Neuer Vertrag

Kader-Wünsche und mehr Geld: Hecking geht Neuaufbau an

Wann genau der VfL Bochum die Katze eigentlich aus dem Sack lassen wollte, ist nicht überliefert. Aus persönlicher Sicht war es aber durchaus geschickt, dass Trainer Dieter Hecking seine Vertragsverlängerung für den Abstiegsfall nach dem Spiel in Heidenheim höchstselbst publik gemacht hat. Das sportliche Geschehen rückte in den Hintergrund, vielmehr wurde über diese Schlüsselpersonalie gesprochen. Hecking würde auch eine Liga tiefer Übungsleiter und Linienchef des VfL bleiben. Der bislang nur für die Bundesliga geltende Vertrag wurde in ein ligaunabhängiges Arbeitspapier umgewandelt und läuft bis 2027. Noch im März hatte Hecking eine für ihn wirtschaftlich unzureichende Zweitliga-Offerte abgelehnt. Nun aber habe der Klub ein „wertschätzendes Angebot“ zu höheren Bezügen nachgelegt.  

Auch das Trainerteam soll bleiben

Vor allem Sport-Geschäftsführer Dirk Dufner war die treibende Kraft hinter der Vertragsanpassung. Er wollte Planungssicherheit für die neue Saison haben, die im Abstiegsfall ja schon deutlich früher starten würde. Trainingsstart wäre im Juni, das erste Pflichtspiel Anfang August. „Neue und auch bekannte Spieler wollen wissen, mit welchem Trainer wir in die neue Saison gehen. Darüber hinaus ist es wichtig, intern einen klaren Ansprechpartner zu haben. Ohne einen Trainer ist eine Kaderplanung schwierig“, erklärte Dufner nach dem Spiel in Heidenheim. Das Trainerteam mit den Assistenten Marc-Andre Kruska und Murat Ural soll ebenfalls bleiben. Heckings Versuche, seinen langjährigen Co-Trainer Dirk Bremser nach Bochum zu holen, scheiterten schon vor Wochen, weil Bremser bei Holstein Kiel bleibt.

Bedingungen an Sommertransfers

Hecking knüpfte seine Unterschrift an andere „Bedingungen“, vor allem an die künftige Zusammensetzung der Mannschaft. Auf den jetzigen Kader konnte er nur im Winter Einfluss nehmen. Nun ist ligaunabhängig ein Umbruch mit einer zweistelligen Zahl an Abgängen und wohl auch Zugängen zu erwarten. Im Abstiegsfall stünde ein Spieleretat bereit, der im oberen Drittel der Liga anzusiedeln wäre. Hecking würde die sofortige Rückkehr ins Fußball-Oberhaus anpeilen. „Ich habe immer betont, wie wohl ich mich beim VfL fühle und dass ich mir durchaus vorstellen kann, diesen tollen Verein auch im Abstiegsfall zu betreuen, wenn die Voraussetzungen stimmen. Dazu haben wir uns in den vergangenen Tagen intensiv ausgetauscht. Ich wollte das Thema vom Tisch haben“, berichtet Hecking.

Jünger, schneller, torgefährlicher

„Unsere Aufgabe ist es nun, sein frühzeitiges Bekenntnis dazu zu nutzen, einen schlagkräftigen Kader für die kommende Saison zusammenzustellen“, ergänzt Dufner. Finalisieren können die Verantwortlichen ihre Pläne jedoch erst, wenn rechnerisch Klarheit über die Spielklasse herrscht. „Wir bereiten aktuell mehr vor als wir abschließen können“, erklärt Dufner, „denn die Schnittmenge bei Neuzugängen, die in der Bundesliga die Optimalbesetzung wären, aber auch in die 2. Liga mitgehen würden, ist gering.“ Immerhin: Dufners und Heckings Schnittmenge ist deutlich größer, die Vorstellungen „sehr ähnlich.“ Die Mannschaft soll verjüngt werden, außerdem wollen Dufner und Hecking einen Fokus auf schnelle Spieler legen und speziell die Offensive stärken. „Die Baustellen“, betont Dufner, „sind für jeden erkennbar.“ 

Heckings Bilanz ist ausbaufähig

Dass der VfL beim Neuaufbau auf seinen potenziellen Abstiegstrainer setzt, ist derweil keine Überraschung. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit gab es Lob für Heckings Arbeit, erst von Ilja Kaenzig, nun auch von Dirk Dufner: „Dieter hat erkennbar Tolles geleistet, als er hierher kam. Dass wir zuletzt viele Punkte unglücklich liegen gelassen haben, ist natürlich schade. Trotzdem: Er bringt fachlich und menschlich viele gute Attribute mit.“ In der jetzigen Mannschaft ist der 60-Jährige voll anerkannt, auch wenn die sportliche Bilanz eher mau ist. In 23 Spielen unter Hecking holte der VfL auf sportlichem Weg nur 19 Punkte. Aber: Auch Jürgen Gelsdorf und Klaus Toppmöller konnten einst den Abstieg des VfL nicht verhindern, blieben jedoch im Amt und führten den VfL ein Jahr später zurück in die Bundesliga.


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(Foto: Marc Niemeyer)