Reis gen Süden reisen wird, spätestens dann darf auch der Becherwurf mit all seinen Folgen in den Köpfen der Mannschaft keine Rolle mehr spielen. Der Chefcoach, der sich am Abend des Geschehens in Isolation befand, hatte anschließend vier freie Tage verordnet: „Das war sicher hilfreich. Für mich persönlich war es natürlich blöd, dass ich beim Spiel nicht dabei sein konnte und auch direkt danach nicht mit der Mannschaft sprechen konnte.“ Nur kurz habe er dies mit einer Woche Abstand nachgeholt. „Es muss jetzt vorbei sein. Aber natürlich macht das etwas mit der Mannschaft. Uns wurde die Chance genommen, das Spiel auf sportlichem Wege zu entscheiden“, sagt Reis und betont: „Das, was passiert ist, möchten wir alle nie wieder erleben.“

Der Trainer setzt grundsätzlich auf den Lerneffekt und die Vernunft der Fans, wobei er – bezogen auf die ganze Liga – schon jetzt leichte Zweifel äußert: „Bei uns passiert das an einem Freitag und am Samstag fliegen in anderen Stadien trotzdem wieder Becher. Ich finde ohnehin, dass die Stimmung sehr aggressiv geworden ist.“ Den Bochumern traut er aber zu, cleverer zu sein: „Wir haben ein tolles Stadion und ein tolles Publikum, die Stimmung war immer großartig. Wir sollten unseren Weg nun gemeinsam weitergehen. Wenn wir das schaffen, haben wir im Mai was zu feiern.“ Der Klassenerhalt bleibt das große Ziel.

(Foto: Firo Sportphoto)