Vielleicht wäre es mal spannend, in Bochum zufällig ausgewählte Passanten anzusprechen und ihnen die Frage zu stellen, wer gerade Trainer des heimischen VfL ist. Menschen, die sich kaum oder nur beiläufig für Fußball interessieren, dürften angesichst der regelmäßigen Personalrochaden allmählich ins Schwimmen geraten. Allein in diesem Kalenderjahr, das ja noch nicht vorbei ist, gab es schon vier verschiedene Übungsleiter. Auf Thomas Letsch, der bis Anfang April das Training und die Taktik verantwortet hat, folgte bis zur gewonnenen Relegation Interimscoach Heiko Butscher, und anschließend für etwas mehr als 100 Arbeitstage Peter Zeidler. Nach dessen Beurlaubung übernimmt nun übergangsweise das Duo Markus Feldhoff und Murat Ural, wobei die Hauptverantwortung bei Ex-Profi Feldhoff liegen wird. Die beiden haben zuletzt als Co-Trainer der Bundesliga-Mannschaft gearbeitet, kennen also das Team und sollen den VfL zunächst einmal in das Heimspiel gegen Rekordmeister Bayern München am kommenden Sonntag führen. Weitere Einsätze sind wahrscheinlich, zumindest bis zur nächsten Länderspielpause im November.
Ein kompletter Neuanfang ist es also nicht, wobei Feldhoff und Ural zuletzt schon auf deutliche Distanz zu ihrem Chef gegangen sein sollen. Sie waren also nicht unbedingt der Meinung von Zeidler. Feldhoff wurde bereits unter Thomas Letsch ins Trainerteam aufgenommen und soll noch längerfristig Co-Trainer des Klubs bleiben. Ural kam auf Empfehlung von Zeidler zum VfL, allerdings haben die beiden vorher nie enger zusammengearbeitet; Ural hatte lediglich kurz in St. Gallen hospitiert. Beide besitzen die höchste Trainerlizenz und haben zumindest für einige Wochen schon Cheftrainer-Erfahrung sammeln dürfen. Feldhoff war 2021 für den VfL Osnabrück verantwortlich, Ural Anfang 2024 für den FC Zürich – in beiden Fällen aber ohne großen Erfolg. Auch U19-Trainer David Siebers, der intern hochgeschätzt wird, war ein Kandidat, soll angesichts des schwierigen Programms und der Gemengelage aber nicht verheizt werden.
Komplette Neubesetzung
Sollten Feldhoff und Ural nicht für Sensationserfolge sorgen, werden sie die erste Reihe demnächst auch wieder räumen müssen. Der VfL sucht außerhalb des Klubs nach einer Dauerlösung für den Trainerposten. Medial wird bereits der lange Zeit bei Union Berlin erfolgreiche Urs Fischer gehandelt. Auch Andre Breitenreiter, dem der VfL im Sommer abgesagt und sich dann für Zeidler entschieden hat, wird erneut genannt. Beide Personalien sind naheliegend, aktuell aber reine Spekulation, weil der VfL zunächst einen neuen Sportdirektor verpflichten möchte, der anschließend an der Trainersuche beteiligt sein soll. Nach der Beurlaubung von Marc Lettau an diesem Sonntag und der ersatzlosen Trennung von Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian im Mai gibt es derzeit keinen Sportchef mehr. Deshalb will das Präsidium gemeinsam mit Geschäftsführer Ilja Kaenzig möglichst schnell einen Nachfolger für Lettau installieren.
Wie sich die Verantwortlichen hierfür organisieren, nachdem sie eine solche Position jahrelang immer nur durch internes Aufrücken neu besetzt haben, ist nicht bekannt. Das Präsidium verfügt über kein großes Netzwerk und benötigt Unterstützung, entweder von Kaenzig oder von externen Branchenkennern. Die finanziellen Mittel sind in jedem Fall begrenzt. Mit Thomas Letsch und Peter Zeidler stehen bereits zwei Cheftrainer auf der Gehaltsliste; beide bis 2026 und mit einem Jahresgehalt von rund einer Million Euro. Überdies müssen auch noch Patrick Fabian und Marc Lettau bezahlt werden, jedoch kürzer und zu deutlich geringeren Konditionen. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin muss allerdings noch eine weitere Stelle neu besetzt werden. Teammanager Hannes Hahn, ein Vertrauter von Lettau, muss den Klub ebenfalls mit sofortiger Wirkung verlassen. Chefscout Carsten Schüpmann-Haase darf indes bleiben, nachdem sich auch bei dieser Personalie zunächst eine Trennung abgezeichnet hatte. Der neue Sportdirektor soll sich einen eigenen Eindruck über die Arbeit der Scouting-Abteilung verschaffen.
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(Foto: Marc Niemeyer)