Kommentar

Bochumer Becherwurf: Nein, es ist kein Einzeltäter

Am liebsten wäre Manuel Riemann höchstpersönlich in den Block gegangen und hätte den Täter ausfindig gemacht – so wütend war Bochums Torhüter nach dem Becherwurf beim Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Verständlich. Der Imageschaden für den Klub ist riesengroß, der finanzielle Verlust auch; er wird ganz sicher im sechsstelligen Bereich liegen. Sportlich bleibt nur zu hoffen, dass sich die Mannschaft von diesem Vorfall nicht aus der Bahn werfen lässt. Der Klassenerhalt ist noch nicht sicher. Und: Schlimmstenfalls droht wieder ein Geisterspiel.  

Kein rechtsfreier Raum

Die, so dachten wir alle, hätten wir endlich hinter uns gelassen. Doch ausgerechnet beim ersten Heimspiel mit Vollauslastung sorgt ein Fan aus Block A für einen Spielabbruch, weil er den Linienrichter aus kurzer Distanz mit einem gefüllten Bierbecher bewirft – und trifft. Ein einzelner Fan? Ja, ein einzelner Fan. Ein Einzeltäter ist er dennoch nicht, dieses Narrativ darf gar nicht erst entstehen. Denn schon zuvor sind immer wieder Gegenstände aufs Spielfeld geflogen. Einziger Unterschied: Dieser eine Fan, der hoffentlich ermittelt wird, war der einzige, der getroffen hat.

Auch wäre es falsch zu sagen: Das ist nicht der VfL Bochum. Doch, das ist er leider auch. Das Problem besteht ja schon länger, auch in anderen Stadien. Es wird nicht nur geworfen und gedroht, sondern beleidigt und beschimpft, Regeln werden bewusst missachtet – und wer sich darüber beklagt, erntet oft nur eine Reaktion: So ist das eben im Stadion. Kalkulierter Kontrollverlust einer Minderheit. Ja, wir sind nicht in der Kirche, oder auf dem Hof des Ordnungsamtes. Aber das Stadion ist kein rechtsfreier Raum. Mit Gegenständen zu werfen ist primitiv, nichts weiter.

Konsequenzen diskutieren

Der Verein darf deshalb keinen Kuschelkurs fahren. Jeder Becherwerfer muss ermittelt und bestraft werden, ganz egal, ob er jemanden trifft oder nicht. Technisch, mit besseren Kameras, wäre das möglich. Und weil nicht alle Menschen aus Schaden klug werden, vor allem unter Alkoholeinfluss, muss über weitere Maßnahmen diskutiert werden: Etwa über Fangnetze, hohe Pfandbeträge, ein Trinkverbot auf dem Platz oder – nur halb ernstgemeint – personalisierte Becher. Klar ist: Einen zweiten Fall dieser Art darf es nicht geben. Der Schaden für den Verein ist schon jetzt immens.

(Foto: Firo Sportphoto)