Moritz Kwarteng

Teuerster VfL-Transfer seit 15 Jahren weckt Erwartungen

Auf die Ankündigung folgen Taten. Ilja Kaenzig, der Sprecher der Bochumer Geschäftsführung, sprach nach dem erneuten Ligaerhalt von einem sportlichen Meilenstein und einem finanziellen Quantensprung. Der VfL könne bei Transfers nun in ein höheres Regal greifen. Das ist nun geschehen. Die Bochumer präsentierten am Donnerstag ihren fünften Neuzugang für die kommende Saison – es ist der teuerste seit 15 Jahren, als der VfL für Christian Fuchs, Paul Freier, Mimoun Azaouagh und Daniel Marcio Fernandes jeweils rund eine Million Euro als Ablöse in die Hand genommen hat. Auch seinerzeit ging der VfL in sein drittes Bundesliga-Jahr.

Diesem Quartett folgt nun Moritz Kwarteng. Die Ablöse für den Offensivallrounder liegt ebenfalls bei rund einer Million Euro. Der 25-Jährige hat einen Vierjahresvertrag bis 2027 unterzeichnet, das Gesamtvolumen mit Gehalt und Beraterboni liegt also im mittleren siebenstelligen Bereich. Das ist für Bochumer Verhältnisse eine Ansage – und weckt naturgemäß Erwartungen. „Mit Moritz Kwarteng haben wir uns schon seit längerem intensiv beschäftigt, insofern ist es umso schöner, dass der Transfer nun vollzogen werden konnte“, sagt Marc Lettau, Interims-Sportchef des VfL. Heißt übersetzt: Kwarteng ist ein Wunschspieler der sportlichen Leitung.

Spätstarter Kwarteng

Der gebürtige Stuttgarter, für den sich auch andere Bundesligisten sowie Klubs aus dem Ausland interessiert haben, ging zuletzt für den 1. FC Magdeburg auf Torejagd und entwickelte sich beim Zweitligisten zur prägenden Figur. Zehn Treffer und drei Vorlagen erzielte er in der zurückliegenden Spielzeit. Die Bochumer müssen von seinen Qualitäten ziemlich überzeugt sein, denn es war Kwartengs erste erfolgreiche Saison im Profifußball. Nach seiner Jugendzeit in Stuttgart, Leipzig und Hoffenheim mit namhaften Trainern wie Julian Nagelsmann oder Domenico Tedesco, schaffte Bochums Neuer zunächst nicht den Sprung nach ganz oben.

Über die Regionalliga-Mannschaft des HSV kam er zu Beginn nicht hinaus, keiner der zahlreichen Profi-Trainer setzte ihn ein, lediglich Interimstrainer Horst Hrubesch machte eine Ausnahme. Anschließend, zwischen Sommer 2021 und Anfang 2022, war Kwarteng sogar vereinslos. Doch in Magdeburg unter seinem früheren Förderer Christian Titz blühte er plötzlich auf. Nun muss Kwarteng beweisen, dass er auch in einem anderen Umfeld und in einer höheren Liga bestehen kann. Das Preisschild wird er vorerst mit sich herumtragen, so viel ist gewiss. Er muss beweisen, dass er nicht nur teurer als seine Teamkollegen ist, sondern auch sportlich besser.

Bero soll schnell folgen

Marc Lettau ist davon offensichtlich überzeugt. „Momo ist ein Spieler, der in der abgelaufenen Saison eine enorme Entwicklung genommen und vom Profil her ideal zum Castroper Straßenfußball passt“, sagt der verantwortliche Kaderplaner, dessen Neuzugänge bislang alle zwischen 24 und 26 Jahre alt sind und das Durchschnittsalter somit senken. Kwarteng ist im offensiven Mittelfeld flexibel einsetzbar, dribbelstark und trotz seiner geringen Körpergröße relativ robust, dazu schnell und torgefährlich – vor allem Letzteres hat in der vergangenen Saison oftmals gefehlt, als keinem einzigen Mittelfeldspieler mehr als fünf Tore gelangen.

Das Bochumer Mittelfeld wird in diesem Sommer ohnehin gestärkt, was die Bemühungen um Matus Bero zusätzlich belegen. Tief im Westen – Das VfL-Magazin hatte am Montagabend zunächst exklusiv über den bevorstehenden Transfer berichtet, der in Kürze offiziell bestätigt wird. Trainer Thomas Letsch kennt den slowakischen Nationalspieler noch aus Arnheim, machte ihn dort zum Kapitän und war sein Denker und Lenker im Zentrum. Bero ist ein Box-to-Box-Spieler mit hoher Ballsicherheit, guter Technik und reichlich Spielintelligenz. Er gilt als zuverlässig und laufstark mit großer Ausdauer, auch seine Grundschnelligkeit ist ordentlich.

Weitere Zu- und Abgänge

Mit dieser Vertragsunterschrift wären die Bochumer Kaderplanungen aber noch längst nicht abgeschlossen. Für die Innenverteidigung soll noch mindestens ein Linksfuß verpflichtet werden, Maxim Leitsch und Keven Schlotterbeck stehen auf der Wunschliste weiterhin ganz weit oben. Auch ein linker Schienenspieler würde dem Kader noch guttun; vielleicht auch ein klassischer Sechser, der perspektivisch die Nachfolge von Anthony Losilla antreten könnte, wobei das Mittelfeldzentrum nominell schon stark besetzt ist. Auch im Angriff schaut sich der VfL weiter um, nachdem der geplante Transfer von Wunschspieler Sven Michel geplatzt ist.

Im Gegenzug soll und muss es auch noch Abgänge geben, schließlich umfasst der Kader aktuell bereits 30 Akteure, inklusive der fünf Neuen, der fünf Leihrückkehrer und zwei Nachwuchsspielern mit Profivertrag. Auf der Streichliste stehen mit Jacek Goralski und Lys Mousset zwei Transferflops aus dem vergangenen Sommer, mit Moritz Römling ein Eigengewächs ohne Perspektive, sowie Jordi Osei-Tutu, dem die Bochumer einen Wechsel nahegelegt haben. Auch Gerrit Holtmann will noch weg. Unklar ist, wie es mit Jannes Horn, Tim Oermann und Luis Hartwig weitergeht. Sie sollen sich in der Saisonvorbereitung zunächst sportlich beweisen dürfen.


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(Foto: VfL Bochum 1848)