Beim späten und spielentscheidenden 2:0 durch Milos Pantovic wurde das Bochumer Ruhrstadion zum Tollhaus. Alle bejubelten das Traumtor aus der eigenen Hälfte, doch einer freute sich ganz besonders: Keeper Manuel Riemann. Er herzte den Torschützen ganz zum Schluss – und entschuldigte sich für das, was 20 Minuten zuvor geschehen war. Schiedsrichter Frank Willenborg hatte auf den Elfmeterpunkt gezeigt, weil Hoffenheims Florian Grillitsch nach einem Zweikampf so aufgebracht war, dass er Soma Novothny im Strafraum einfach umschubste. Folgerichtig gab es einen Elfmeter, seltsamerweise aber keinen Platzverweis. Doch darüber diskutierte in Bochum später niemand mehr.
Verrückte Schlussphase
Stattdessen gab es andere Themen, unter anderem Riemanns Verhalten beim Strafstoß. Milos Pantovic hatte sich nach kurzer Diskussion mit Eduard Löwen den Ball geschnappt. Doch plötzlich kam Bochums Torhüter – von den Fans gefordert – angerannt und schickte Pantovic weg. Wie schon im DFB-Pokal vor anderthalb Wochen, als Riemann der gefeierte Elfmeterheld war, trat der Torhüter vom Punkt an, doch dieses Mal flog der Ball auf die Tribüne. „Ich wollte ihn erst abwimmeln“, sagte Pantovic später, doch gegen Riemann konnte er sich nicht durchsetzen. „Aber wir haben das nach dem Spiel geklärt“, ergänzte der Mittelfeldmann. Die Lehre daraus: Riemann sollte mehr Vertrauen in seine Kollegen haben. „Und ich muss das besser moderieren“, war Trainer Thomas Reis selbstkritisch.
Doch am Ende ist alles gut gegangen, und Milos Pantovic war trotzdem der Mann des Tages, sogar namentlich gefeiert vom erneut lautstarken Publikum. An beiden Toren war der Joker beteiligt. Zuerst in der 66. Minute, als der ebenfalls eingewechselte Soma Novothny nach einer präzisen Flanke zum 1:0 einköpfte. Das Schiedsrichtergespann hatte zunächst auf Abseits entschieden, doch der Videoassistent griff ein und ließ die Bochumer mit Verzögerung jubeln. Es folgten Riemanns verschossener Elfmeter, zwei Aluminiumtreffer durch Asano und Holtmann und Pantovic‘ Tor des Monats. Nach Hoffenheims letztem Eckstoß fasste er sich ein Herz, sah, dass Keeper Baumann noch vorne war und traf aus 66 Metern ins leere Tor – aus elf Metern durfte er ja nicht.
Joker stechen, Blum verletzt
Ein verrücktes Spiel, bei dem Reis mit seinen Einwechslungen ein glückliches Händchen bewies. Novothny und Pantovic waren beim 1:0 erst zwei Minuten auf dem Platz; beide feierten ihre Torpremiere in der Bundesliga. „Ich freue mich sehr für sie“, sagte Thomas Reis, der aber das gesamte Team lobte: „Sie werfen sich in jeden Schuss, jeder arbeitet mit.“ Schon zum fünften Mal in dieser Saison blieb der VfL ohne Gegentreffer, ein Wert, der als Aufsteiger bemerkenswert ist. Auch gegen Hoffenheim ließen die Bochumer kaum Torchancen zu. Allerdings hatte der VfL im eigenen Angriffsspiel zunächst ebenso Probleme, eine Stunde lang passierte wenig.
Mit 13 Punkten, zehn davon im eigenen Stadion eingefahren, geht es nun in die Länderspielpause. „Hätte mir das jemand im Sommer gesagt, hätte ich das wohl unterschrieben“, sagte Reis, nachdem er von den Fans gefeiert wurde. Die Euphorie hält an, die Zuschauer sind begeistert. „Das ist ein Hexenkessel hier“, stellte Gästecoach Sebastian Hoeneß anerkennend fest. Thomas Reis will natürlich, dass das so bleibt, und hofft deshalb auch, dass sich Danny Blum nicht schwerer verletzt hat. Der Linksaußen musste schon in der ersten Halbzeit mit muskulären Problemen ausgewechselt werden. Eine genauere Diagnose steht noch aus.
(Foto: Imago / Team 2)