Es kann regnen, stürmen oder schneien wie am Freitagabend in Köln – Geburtstagskind Anthony Losilla strahlt trotzdem wie ein Sonnenschein. Dass ihn die Mannschaft und dass er sich selbst mit drei Punkten beschenkte, „war das Schönste, das ich mir wünschen konnte“, sagte der Kapitän des VfL Bochum nach der Partie in bester Laune. Die Erleichterung war groß. „Ein wunderschöner Abend, an dem wir leidenschaftlich gespielt, überragend gekämpft und den Strafraum konsequent verteidigt haben“, schwärmte der 37-Jährige, der selber kaum glauben konnte, dass er dieses Alter schon erreicht hat. Losilla ist hinter Frankfurts Makoto Hasebe der zweitälteste Bundesliga-Profi, sein Vertrag wurde erst neulich um ein weiteres Jahr verlängert.
Kapitän blickt zurück
Dass der Franzose weiter gebraucht wird, wurde zuletzt besonders deutlich, als Losilla zweimal aussetzen musste. „Wir wussten schon vorher, dass ‚Toto‘ ein sehr wichtiger Spieler für uns ist. Aber jetzt wissen wir, wie wichtig er wirklich ist“, sagte Trainer Thomas Letsch nach dem Derby gegen Schalke, das der defensive Mittelfeldspieler ebenso verpasst hat wie das Spiel in Bremen. In beiden Partien enttäuschte der VfL auf ganzer Linie. Das allein am Fehlen von Losilla festzumachen, würde zu kurz greifen, doch die Sperre nach seiner Roten Karte im Spiel gegen Freiburg hatte spürbare Nachwirkungen. „Auch für mich persönlich war es sehr schwer. Ich habe ja ganz normal trainiert, wusste aber, dass ich am Wochenende nicht helfen kann“, berichtet Losilla.
Letsch vertraut Losilla
Die teils heftige Kritik an der Leistung gegen Schalke ging ihm auch als Zuschauer nahe: „Das war keine leichte Woche. Wir wurden von einigen schon totgesagt, uns kein Sieg mehr zugetraut. Deshalb wünsche ich mir, dass wir das, was wir in Köln gezeigt haben, auch in den nächsten zehn Spielen auf den Platz bringen.“ Sportlich ging Losilla als Antreiber wie gewohnt voran. Er nahm Kölns Ellyes Skhiri als Sonderbewacher fast komplett aus dem Spiel und bildete mit Patrick Osterhage eine lauf- sowie einsatzfreudige Doppelsechs. Noch bemerkenswerter ist allerdings die Rolle, die Losilla schon vor dem Spiel in der Kabine eingenommen hat. Trainer Thomas Letsch, der die Mannschaft taktisch vorbereitet hatte, überließ seinem Kapitän die Ansprache.
Zoller zeigt Präsenz
Eine Idee, die offensichtlich Wirkung zeigte und nicht die einzige ungewöhnliche Maßnahme war. Auch der verletzte Simon Zoller war am Freitagabend dabei und leistete moralische Unterstützung. Der Angreifer, der in Köln wohnt, saß trotz seiner Verletzung auf der Ersatzbank, was im Profifußball nur selten vorkommt. Nach dem Abpfiff, als Spieler, Trainer und Betreuer auf dem Rasen einen Kreis bildeten, stand allerdings Losilla wieder in der Mitte und richtete ein paar Worte an die Kollegen. Der Kapitän, der beim VfL ja einen Anschlussvertrag als Trainer besitzt, verrät den Inhalt: „Ich habe den Jungs gratuliert und gesagt, dass wir jetzt zusammen feiern.“ Gemeint war sein Geburtstag genauso wie der zweite Auswärtssieg der Saison.
++++++++++++++++++++
Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr fundierte Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.
++++++++++++++++++++
(Foto: Marc Niemeyer)