VfL-JHV

Schindzielorz reagiert: Im Kreuzfeuer der Kritik

Sein Wortbeitrag hatte das Potenzial, eine andere Stimmung zu entfachen. Als Vereinsmitglied Udo Kontny ans Mikrofon trat, war die Aussprache noch gar nicht ganz eröffnet. Doch er hatte einen dringenden Wunsch: Kontny wollte, dass die Profimannschaft an diesem Abend bis zum Schluss bleibt – und erhielt reichlich Unterstützung. Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz reagierte schneller als alle anderen, beruhigte die Lage und verlängerte für die Spieler kurzerhand den Arbeitstag. Die 1.027 anwesenden Mitglieder waren zufrieden.

Wenige Fragen an Villis

Nach knapp zwei Stunden mit dem üblichen Prozedere und den Berichten der Vereinsführung begann also der eigentlich spannende Teil des Abends. Und er endete schneller als gedacht. Hans-Peter Villis, Vorsitzender des Präsidiums, musste sich nur wenigen Nachfragen stellen. Die Vereinsführung wurde am Ende mit großer Mehrheit für das zurückliegende Geschäftsjahr entlastet. Der Gegenwind, der im Vorfeld von einigen Fans und den Ultras angekündigt wurde, blieb aus – zumindest, was die Arbeit des zweithöchsten Kontrollgremiums angeht.

Denn nach einer emotionalen Eröffnung der Aussprache folgte durchaus Kritik, allerdings stilvoll, sachlich und vor allem auf den sportlichen Bereich bezogen. Das lag vielleicht auch daran, dass Manager Schindzielorz in seiner Rede noch nicht wirklich konkret wurde und anschließend im Kreuzfeuer der Kritik stand. Zwar erkannte der 40-Jährige sehr wohl, dass die sportliche Situation derzeit „bedrohlich“ sei und der Verein vor einer „schwierigen Saison“ stünde. Doch trotz des enttäuschenden Starts mangelte es an klaren Antworten, der Schlusssatz war bezeichnend und beschreibt den Tenor des Vortrags in Kürze: „Ärmel hochkrempeln und anpacken.“

Schindzielorz reagiert auf Kritik

Dass es Schindzielorz auch anders kann, selbstbewusster und mit mehr inhaltlicher Substanz, zeigte er bei den Nachfragen und Beschwerden der Mitglieder, auf die der Ex-Profi Punkt für Punkt einging. Zum Hauptthema entwickelte sich die Entscheidung, Kapitän Stefano Celozzi und Tim Hoogland im Frühsommer auszumustern. Mehrere Fans hakten nach, und Schindzielorz erklärte die Beweggründe, sprach von „alten Verhaltensmustern“, die er durchbrechen wollte. Die Mannschaft der Vorsaison war über ihrem Zenit, ihr fehlte, das machte Schindzielorz deutlich, am Ende das Feuer. Auf dieser Basis erfolgte die umstrittene Entscheidung, dem Duo einen Wechsel nahezulegen. 

Auch standen die Transferpolitik der vergangenen Monate und die kurze Saisonvorbereitung in der Kritik. Durch mehrere Wortmeldungen kam zudem das Thema Scouting auf den Tisch. „Ich merke, dass das viele beschäftigt“, erklärte der Manager. Zwar habe man den Nachholbedarf erkannt, doch wirtschaftlich würden die Mittel fehlen, um das bereits erarbeitete Konzept auch umzusetzen. Den Mitgliedern genügte diese Auskunft. Nach knapp drei Stunden, und sogar einige Minuten früher als im Vorjahr, war die Versammlung schließlich vorbei. Und die Mannschaft durfte dann auch endlich gehen.

(Foto: P. Rentsch)