Mit Tränen in den Augen verließ Ulrich Bapoh den Leichtathletikplatz. Mannschaftsarzt Karl-Heinz Bauer und Zeugwart Andreas Pahl trugen den Angreifer beim Testspiel am Donnerstag vom Feld, auftreten konnte er nicht mehr. Ein Zusammenprall mit Uerdingens Torwart Lukas Königshofer hat für das Bochumer Eigengewächs wohl weitreichende Folgen. „Wir müssen von einer schweren Knieverletzung ausgehen“, sagte Trainer Thomas Reis nach der Partie. Seine Mannschaft gewann mit 4:2, Tom Weilandt und Thomas Eisfeld trafen jeweils doppelt.
Wenige Alternativen in der Abwehr
Abgesehen von Bapohs Verletzung verlief der Test jedoch ganz nach den Vorstellungen des Übungsleiters. Denn das Duell gegen den Drittligisten, der mit bekannten Kräften wie Selim Gündüz und Kevin Großkreutz antrat, brachte Spielpraxis für zahlreiche Rückkehrer und Reservisten – und lieferte zugleich Erkenntnisse über ihr aktuelles Leistungsvermögen. Denn auf sein Stammpersonal hatte Reis fast vollständig verzichtet. Stattdessen sollten Profis wie Stefano Celozzi, Tom Weilandt und Chung Yong Lee so lange wie möglich durchhalten.
Mit ihrem erfolgreichen Comeback hat sich die personelle Situation deutlich entspannt. Neben Bapoh muss der VfL lediglich auf Maxim Leitsch und Patrick Fabian sowie den angeschlagenen Görkem Saglam verzichten. Was für Trainer Thomas Reis bedeutet, dass er nun sehr genau überblicken kann, auf welchen Positionen er künftig die große Wahl hat – und wo die Entscheidung, etwas übertrieben formuliert, eher einer Qual gleichkommt. „Vor allem im Mittelfeldzentrum haben wir viele Möglichkeiten, wenn alle gesund sind“, stellte Reis am Donnerstag fest. In der Abwehr sei es eher umgekehrt.
Denn hinter Saulo Decarli und Simon Lorenz, der ja auch noch kein gestandener Zweitligaspieler ist, fehlen derzeit die Alternativen. Maxwell Gyamfi und Armel Bella Kotchap haben gegen Uerdingen ihr Können angedeutet, aber auch gezeigt, dass ihnen noch Konstanz und Konzentration fehlen. Auch links hinten in der Viererkette mussten zwei Nachwuchskräfte die Lücke besetzen. Sollten die Verantwortlichen ihren Kader im Winter noch einmal aufwerten und nachbessern wollen, dann am ehesten in der Defensive.
Viele Optionen im Mittelfeld
Ganz anders schaut es weiter vorne auf der Spielmacher-Position aus. Dort hat sich zuletzt Sebastian Maier festgespielt. Thomas Eisfeld, der gegen Uerdingen zweimal traf und vor allem bei Standardsituationen überzeugte, hatte zu Saisonbeginn große Probleme – ist aber ebenfalls eine Option. Doch bei diesem Zweikampf wird es nicht bleiben. Chung Yong Lee hat sich nach schwierigen Monaten gesund zurückgemeldet. Und Görkem Saglam, der aufpassen muss, sich in Bochum nicht zum ewigen Talent zu entwickeln, kämpft auch noch um seinen Platz.
Selbst auf der offensiven Außenbahn, auf der Danny Blum, Simon Zoller und Milos Pantovic lange Zeit konkurrenzlos waren, muss sich Thomas Reis künftig entscheiden. Denn Tom Weilandt drängt nach seiner Genesung wieder in die Startelf. Selbst Jordi Osei-Tutu könnte eine Alternative sein: Gegen Uerdingen zeigte er bekannte Schwächen im Abwehrverhalten, beeindruckte aber mit seiner Dynamik in der Offensive. So setzte er vor dem Treffer zum 4:2 zu einem eindrucksvollen 80-Meter-Sprint an, bei dem er sämtliche Gegenspieler wie Slalomstangen stehen ließ.
Kein ernsthafter Konkurrenzkampf deutet sich derweil zwischen den Pfosten an. Zwar bringt Sommerneuzugang und Herausforderer Patrick Drewes genau das mit, was Manuel Riemann fehlt – nämlich Ruhe und Körpergröße. Doch wie schon in der Vorbereitung blieb er auch im Test gegen das Team aus Krefeld nicht fehlerlos. Das zwischenzeitliche 1:1 ging auf die Kappe des Schlussmanns. Will er seinen umstrittenen Teamkollegen tatsächlich aus dem Tor verdrängen, muss Drewes in Zukunft noch deutlich zulegen.
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