Aufstieg

Partystadt Bochum: Sorry, hat länger gedauert

Simon Zoller dachte an jeden. Der Angreifer des VfL Bochum versorgte bei der Aufstiegsfeier im Stadion auch die Mitarbeiter der Geschäftsstelle mit frischem Fiege-Bier. Selbst den TV-Teams und einigen Journalisten bot er ein kühles Getränk an. So flink und aufmerksam wie auf dem Rasen war er also auch daneben. Schon bei der Übergabe der Meisterschale war er der erste, der das offizielle Aufstiegsshirt trug. Einen Trophäenschrank hat der VfL angeblich noch nicht, jetzt aber immerhin einen Grund, endlich über die Anschaffung nachzudenken.

Bierdusche und Tour nach Castrop

Zoller war natürlich auch bei allen anderen Feierlichkeiten mittendrin statt nur dabei. Die Mannschaft hatte die Bundesliga-Rückkehr zunächst länger auf dem Stadionrasen bejubelt und zahlreiche Erinnerungsfotos geschossen. Dann stürmte sie die Pressekonferenz für eine Bierdusche. Trainer Thomas Reis nahm es mit Humor und feierte mit. Anschließend trugen sich die Spieler ins goldene Buch der Stadt ein, bevor sie in der Kabine weiterfeierten und geschlossen im Entmüdungsbecken landeten. Später steuerte der Teambus dann noch das Mannschaftshotel in Castrop-Rauxel an, wo ganz sicher nicht nur „Wasser und Cola light“ auf den Tisch kamen. Das hatte Robert Zulj vorher mit einem Augenzwinkern angekündigt. Bis in die Morgenstunden wurde gefeiert.

Bochums Spielgestalter leitete die Party mit seinem sehenswerten Freistoßtreffer zum 3:1 über den SV Sandhausen quasi ein. Wirklich gefährdet war der Aufstieg an diesem Sonntag nie. Dem VfL genügte am letzten Spieltag ein Unentschieden für den Sprung in die Bundesliga. In einer ausgeglichenen Partie brachte Milos Pantovic seine Bochumer noch vor der Pause in Führung. Sandhausen kam zwar zum Ausgleich, doch das 2:1 durch Kapitän Anthony Losilla ließ Fußball-Bochum wieder jubeln. Parallel patzte Holstein Kiel. Greuther Fürth zog mit einem Sieg gegen Düsseldorf an den Norddeutschen vorbei und wird den VfL in der kommenden Saison wiedersehen – dann in der Bundesliga.

Zoller denkt auch an die Fans

Erstklassig verhielten sich parallel zum Geschehen im Stadion auch viele Fans. Die Mehrheit blieb daheim und folgte damit dem Appell von Stadt, Polizei und Verein. Dennoch: Bis zu 7.000 Bochumer, so die Schätzung der Behörden, waren trotz der Pandemielage zur Castroper Straße gekommen. Sie sammelten sich während der Partie auf dem Kirmesplatz. Es blieb lange Zeit friedlich, allerdings wurden die Corona-Regeln kaum eingehalten. Nach Abpfiff tummelten sich viele Fans dann auf den Straßen und hatten sich teilweise nicht mehr im Griff. Die Polizei und der Rettungsdienst registrierten „zahlreiche verletzte Personen“, überwiegend durch Pyrotechnik verursacht. Acht Beamte wurden ebenfalls verletzt, zwei von ihnen sind nicht mehr dienstfähig.

Zeitweise kam es sogar zu Stein- und Flaschenwürfen, teilte die Polizei auf Twitter mit. Zehn Festnahmen und mehr als 100 Anzeigen waren die Folge, wobei die Polizei längst nicht alles ahnen konnte. Unproblematisch verlief hingegen der stundenlange Autokorso durch die Innenstadt. Mit dabei waren auch Fahrzeuge des VfL, auf denen stand: „Sorry, hat länger gedauert“ – eine Anspielung auf elf anstrengende Jahre in der 2. Liga. Die Spieler bekamen davon wahrscheinlich gar nichts mit, sie hielten sich von ihren Anhängern fern. So hatte es der Verein im Vorfeld angekündigt. Wobei Simon Zoller, wie eingangs erwähnt, an alle dachte, also auch an die Fans: „Es ist sehr schade, dass ihr nicht dabei sein könnt. Wenn es wieder geht, werden wir unglaubliche Feste feiern. Passt auf euch auf, wir sehen uns.“

(Foto: Firo Sportphoto)